Ich war der erste PJler in der Psychiatrie im Jüdischen Krankenhaus, was mir eine Art "Sonderstatus" verlieh und sich alle wirklich freuten, einen Studenten dort zu haben.
Der Schwerpunkt dort liegt eindeutig auf Sucht. Es gibt eine allgemeinpsychiatrische/fakultativ geschlossene Station, eine reine Suchtstation und eine Traumastation. Ich war hauptsälich auf der allgemeinpsychiatrischen Station eingesetzt, doch auch dort finden sich zu einem großen Teil Suchtpatienten wider. Man sieht aber natürlich auch die gängigen psychiatrischen Krankheitsbilder wie Depression, Psychose, Persönlichkeitsstörung,... Das Patientenklientel ist daher meist schon von der härteren Sorte ;)
Die Stationsärzte waren allesamt super bemüht und nett, ich durfte bei allem dabei sein, worauf ich Lust hatte und hatte auch alle Freiheiten, Patienten von der Aufnahme bis zum Brief selbständig zu betreuen und eigenständig zu visitieren.
Der Oberarzt der Station ist wirklich top. Fachlich hab ich extrem viel von ihm gelernt und auch als Mensch ist er total nett und interessant. Auch der Kontakt zur Pflege war sehr gut. Die Stimmung auf Station litt jedoch manchmal an der hohen Arbeitsbelastung der Assistenten und der teilweise schlechten Besetzung, was natürlich zwangsläufig auch dazu führte, dass man hin und wieder auch nervige Aufgaben aufs Auge gedrückt bekam und zum Aufnahmen machen und Blut abnehmen von Station zu Station sprang. Dies war jedoch eher die Ausnahme.
Schade war auch, dass es trotz Anregung keinen Psychiatrie PJ Unterricht gab. Am Unterricht der anderen Abteilungen (EKG Kurs, Radio Kurs,...) konnte man jedoch immer teilnehmen. Man hat allerdings kaum Kontakt zu den anderen PJlern, da man in der Psychiatrie in einem eigenständigen Gebäude ist und sich so auch fast nie über den Weg läuft. Wöchentlich finden aber auch abteilungsinterne Fortbildungen statt und am Ende hab ich auch an der Supervision der Psychologen teilgenommen, was ja auch fast wie Unterricht ist.
Mittagessen geht man immer geschlossen mit allen Assistenten und dem Oberarzt, das Essen im Jüdischen KH lässt allerding etwas zu wünschen übrig und ist für PJler auch nicht umsonst.
Alles in allem war es ein sehr gelungenes Tertial mit tollen Kollegen und vielen interessanten Kontakten zu Patienten, mit welchen man in der ansonsten rosaroten Medizinstudentenblase für gewöhnlich nicht die größte Schnittmenge hat.