Mein Tertial hat in der Gyn angefangen, Vom ersten Tag an wurde deutlich, dass die Atmosphäre im Team sehr schlecht ist: gegenseitige Seitenhiebe, Lästereien und Missgunst bestimmten den Alltag.
Mein Arbeitstag begann mit einer hektischen Visite, ohne Zeit fuer Erklaerungen, anschliessend war Fruehbesprechung und dann ging es meist in den OP bis Nachmittags oder Abends. Ausserdem gehoerten zu unseren Aufgaben saemtliche Aufnahmen, die zu erledigen waren. Als PJlerin wurde ich keineswegs ins Team als eventuelle zukuenftige Kollegin integriert, sondern degradiert zur Praktikantin fuer alles. Die Arbeitszeiten waren entgegen dem Vertrag sehr haeufig enorm, oft musste ich bis 18Uhr, manchmal auch bis 20Uhr bleiben, andere PJlerinnen berichteten davon bis nachts um 2 bleiben zu muessen. Die Stimmung im OP liess sich eigentlich nicht aushalten, man konnte nicht nur nichts lernen, sondern wurde haeufig ohne nachvollziehbaren Grund und auf repektlose Art und Weise "kritisiert" und das gesamte OP-Team geradezu tyrannisiert.
Auf Station fand man sich häufig ohne Arzt oder Aerztin wieder, die Aufnahmen die jeden Tag zu machen waren (oft auch nach OP-Programm und Feierabend, was von uns ohne weiteren Kommentar verlangt wurde), blieben meist unbesprochen.
PJ-Unterricht fand nicht statt. Eine Aufwandsentschaedigung gibt es nicht, Mittag essen isst zwar kostenlos, aber bereits am ersten Tag versicherte uns die Oberaerztin, dass hier niemand essen gehe und dafuer keine Zeit waere (wir haben es trotzdem haeufig geschafft, manchmal wenigstens eine viertel Stunde.) Wir hatten 6 Studientage in den 16 Wochen.
Die Zeit war insgesamt sehr anstrengend und frustrierend, ich wuerde allen ausdruecklich davon abraten, dort das PJ zu machen. Ich hatte mich wirklich auf Gyn gefreut, schliesslich war es mein Wahltertial, allerdings bin ich enttaeuscht worden.
Generell kann ich wirklich nicht verstehen, wie die Kolleginnen und Kollegen unter solchen Arbeitsbedingungen ueberhaupt arbeiten koennen. Fuer mich war das wie in einem Krankenhaus von vor 60 Jahren, in dem nur Hierarchien und die Karriere Einzelner zählt.
Trotz allem positiv anzumerken war, das wir unsere Ueberstunden aufschreiben durften und dadurch viele freie Tage hatten (was den Lerneffekt jedoch auch nicht verbesserte). Am Ende war ich einfach froh, als die Zeit zu Ende war.
Ganz anders war es hingegen auf der Geburtshilfe, wo ich auch 2 Monate des Tertials ableistete. Die Arbeitsatmosphaere war sehr gut, die Kolleginnen und Kollegen waren respektvoll, hilfsbereit und geduldig. Auf der Geburtshilfe hatte ich oft die Moeglichkeit praktische Taetigkeiten wie Sonografie, Untersuchung, Patientinnengespraeche selbst durchzufuehren und zu Ueben, ausserdem konnte ich bei Interesse alle anderen Taetigkeiten im Kreisssaal, im OP, auf Station oder in den verschiedenen Sprechstunden mit angucken. Die Kolleginnen und Kollegen haben sehr viel erklaert, ich fuehle mich auf dem Gebiet der Geburtshilfe viel kompetenter als vorher. Theoretischer Unterricht fand in Form von UaK-Seminaren statt. Meine Benotung bezieht sich nur auf den Einsatz in der Gyn, die Geburtshilfe wuerde bei mir mit einer 1 abschneiden.
Es war quasi das komplette Gegenteil zu dem, was ich auf der Gyn erlebt habe. Trotzdem wuerde ich insgesamt das PJ an der Uni Leipzig in der Gyn und Geburtshilfe nicht weiterempfehlen.