Ich durfte für 4 Monate das Team der Urologischen Abteilung im LK Korneuburg unterstützen und kann diesen Platz wirklich nur jedem ans Herz legen. Besser gehts nicht! Vor allem zukünftige Urologen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Sämtliche (und damit meine ich wirklich ALLE) Ärzte sind so unglaublich freundlich, total motiviert einem etwas beizubringen und außerdem wird dort auch richtig gute Medizin betrieben.
Tätigkeiten gibt es zahlreiche, je nach Vorkenntnissen, Interessensgebieten und Eigeninitiative kann man sich auf der Station, in der Ambulanz oder im OP austoben. Urologische Patienten gibt es immer genügend, so dass man als KPJ-Truppe auch zu dritt auf der Station ohne Langeweile mithelfen kann und dank Nierenkolik und Hodentorsionen sieht man auch im Nachtdienst reichlich. Jedoch geht man immer mit dem Gefühl der Wertschätzung nach Hause und wird aber auch nie schief angeschaut wenn man mal Urlaub braucht oder früher wegmuss.
Der Tag beginnt um 8.00 Uhr mit der Morgenbesprechung, die gut und gerne auch einmal bis zu 1h dauern kann, danach ist man über Kreatininwerte oder rektalen Tastbefunde und natürlich über sämtliche Patienten und anstehende Operationen gut im Bilde.
Auf der Station hält man sich dank der super organisierten Pflege kaum mit Venflons oder Blutabnahmen auf (Ports und ZVKs werden vom KPJ-ler bedient), widmet sich Entlassungsbriefen, Untersuchungszuweisungen, Aufnahmen (inkl. Ultraschall und DRU oder Port anstechen), OP-Vorbereitungen, der Visite (inkl. Naht/Drainentfernungen/-wechsel, Blaseninstillationen/-spülungen, Injektionen,...), Aufklärungsgesprächen und natürlich der hohen Kunst des Kathetersetzens.
In der Ambulanz gibt es einerseits in der allgemeinen Ambulanz die gesamte Bandbreite der Urologie kennenzulernen, andererseits kann man sich im Beckenbodenzentrum mit Inkontinenz und deren variantenreicher Therapie (ein Schwerpunkt der Abteilung) beschäftigen - hier wird man u.a. ins "Pipi-EKG" (den Uroflow) eingeschult. Selbst Hand anlegen darf man in der Ambulanz bei Prostatabiopsien, Cystoskopien, suprapubischen oder transurethralen Kathetern und lernt - wieder hands-on - Hoden-/Prostatatumoren, Varikozelen und Phimosen kennen. Zusätzlich gibts fallweise auch Infos über Politik, Paläontologie und klassische Musik. Und es gibt immer die Möglichkeit Patienten selbständig zu betreuen (v.a. im Nachtdienst).
Um 12.00 Uhr werden die urologischen Patienten gemeinsam mit den Radiologen besprochen, dazwischen wird man gerne auch ins Steineklopfen mit der ESWL-Maschine eingeschult oder schaut sich Patienten im Rahmen der Präanästhesieambulanz an und lernt die wichtigsten Komplikationen der jeweiligen OPs kennen.
Das Beste aber ist definitiv der Uro-OP! (!!!) Man kann praktisch fast täglich assistieren, meistens eher mit-operieren und muss dafür nicht mal fragen oder gar betteln. Rückstichnähte, Intrakutannähte, knüpfen, schneiden, klammern, .... alles ist dabei. Mikro-varikozelen-chirurgie, kleine OPs am äußeren Genitale, endoskopische Eingriffe, offene, große Bauchchirurgie, alles gibts auf der Urologie und besonders die Laparoskopie wird hier perfektioniert. Wenn man ganz frech ist, assistieren einem die Oberärzte sogar eine eigene kleine OP, von der man dann auf Wolke 7 heimschwebt. Absolute Empfehlung! An manchen Tagen gibts ganztags OP-Programm oder wird parallel in 2 Sälen operiert und selbst wenn man mal wirklich nur zuschaut (zB. bei einer TUR-P), bekommt man alles erklärt und das Gefühl, dass sich jemand freut, wenn man Interesse an diesem schönen Fach zeigt. Abgesehen davon, dass auf der Abteilung einfach echt abgefahrene Schmankerl-Operationen durchgeführt werden und es mit dem Urologenhumor so witzig ist am Tisch. Mit "Musculus bulbospongiosus" und "Cavum retzii" kann man übrigens die meisten Anatomie-Fragen beantworten...
Zu guter Letzt gibts hier einen echten Mentor wie aus der Odyssee und wie sich die Uni das wünscht: Einführungs-, Midterm- und Abschlussgespräch werden wirklich geführt und auch sonst gibt es immer ein offenes Ohr für Anregungen, Wünsche, Kritik. Fachlich kompetent und vor allem menschlich einfach 1A. Top!
Davon abgesehen sind die organisatorischen Rahmenbedingung im LK Korneuburg für KPJ-ler wirklich gut: gratis (gutes, auswahlreiches) Essen, eigenes, riesiges KPJ-Dienstzimmer, exakte Arbeitsaufzeichnung, gut organisierte Nachtdienste, jede Woche Fortbildung. Und man schon beim Reingehen ins Haus von jedem freundlich gegrüßt. Einfach nett dort.
Jeder Tag auf der Urologie ist also ein Highlight auf das man sich freuen kann. Am besten man plant dieses Tertial als letztes ein, denn wenn man danach wieder woanders hin muss, ist Traurigkeit vorprogrammiert.