Mein Arbeitstag begann 6:45 Uhr mit den Blutentnahmen, welche an einigen Tagen fast jeder Patient (30 Betten) bekam. Bei Zeitweise 3 Pj-lern und Assistenzärzten die mithalfen schafften wir diese meist bis zum Visistenbeginn 7:00 Uhr. Die Visite war für Studenten eher uninteressant, weil kaum neues besprochen wurde und auch die Pat. meist nur wenig erfuhren, da man ja in 40 min durch sein musste um zur Morgenbesprechung zu gehen. Danach verschwanden die meisten Ärzte irgendwohin - Oberärzte Tumorboards, Fachärzte und Assistenten in den OP. zu 99% mussten die PJ auch zeitnah in den OP folgen um dort stundenlang Hacken zu halten. AmEnde einiger OPs wurde ich regelmäßig gefragt : "kannst du nähen?" Bloß gut ich konnte dies bereits aus 3 chirurgischen Famulaturen sicher, denn sonst hätte sich keiner die Zeitgenommen es mir beizubringen. Insgesamt sind die OP-Pläne so überfüllt, dass seltenst ein Tagesplan geschafft wurde. Diese wurden dann in den auch vollen Plan des Folgetages gestopft oder Nachmittags/Abends/Nachts operiert. Wenn man als PJ-ler Pech hatte und gelich im Saal bleiben musste oder die OP lange ging, fiel regelmäßig das Mittagessen aus. Kam man dann nach einigen Stunden auf Station zurück wurde gleich weiter Druck gemacht - Briefe überarbeiten, Befunde anschauen, Flexülen legen, Untersuchungen anmelden. Keinen Interessierte es ob man kurz vorm verhungern war - die Arbeit ging immer vor. Man musste sich einfach das Recht raus nehmen und einfach kurz was essen gehen. Die Nachmittagsvisite fand dann meist erst sehr spät statt, wenn der Oberarzt aus dem OP raus war. So kam man eigentlich seltenst vor 17:00 nach Hause.
Das Klima unter den Kollegen war sehr zwiegespalten, denn den Assistenzärzten ging es nicht besser, eher schlechter. Unmögliche Dienstzeiten und sehr viele Nacht- und WE-Dienste. An sich waren aber alle Ärzte außer die Führungsriege sehr nett und halfen so gut sie konnten. Doch für Lehre war NIE zeit (außer man wäre laut OA bis Abends geblieben).
An Tagen wenn man nicht im OP war, hatte man teilweise als PJ-ler die ganze Station alleine zu betreuen. KEIN einziger Arzt war da, sodass man alles wichtige immer abtelefonieren musste. Sonst hatte man viele Briefe zu schreiben, Untersuchungen anzumelden und Reha-Anträge auszufüllen. Mittags wohnte man dann einer kurz durchgeprügelten Kuvenvisite bei, ohne auch nur den geringsten Befund erklärt zu bekommen. Wenn bekam man unangebrachte Kommentare zu hören oder Fragen gestellt die kaum ein Assistenzarzt ohne viel Klinikerfahrung beantworten konnte.
Bewerbung
Insgesamt hatte ich mir mein Chirurgie Tertial anders vorgestellt. Im Fazit kann ich sagen, dass ich außer viel Bürokram wenig gelernt habe. Es gab zwar ein paar Ärzte die gerne mehr Zeit für Lehre gehabt hätten, jedoch haben sie ja kaum selbst ihr Pensum geschafft. Ärzte von anderen Stationen waren dagegen sehr nett und gaben sich viel Mühe (A3.2). Wahrscheinlich war es einfach der Stress auf der A4.1 mit 4 verschiedenen abzudeckenden Unterbereichen.