Einen Platz in Manchester zu bekommen war ein langer Weg... Da ich in den englischen Semesterferien dort war, musste ich einen Consultant (Oberarzt) finden, der sich persönlich um mich kümmern würde, was in meinem Fall und mit der Internetseite des MRI nicht sonderlich einfach war (für Chirurgie empfiehlt es sich an Graham Nicholls zu schreiben graham.nicholls@cmft.nhs.uk). Als alles geklärt war konnte ich dann die 2. Hälfte meines Chirurgie Tertials in der Abteilung für Hepato-/Pancreatic-/Biliary-Surgery verbringen. Dort selbst verbrachte ich den ersten Monat viel Zeit in den clinics, in denen ich auch von Zeit zu Zeit meine eigenen Patienten bekam, die ich nach (am besten detailliertester) Anamnese und Untersuchung dem Consultant vorstellte, und im OP (assistieren und "zumachen" war fast selbstverständlich).
Das Rotieren zu anderen Fachdisziplienen wäre nach Absprache überhaupt kein Problem gewesen, doch ich entschied mich den 2. Monat hauptsächlich auf den HPB- Stationen zu verbringen (Normal, Intermediate-Care, Day-Cases und Intensiv), nicht zuletzt weil in dem Monat neue FY1 (neue Assistenzärzte) anfingen und ich so sehr viel lernen konnte, da diesen teils mit Engelsgeduld alles erklärt wurde. Auf Station durfte ich, da ich mich auch schon besser auskannte als die FY1s, alles tun was diese auch machten und fungierte quasi als extra FY1 und konnte auch Blut abnehmen und Kanülen legen (eigentlich ein nurses job). Auch hätte ich Nacht- und Notfalldienste mitmachen können, was ich aber leider zeitlich nicht mehr geschafft habe.
In England ist es üblich, dass Studenten, auch wenn sie Electives machen, viel Zeit mit Eigenstudium verbringen. Es waren also alle sehr überrascht, dass ich jeden Tag kam und auch immer relativ lange blieb (obwohl auch ich hin und wieder nach dem Mittagessen gegangen bin): will sagen wer nicht viel tun möchte ist hier richtig, darf sich dann aber auch nicht beschweren, wenn ihm nichts beigebracht wird.
In puncto teachings hätte ich es nicht besser treffen können. Jeden morgen bei den Ward-rounds wurden kurze Teaching sessions von den Consultants gegeben, auch die FY1s haben sich viel Zeit dafür genommen und jede Woche fanden morbidity & mortality-conferences, sowie Interdisziplinäre Fallbesprechungen statt. Alle 2 Wochen gab es dann ein FY1 teaching an dem den ganzen Tag Fortbildungen zu unterschiedlichsten Themen stattfanden.
Eine Unterkunft zu finden ist relativ schwierig, wenn man sich nicht in den englischen Semesterferien befindet. Ich konnte erfreulicherweise in einem leeren Studentenwohnheim einen Summerdeal ergattern (800 Pfund für 2 Monate 15 Gehminuten vom Klinikum und 20 in die Stadt).
Zusammendfassend war es für mich ein absolut geniales Tertial, auch mit den Eigenheiten des NHS, welches ich auf keinen Fall missen möchte.