Aufgrund der vielen guten Berichte hatte ich mich für das PJ in Demmin entschieden.
Umso entsetzter war ich als das Tertial angefangen hat: ein Großteil des ärztlichen Teams war wohl im Laufe des Jahres ausgetauscht worden!
Die Ausbildung hat darunter sehr gelitten. Bis auf den Chefarzt nimmt sich kaum einer Zeit zu erklären. Auf Nachfragen war die häufigste Antwort: "Ja müssen Sie mal nachlesen". Somit steht man häufig mehrere Stunden im OP und hält die Harken ohne Wissenszuwachs. Für angehende Chirurgen vielleicht ok, um zu lernen wie man dem Operateur die Arbeit am besten erleichtert, für alle anderen eher unbefriedigend. Auf Station ist es auch nicht wirklich besser. Man ist vor allem für die Flexülen zuständig oder schreibt Briefe/Verlaufe, an der eigentlichen Patientenbetreuung nimmt man wenig teil. Wenn das fertig ist sitzt man auch mal mehrere Stunden rum. Positiv hieran ist nur, dass man genügend Zeit hat um sich Fachwissen anzulesen (was einem ja eigentlich erklärt werden sollte). Unterricht findet ca. alle 2 Wochen ein mal statt. Auch die Rahmenbedingungen sind eher bescheiden. Es gibt keine Aufwandsentschädigung und es wird nur eine Fahrt pro Woche erstattet (max. 93€/Monat). Es gibt nicht mal einen freien Zugang zum Klinikparkplatz für PJ-ler, den soll man für 7,50€ pro Monat mieten (Belegärzte hingegen bekommen einen kostenlosen Platz). Schon ziemlich dreist. Die Arbeitszeit geht von 7:00 bis ca. 15:45 (wenn man im OP steht ggf. auch mal länger), Freitags bis 13:00, früher wird man selten gehen gelassen, da vorher noch die Übergabe stattfindet (hat allerdings kaum Ausbildungswert). Ich hatte das Gefühl vor allem als kostenlose Arbeitskraft angesehen zu werden, weniger als Auszubildender. Am ersten Arbeitstag wurde uns gesagt, dass wir (3) PJ-ler uns den letzten Monat vor den Prüfungen nicht alle gleichzeitig unsere übrigen Fehltage nehmen dürften, da immer wer zur Assistenz da sein müsste. Das ging dann letztendlich zum Glück doch.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass Demmin nach 2 sehr guten Tertialen ein unbefriedigender Abschluss war. Für jemanden der gerne Chirurg werden möchte und (auch ohne Erklärungen) im OP stehen mag um assistieren zu lernen, ist es vielleicht ok. Ansonsten würde ich mir die Fahrtzeit (und Kosten) sparen.
