PJ-Tertial Innere in Spitalzentrum Biel (5/2016 bis 8/2016)

Station(en)
C 4/5, A7
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Ulm
Kommentar
Lehre existiert, steht hier aber ganz klar an zweiter Stelle und ist auch nur rudimentär vorhanden. Als Unterassistent kann man hier eigene Patienten betreuen. Wie gut das dann funktioniert und wie viel man dabei lernt, hängt ganz vom jeweiligen Oberarzt und Assistent ab. Da über die Hälfte der Assistenzärzte ganz frisch von der Uni waren und nur wenige Wochen vor bis teilweise sogar nach meinem Start dort angefangen haben, war die Lehre dementsprechend. Insgesamt war alles dabei: vom bestem Teaching bis selber teachen zu können. Bei Fragen wurde meistens auf den Oberarzt verwiesen und weil die die neuen Assistenten erst noch einlernen mussten, blieb man als Unterassistent manchmal schon etwas auf der Strecke. Punktionen oder ähnliches habe ich in den ganzen vier Monaten keine einzige gemacht außer eine Hand voll aBGA's. Blutabnehmen oder Wundversorgung ist Sache der Pflege. Bei Untersuchungen wie Koloskopien kann man zwar offiziell zuschauen, aber oft vergessen die Krankenschwestern einem Bescheid zu geben, dass der Patient schon abgeholt worden ist und damit bleibt man dann eben doch auf Station. Unterricht speziell für Studenten gibt es keinen, soll aber mal existiert haben. Man kann zu den Fortbildungen der Ärzte gehen, die aber nicht ganz so lehrreich sind (Frontalunterricht). Mittwochs gab es immer zu verschiedenen Themen Vorträge. Sonst gab es nur noch einen EKG-Kurs, der aber nur 2 mal im Jahr stattfindet. Einziger Höhepunkt ist donnerstags die Fortbildung auf der Intensivstation.

Als Unterassistent kommt man zuerst auf die allgemeine Innere Station. Und das ist eigentlich auch schon alles, was das Spital anbieten kann. Rotationen auf die Nephrologie oder Kardiologie sind nicht möglich, außer man fängt dort als Assistent an, da sich ja dann die Lehre lohne. Allenfalls auf die A7. Das ist die Geriatrie und Rehabilitation die mit der Stroke-Unit verbunden ist. Aber Schlaganfallpatienten kommen je nach Belegung auch auf die anderen Stationen. Da dort die Patienten nichts akutes haben und oft sehr lange zur Reha da sind, lernt man dort noch weniger. Auf den Notfall kommen nicht mehr alle Studenten. Zu meiner Zeit war das Spital und wohl ganz besonders die Notaufnahme mit sich selbst etwas überfordert. Dort soll es wohl wie in den vorherigen Berichten beschrieben ganz lehrreich sein. Selbst nach mehrmaligem Nachfragen kam bei mir immer nur ein kategorisches "Nein".

Das Hauptproblem hier ist auch, dass es kein richtiges Konzept für die Ausbildung gibt. Man ist halt einfach da und macht seine Arbeit und ist vom Wohlwollen des für die Lehre zuständigen Oberarztes abhängig, der auch erst seit diesem Frühjahr dafür zuständig ist. Rückmeldung bekommt man nur wenn man selber nachfragt und dann auch nur, dass alles gut sei, egal wie gut man es eigentlich macht. Einziges Trostlaster ist, dass durch die vielen jungen Ärzte die Stimmung ganz nett war, wobei man sich zurecht fragen kann, wie es zu so einem massiven Personalwechsel kommen kann.

L e b e n : Biel hat nicht ganz so viel zu bieten und bis in die Berge ist es auch ein gutes Stück. Bei den langen Arbeitszeiten ist das aber auch egal. Man hat am Wochenende immer frei und hat pro Monat zusätzlich 2 Urlaubstage. Das Wohnheim ist direkt neben dem Spital und ist wirklich in einem sehr guten Zustand. Den Kontakt mit der Verwalterin stellt die Sekretärin, über die man sich bewirbt, her. Biel gilt als die größte zweisprachige Stadt in der Schweiz. Von den Patienten sind etwas mehr als die Hälfte deutsch- bzw. dütschsprachig. Die Assistenten sind aber fast alle französischsprachig, können aber alle auch deutsch. Es gibt Sprachkurse, die aber 150 Fr für 10 mal 45 min kosten. Es soll wohl noch einen kostenlosen Gruppenunterricht geben, von dem ich erst am Ende erfahren habe. Schulfanzösisch reicht aber aus. Insgesamt verdient man hier vergleichsweise wenig. Abzüglich der Zimmermiete und Versicherungen bleiben monatlich etwa 600 Fr übrig, die man zum Leben in der Schweiz aber auch wirklich braucht (Essen in der Kantine kostet zwischen 9 und 12 Fr und das ist der Mitarbeiterpreis (!))

F a z i t : Ich kann zwar nicht komplett abraten aber leider auch nicht wärmstens empfehlen dort hinzugehen. Man arbeitet hier einfach und das ist dann auch schon alles. Französisch kann man hier ganz gut lernen. Man muss aber daran denken, dass es im schweizer Französisch auch ein paar "falsche Freunde" und andere besondere Varietäten gibt. Was Lehre anbelangt, habe ich in Deutschland mehr gelernt. Wenn aber jemandem nicht so viel an dem Fach liegt und endlich mal Arzt spielen möchte, kann unter Umständen sogar begeistert sein.

E x k u r s : Was in der Schweiz anders ist als in Deutschland, aber in den ganzen Berichten noch nie beschrieben wurde, ist, dass Oberärzte in der Schweiz das sind, was bei uns der Facharzt ist. Das Pendant zum deutschen Oberarzt ist in der Schweiz der Leitende Arzt.
Bewerbung
Durch die Zweisprachigkeit ist Biel nicht ganz so begehrt. Bei mir haben knapp 6 Monate Vorlauf gut gereicht. Andere haben sich noch später beworben. Geht einfach über Frau Kunz (Cherfsekretariat Innere Medizin) mit Lebenslauf und Immatrikulationsbescheinigung.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten aufnehmen
Untersuchungen anmelden
EKGs
Rehas anmelden
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
900
Gebühren in EUR
Wohnheim: 300 - 350 Fr/Monat, Ausländerausweis 90 Fr, Bescheinigung 50 Fr

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
4
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.13