Erfahrungsbericht PJ Tertial in der Allgemeinen Chirurgie im Krankenshaus Bozen
Ich hatte mich schon sehr früh bei verschiedenen Krankenhäusern in Südtirol für ein PJ Tertial beworben. Ich bekam dann mehrere Zusagen und entschied mich für Bozen. Als größte Stadt in Südtirol mit Universität versprach sie die meiste Abwechslung. Die PJ Stellen werden hier sehr großzügig vergeben und auch eine späte Bewerbung kann noch erfolgreich sein.
Meine Entscheidung nach Südtirol zu gehen traf ich wegen der tollen Natur und den damit einhergehenden Freizeitmöglichkeiten. Der Zeitraum von Januar bis April 2016 erwies sich als genau richtig, falls man Wintersportmöglichkeiten und Sonnenstunden im T-Shirt zeitgleich genießen will.
Bezüglich des PJ-Tertials im Krankenhaus Bozen lässt sich sagen, dass man als Hakenhalter gerne gesehen ist, aber sonst nicht in den klinischen Alltag eingebunden wird. Von den Studenten wird erwartet, dass bei bestimmten Operationen die Studenten als Hakenhalter bereit stehen. Leider erfolgte keine strukturierte Einweisung durch einen Arzt, deswegen war es nicht so leicht nachvollziehbar, bei welchen Operationen wie viele Studenten mithelfen sollten. So passierte es mir einmal, dass ich angepiepst wurde, in eine Mamma-Operation, und dann dort vor dem gesamten OP-Team eine Standpauke erhielt, warum ich nicht selbstständig im OP erschienen sei. Die sieben Wochen vorher wurde für die Operation nie ein Student benötigt. Außerhalb der Operationsassistenz gibt es keine Verpflichtung für die Studenten. Wenn man sich dementsprechend selbst organisiert, kommt die Freizeit nicht zu kurz.
Die Operationen deckten einen Großteil des viszeralchirurgischen Bereichs ab. Dementsprechend viele Hernien-Operationen, aber auch Kolektomien, Whipple-OP und Leberchirurgie. Auf Nachfrage werden einem die anatomischen Verhältnisse und nächsten OP-Schritte erklärt, ansonsten bleibt man aber das atmende (und je nach Operation schwitzende) Stativ. Es liegt also an einem selbst, wie viel man an klinischer Praxis aus diesem Tertial mitnimmt. Immerhin sieht man viele verschiedene Operationen. Im Aufenthaltsbereich werden ab dem Mittag geschmierte Brötchen und Obst kostenlos bereitgestellt, mit denen man sich stärken kann. Meist kann man aber zum Mittagessen in die wirklich gute Kantine des Krankenhauses gehen. Das Krankenhaus Bozen ist als Landeskrankenhaus die größte Klinik in Südtirol. Dadurch ergeben sich auch Rotationsmöglichkeiten in Abteilungen, die es nicht an jedem Krankenhaus gibt, beispielweise die Neurochirurgie.
Bozen ist wohl die Stadt, die das meiste italienische Flair ausstrahlt. Auf der Straße hört man vor allem Italienisch und auch in der Klinik finden alle Besprechungen auf Italienisch statt. Allerdings waren meine Sprachkenntnisse relativ bescheiden, doch das war im Alltag kein Problem. Da das ganze Klinikgebäude relativ unübersichtlich ist, wird man als Weißkittel doch recht häufig nach Wegbeschreibungen gefragt. Darauf konnte ich dann leider nur mit einem Lächeln und ‚Non lo so‘ antworten. Das italienische Flair spiegelt sich auch in der Kaffeekultur im Krankenhaus wieder und so gibt es sehr guten Kaffee zu sehr günstigen Preisen in den verschiedenen Cafeterien.
Freizeitmöglichkeiten bieten sich je nach Jahreszeit und Geschmack in großer Anzahl an. Gemütliche Spaziergänge durch die Weinberge, Bergwanderungen, Wintersport, Klettersteige und viele Seen. Zum Schluss kann ich allen die nach Bozen gehen wollen nur empfehlen das kleine Cafe Vinzig in der Nähe der Guntschna Promenade zu besuchen. Dort stehen wenige Tische im Garten einer jungen Familie und es werden Freitags und Samstags nur Produkte aus eigener Produktion angeboten. Das bedeutet sowohl Wein, als auch Kuchen, Quiche und Säfte, alles sehr lecker !
