Äthiopien lässt sich schlichtweg nicht mit Deutschland vergleichen, daher viel mir die Benotung hier auch schwer. Bei der Frage "ob ich denn auch medizinisch was gelernt hätte" möchte ich am liebsten die Augen verdrehen. Trotzdem, oder gerade deshalb, war die Zeit in Äthiopien sehr spannend, eindrucksvoll und horizonterweiternd. Vieles was man aus Deutschland kennt relativiert sich.
Ich war (theoretisch) 8 Wochen im Gondar University Hospital in der Chirurgie, konnte mich aber durch meinen Sonderstatus frei bewegen (d.h. alles anschauen was mich interessierte) und hatte keine Verantwortlichkeiten. Da die allermeisten Patienten ausschließlich amharisch sprechen, war ich auf die Zusammenarbeit mit einheimischen Studenten angewiesen, welche allesamt sehr nett waren und mir gern Dinge erklärten und übersetzten. Es gab jeden Morgen eine Fallbesprechung oder Visite im "recovery room" in großer Runde und1/2mal pro Woche Weiterbildung zu unterschiedlichen Themen. Das gesamte Studium läuft auf Englisch, die meisten Studenten besitzen tablets mit englischer Fachliteratur und ein großes theoretisches Wissen (was nur bedingt weiterhilft, wenn die Optionen bei BPH sich praktisch auf watchful waiting und radikale PE beschränken).
Wer also mal über den Tellerand blicken möchte, Lust auf ein kleines Abendteuer und ein interessantes Land hat (Zeit zum Reisen konnte ich mir problemlos nehmen), dem kann ich Gondar empfehlen! Man sollte sich allerdings im Klaren darüber sein, dass das Leben dort weitaus unbequemer ist als hier.
Bewerbung
ca. 4 Monate vorher per Email. Wenn keine Antwort kommt einfach nachhaken bis man Glück hat.
Mehr infos gibts hier https://student.uniklinikum-leipzig.de/pj/doc/Praktisches_Jahr_University_of_Gondar.pdf