PJ-Tertial Innere in Krankenhaus St. Elisabeth Dillingen (11/2014 bis 6/2015)

Station(en)
Kardio/Nephro, Pulmo, Gastro, Sono/Endoskopie, Notaufnahme
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Diagnostik, Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Das PJ in Dillingen lieߟ mich mit eher gemischten Gefühlen zurück. Entgegen der Werbung, man dürfe unter Supervision eigene Patienten betreuen, war das aufgrund von Zeit- und Ressourcenmangel z.B. aufgrund der Tatsache, dass Dillingen sehr viele Berufsanfänger hat, die selber eingelernt werden müssen, schwierig. Ein wenig Kurvenvisite und Briefe schreiben werte ich noch nicht wirklich als Patienten betreuen, obwohl das natürlich besser ist als nichts und mehr als es in anderen Krankenhäusern gibt. Die Worte in den Werbeveranstaltungen sind diesbezüglich aber etwas zu hoch gegriffen. Es gab einige sehr engagierte Ärzte und Oberärztinnen, die nicht nur versuchten, sich selbst im besten Licht zu präsentieren, sondern auch Studenten wirklich einzubinden und einem etwas beizubringen – denen bin ich auch sehr dankbar. Ich erinnere mich an eine sehr liebe und geduldige, selber noch am Anfang der Ausbildung stehende Assistentin, die mir gerade anfangs sehr viel beigebracht hat und mir half, mich in der Klinik zurecht zu finden. Die beiden Oberärztinnen waren auch sehr bemüht, z.B. stellte mir die Pneumologin eine kleinere Rechercheaufgabe zu einer selteneren Erkrankung, eine andere korrigierte einen von mir verfassten Arztbrief und setzte sich gegenüber der Chefärztin für mich ein.
Aber wie oben schon anklang, gab es, wie in vielen Krankenhäusern, auch in Dillingen Strukturprobleme, die wiederum zu Unzufriedenheit und Streit um Dienst- und Urlaubsplanung, Stress mit der Pflege, Grüppchenbildung und Mobbing führten. Eine kleine Gruppe von Ärzten hatte den lieben langen Tag nichts Besseres zu tun, als über die ganze Klinik inklusive PJlern herzuziehen. Das verdarb natürlich die Stimmung und gab einem nicht gerade das Gefühl von Sicherheit und eines geschützten Rahmens. Von PJlern wird bezüglich der Urlaubstage erwartet, dass sie die gleichen Pflichten mit Urlaubsantrag usw. erfüllen, wie angestellte Assistenzärzte. In meinem Fall war es teilweise sehr schwierig, Urlaubstage zu bekommen, denn PJler wurden gerade für Blutabnahmen als Entlastung der Stationen einkalkuliert. Es gab die Möglichkeit, an Nacht- und Wochenenddiensten teilzunehmen. Die Organisation des PJs wurde zum Zeitpunkt meines PJs sehr gelobt, ich hatte jedoch das Gefühl, dass diese nur ein zusätzliches Kontrollinstrument war und alles sehr viel komplizierter und anstrengender machte, als es eigentlich ohne Dazwischenfunken diverser Personen gewesen wäre. Es passierten viele organisatorische Fehler, die durch eine gute Kommunikation zwischen Studiensekretärin und Chefärztin hätten vermieden werden können. Und in den „Kinderschuhen“ steckte das Projekt zum Zeitpunkt meines PJs nun auch nicht mehr. Wir hatten zwar einen Platz im Wohnheim auf dem Klinikgelände, mussten die komplette Zeit jedoch ohne Waschmaschine und ohne verfügbares Wlan mit Surfsticks und Wäschetransporten in die Heimatstädte überbrücken. Die Klinikverwaltung war von der Anwesenheit von Studenten nicht sehr begeistert, denn es kam hin und wieder zu Anfeindungen und seltsamen Aktionen. Dies trug natürlich nicht sehr zu einer entspannten Atmosphäre bei, in der man sich besonders heimisch fühlt. Es gab kostenlose Verpflegung, allerdings nur das übliche ungesunde, frittierte oder totgekochte Krankenhausessen. Das Angebot an Unterricht war umfassend; es gab teils ganz interessante Fortbildungen und Veranstaltungen, von denen ich den Reanimationskurs, den Sonografie-Kurs von Frau Dr. Stephan, die Gesprächsrunde über „Time to care“, den EKG-Kurs und die Vorträge von Frau Dr. Meyer in guter Erinnerung habe. Außerdem konnte man an den Fortbildungen für Allgemeinmediziner teilnehmen. Allerdings war mir persönlich vieles politisch zu überladen und zu sehr darauf ausgerichtet, zukünftige PJler und Weiterbildungsassistenten anzuziehen und zu beeindrucken. Eine solide Ausbildung hätte viel mehr überzeugt – aber diese hing sehr von den Stationen und den jeweiligen Teams ab, und ließ leider teilweise sogar sehr zu wünschen übrig. Beispielsweise verbrachte ich 1 Woche bei einem Oberarzt in der Funktionsabteilung Sonografie, der es nicht für notwendig hielt, abgesehen von ein paar Raunzern überhaupt mit uns zu kommunizieren, geschweige denn etwas zu erklären oder uns auch mal unter Anleitung sonografieren zu lassen. Positiv war, dass man durch alle Abteilungen (Kardio/Nephro, Pulmo, Gastro, Sono/Endoskopie, Notaufnahme) rotieren konnte – jedoch für den relativ kurzen Zeitraum von 4 Monaten waren es für mein Gefühl etwas zu viele Rotationen. Man konnte sich dadurch nirgendwo richtig eingewöhnen, und nahm daher auch nicht so viel mit. Die Zeit in der Notaufnahme (eigentlich 2 Wochen) war bei mir sehr kurz und unterbrochen davon, dass die Chefärztin mich zwischenzeitlich beliebig auf andere Stationen versetzte (z.B. für Blutabnahmen, Schreiben von Arztbriefen usw.). Überhaupt habe ich die Präsenz der Chefärztin als sehr dominant und bevormundend empfunden. In sog. „Coachings“ versuchte sie, einen in eine bestimmte Richtung zu drängen. Sie hatte keine Skrupel, PJler für ihr Projekt zu instrumentalisieren und fragte auch nicht danach, ob man mit Fotoshootings mit Politikern, Presse oder kurzfristig aufgebrummten Vorträgen vor Publikum etc. einverstanden sei. Dies war wohl einfach ein Opfer, das man für den Luxus eines fair bezahlten PJs erbringen musste. Es wurde insgesamt zu viel Macht und Druck ausgeübt, um Nachwuchs für die Allgemeinmedizin zu gewinnen. Mich hat dies eher abgeschreckt. Andere PJler, die mir 1 Tertial voraus waren, empfanden die Atmosphäre als nicht so belastend wie ich, andererseits waren in früheren Tertialen auch mehrere PJler in Dillingen, auf die sich die Aufmerksamkeit verteilte, außerdem gab es eine andere Konstellation der Ärztebelegschaft (einige sind in Elternzeit gegangen). Inzwischen hat sich in Dillingen bestimmt auch wieder Einiges geändert. Und letztlich kann ich nur mein eigenes, subjektives Empfinden schildern. Am besten, ihr macht euch selbst ein Bild und hospitiert für ein paar Tage. Das PJ in Dillingen ist sicherlich nicht schlechter als in anderen Kliniken, jedoch wäre ich vorsichtig mit überhöhten Erwartungen. Die Werbung würde ich jedenfalls nicht wörtlich nehmen.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Bildgebung
EKG
Nahtkurs
Tätigkeiten
Notaufnahme
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.73