PJ-Tertial Nephrologie in Staedtisches Klinikum St. Georg (1/2016 bis 4/2016)

Station(en)
10/2 Nephrologie
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Zuerst möchte in ein paar Sätze zu mir schreiben, damit die folgende Bewertung richtig eingeordnet werden kann. Ich mag die Innere Medizin, ich liebe differentialdiagnostisches Denken und Laborwerte sowie pathophysiologische Zusammenhänge und EKG. Bis auf das chirurgische Tertial habe ich meine gesamten praktischen Erfahrungen in der Inneren Medizin und Neurologie gesammelt. Es ist schon vieles über die Nephrologie geschrieben wurden und auch bei mir gaben die durchweg positiven Bewertungen auf dieser Seite ein Ausschlag meine Zeit dort zu verbringen.
Ich verbrachte 8 Wochen auf der Station im Rahmen meines Innere Tertials. Der Tag beginnt 8 Uhr mit Blutentnahmen und Flexülen legen. In der Regel ist man damit bis 9 Uhr fertig (da man eigentlich immer zu zweit ist). Ich habe es nicht einmal erlebt, dass die Visite ohne uns begonnen hätte, im Gegenteil, wenn es mal länger gedauert hat, dann wurde immer auf die Pjler gewartet. Mo, Mi und Freitags ist OA Visite. Die Krankheitsbilder sind nicht nur nephrologischer Natur. Es wird ein großes Spektrum internistischer Erkrankungen abgedeckt: akutes Nierenversagen, chronische Niereninsuffizienz, akutes Leberversagen unklarer Genese, dekompensierte HI, alle Arten von Elektrolytentgleisungen, Phäochromozytom, alle Glomerulonephritiden, Vaskulitiden, Goodpasture Syndrom, RPGN als besondere Verlaufsform. Man hat die Möglichkeit (es wird sogar ausdrücklich gewollt), dass man die Patienten, welche man selbst aufgenommen hat auch betreut, dh. Untersuchungen anmeldet, den Arztbrief schreibt und natürlich auch den Patienten visitiert und Anordnungen schreibt. Jeder Patient wurde nachbesprochen, nachdem man sich Gedanken über die Therapie gemacht hatte. Man sollte diesen Denkprozess intensiv nutzen. Seine eigenen Gedanken zu diskutieren und ggf. sein Gegenüber zu überzeugen oder einzusehen, dass man nicht richtiggelegen hat, ist ein enorm wichtiger Schritt für die eigene klinische Sicherheit und der beste Lerneffekt, welchen man sich wünschen kann. Dazu brauch man allerdings eine Arbeitsumgebung, welche das zulässt. Und diese findet man in dieser Abteilung. Man kann jeden Laborwert bestimmen lassen, wenn man denn Lust hat, sofern man eine korrekte medizinische Begründung für seinen Gedankengang hat. Wenn man sich also in einen Fall hineingedacht hat, sollte man sich nicht scheuen seine Vorschläge anzuordnen.
Bei der Visite und auch bei der Laborvisite werden durch den leitenden Oberarzt viele oft sehr schwierige Fragen gestellt, welche stets im klinischen Kontext stehen. Keine Angst man muss nicht alles wissen....man kann nicht alles wissen....aber man kann gemeinsam eine Lösung finden und den Sachverhalt diskutieren. Ich habe Vieles gewusst und mindestens genauso Vieles zu ersten Mal gehört. Nachfragen wurden stets sehr ausführlich beantwortet. Und sehr oft, eigentlich jedes Mal, wurde ein zum Thema passendes Paper empfohlen und via Mail rumgeschickt. Manchmal bekamen wir kleine Hausaufgaben und ja diese wurden dann nicht vergessen, sondern abgefragt. Stets im Kontext eines aktuellen Falls. Generell muss man sagen, dass sehr viel Wert auf evidenzbasierte Medizin/Therapie gelegt wird. Die Ärzte waren alle Up to Date und mit den neusten Studien vertraut, sodass man wirklich viel aktuelles Wissen mitbekommen hat...teilweise merkte man, dass Studieninhalte schon wieder veraltet waren.
Prinzipiell gibt es auf Station auch eine ganze Menge praktische Sachen, welche man machen kann. Pleurapunktionen, arterielle BGAs, Liquorpunktionen, KM-Punktionen (selten) können natürlich auch vom Pjler unter Anleitung selbst durchgeführt werden. Bei den Nierenpunktionen darf man assistieren. Man darf für alle Sachen, welche man selber macht auch aufklären. Wenn man Ultraschallerfahrung hat, kann man schallen....alles und jeden (wenn man Zeit hat :D) und wenn man keine hat auch kein Problem, man bekommt es gezeigt. Restharnbestimmungen, Nierensonografie (Stau, Steine, Tumore, Parenchymveränderungen, Größe, Lage, Zysten, Hämatom nach Punktion) und Abdomensonografie kann man alles selbst durchführen. Eine wichtige praktische Fähigkeit, welche man in dieser Zeit erlernen oder üben kann (und sollte), wenn man Lust hat: Einen Arztbrief schreiben. Man sollte sich im Klaren darüber sein, ein Tag in der Inneren Medizin besteht aus Visite (dort geschieht die eigentliche internistische Arbeit) und Arztbriefe schreiben. Und wenn man noch nie einen Brief geschrieben hat, muss man damit rechnen, dass die ersten Exemplare gnadenlos zusammengestrichen werden....zurecht ;-). Ein wichtiger Punkt: Der Brief ist die letzte Chance einen Fall zu durchdenken und ggf. Sachen zu korrigieren. Der Lerneffekt ist enorm. Man merkt an den Formulierungen schnell ob man den Sachverhalt selbst richtig verstanden hat oder nicht. Aber wie gesagt man muss nicht, wenn man nicht möchte.
Wir hatten fast jeden Tag pünktlich Schluss, man wurde natürlich nicht gehindert, wenn man länger bleiben wollte. Mittagspause wurde jeden Tag im Team gemacht und diese ist nicht einmal ausgefallen. Zusammenfassend kann man sagen, dass diese 8 Wochen für mich zu den lehrreichsten im gesamten Studium zählen, eben, weil man viele Freiheiten hatte ohne jemals wirklich alleine dazustehen. Wer schon immer mal die Definition von exzellenter evidenzbasierter Medizin erfahren wollte...sollte diese Abteilung besuchen. Wer den Goldstandard in Sachen Lehre und Teaching kennen lernen will....weis nun wo man sich bewerben muss. Quintessenz: Lerne jeden Tag einen neuen Fakt und wenn du etwas nicht weist, kein Problem, schlage es nach oder frage jemanden der es weis, aber tu es.
Vielen Dank dafür an alle Fachärzte, Assistenten und den Oberarzt!!
Bewerbung
Ich musste ein ganzes Jahr warten und meine Tertiale verschieben, weil vorher schon alles voll war.
Zentral über das Referat Lehre und über das St. Georg
(insgesamt 8 Wochen Nephrologie und 8 Wochen ZNA)
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Repetitorien
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Gehalt in EUR
200€

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1