Die Permanence ist ein eher kleines Haus inmitten Berns. Eingesetzt werden sowohl die Studenten als auch die Assistenzärzte im Notfall, wobei sich meist ein fester Assistenzarzt um die Station kümmert. Notfall und Station sind interdisziplinär und intern gibt es ein kleines Labor sowie eine Röntgenabteilung. CT und MRT werden in einer der Schwesternkliniken gemacht. Das Spektrum dessen, was man zu sehen bekommt, ist für die Größe des Hauses erstaunlich breit. Wobei man sich doch eher etwas an die hausärztliche Medizin erinnert fühlt und bedenken muss, dass die Permi irgendwo doch eine Sportklinik ist: Ich habe in den 4 Monaten die meisten Standards der Inneren Medizin, Chirurgie und Orthopädie zu sehen bekommen. Dabei gab es Tage, an denen man nur Erkältungen gesehen hat und wiederum welche wo eine OSG- und Knie-Distorsion die andere gejagt hat. Aber es gab auch Tage, an denen ich es mit einem ACS, einer hypertensiven Entgleisung und Appendizitis zu tun hatte. Letztere wurden dann meistens in eine der Schwesternkliniken weitergeschickt, da es in der Permanence nicht die Einrichtungen gibt, um sowas durchzutherapieren. Aber man hat sie schonmal antherapiert.
Als Unterassistent wird man jedenfalls ähnlich einem Assistenzarzt behandelt und ist dem diensthabenden Oberarzt direkt unterstellt. Das heißt man nimmt selbst Patienten an, untersucht sie, leitet die erste Diagnostik ein (z.B. Labor und Röntgen) und therapiert teilweise schon mal an (meist Standardmedis wie Ringerlösung, Novalgin, Paracetamol, Paspertin...). Wann man dann zum Oberarzt geht hängt etwas von einem selbst ab: Man kann direkt nach der Untersuchung hingehen oder wenn man routiniert ist erst, wenn man nach der Diagnostik und Antherapie eine für sich klare Verdachtsdiagnose hat. Man wird schnell sehr selbstständig und auch dazu animiert, möglichst viel selbst zu machen. Aber man ist nie alleine, da der Oberarzt direkt im Zimmer daneben hockt und sofort griffbereit ist. In den OP kann man durchaus gehen, wenn man das möchte. Aber es besteht keine wirkliche Pflicht. Das Nähen kommt dennoch nicht zu kurz, das kann man auf dem Notfall mehr als genug.
Von den Arbeitszeiten finde ich es eigentlich ganz angenehm, wenn man damit leben kann, dass das man auch da ähnlich einem Assistenzarzt behandelt wird. Man macht Früh- (7.30 bis 17 Uhr), Mittel- (10 - 19 Uhr) und Spätdienste (14 - 23 Uhr). Wenn mal viel los ist bleibt man aber auch mal was länger... Kann aber im Gegenzug aber auch oft früher gehen. Nachtdienste gibt es zum Glück nicht. Auch an Wochenenden und Feiertagen wird man eingesetzt, das wird aber dann unter der Woche 1:1 ausgeglichen. Man hat öfter auch mal einige Tage am Stück frei. Und wenn man irgendwelche wichtige Termine hat, kann man auch recht unkompliziert nen Dienst tauschen. Das Basisgehalt beträgt 1050 CHF, wobei man Zuschläge auf Spät- und Wochenenddienste bekommt. Es wird also auch mal etwas mehr am Monatsende.
Was mich aber wirklich begeistert hat war die angenehme Atmosphäre. Es ist wirklich sehr familiär. Alle sind per Du, man arbeitet sehr eng zusammen, auch mit den OAs. Es waren nie irgendwelche zwischenmenschliche Distanzen da. Und gerade das fand ich immer sehr schön, da man sich schnell mit dem ein oder anderen OA anfreundet, was die Arbeit umso angenehmer macht. Man geht auch in 4 von 5 Fällen gemeinsam Mittagessen. Dieses ist übrigens erstklassig, das beste Krankenhausessen, das ich bislang erlebt habe. Fast alles ist frisch zubereitet und schmeckt auch entsprechend. Und mit 8 CHF ist es sehr günstig. Zudem gibt es in der Cafeteria die beste Kaffeemaschine, die ich bislang in einem Krankenhaus erlebt habe. Der Kaffee ist auch kostenlos. Und auf dem Dach gibt es sogar ein paar versteckte Liegestühle, wenn es im Sommer mal ruhiger ist und man das Wetter genießen möchte.
Würde ich die Permanence empfehlen? Ja, auf jeden Fall. Wenn man darauf verzichten kann, den Herzinfarkt ins Katheterlabor begleiten zu können... Und dafür lieber ein sehr angenehmes und ruhiges Arbeitsklima hat, wo man meist genug Zeit hat, um sich seinem Patienten zu widmen. Die Leute sind super, die Atmosphäre sehr angenehm und das eigene Selbstwertgefühl steigt schnell, wenn man zuvor nur in Deutschland als Student unterwegs war. Und selbstverständlich ist das auch für die Schweiz nicht... Denn ich mache gerade ein zweites Tertial in einem anderen Spital in Bern (gehört nicht zur Hirslanden-Gruppe) und fühle mich dort gleich wieder wie ein unwichtiger Student in einer deutschen Klinik.
Bewerbung
Kurzfristige Bewerbung möglich. Es werden immer Unterassistenten / PJler gesucht. Einfach mal anfragen.
Initiativbewerbung an Dr. Jörg Dünkel wird meist innerhalb kürzester Zeit beantwortet. In meinem Fall hat es 10 Minuten gedauert... Zudem hat er mir sehr freundlich und geduldig geholfen, als es organisatorische Probleme gab.