PJ-Tertial Orthopädie in Kantonsspital St. Gallen (12/2007 bis 4/2008)

Station(en)
Diverse
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
Vorweg muss ich sagen, dass es in jeder Hinsicht ein super Tertial war!

Zu den Details:
Der perfekte Zeitpunkt für die Bewerbung ist, wie so oft, nicht genau zu sagen. Ich habe mich ca. ein halbes Jahr im Voraus beworben. Andere schon über ein Jahr vorher. Also einfach probieren.

Die Klinik für Orthopädische Chirurgie in St. Gallen ist in vier bzw. fünf Teams unterteilt:
Team rot: Endoprothetik
Team blau: Knie- und Schulterchirurgie inkl. Sportverletzungen
Team lila: Wirbelsäulenchirurgie
Team grün: Kinderorthopädie, Fuß- und Tumorchirurgie
Team schwarz: Hand- und Plastische Chirurgie (in dieses Team rotiert man als PJler nicht)

Jedes Team wird von einem Leitenden Arzt geführt. Prof. Kuster, als Chefarzt, ist auch Chef des roten Teams.

Als Unterassistent (UHU) wird man bei Ankunft in eines der Teams eingeteilt und rotiert dann automatisch.

Der erste Tag ist perfekt organisiert, im Gegensatz zu vielen Deutschen Kliniken. Von der Wäscheausgabe bis hin zur Namensschildausgabe und der Sekretärin weiß jeder, dass man kommt und man läuft die einzelnen Stationen nach einem festen Laufzettel ab. Danach bleibt Zeit für die Behördengänge in der Stadt (Parkausweis, Aufenthaltsgenehmigung etc.). Am ersten Tag trifft man dann auch gleich die noch dort arbeitenden UHUs und kann schon mal etwas reinschnuppern.

Am zweiten Tag (dem ersten richtigen Arbeitstag) kommt man dann ganz normal zum Frührapport um 07.10 Uhr. Dort erfolgt die Röntgen- und Nachtdienstbesprechung. Danach geht die gesamte Orthopädische Klinik frühstücken, bevor dann gegen 8 Uhr das Tagesprogramm losgeht.

Je nach dem Team in dem man sich gerade befindet, hat man Sprechstunde, Op-Einsatz, Visite oder aber auch mal keine festen Termine.
Die UHUs, die an dem jeweiligen Tag keinen festen Termin haben oder z.B. erst nachmittags Sprechstunde, bereiten die Eintritte (so heißen dort die Aufnahmen) vor. Vorbereiten bedeutet, aus den alten Sprechstundenberichten die Diagnosen und die grobe Anamnese heraussuchen (geht alles per Computer) und diese dann in das Computerprogramm für den Eintritt zu übernehmen. Zusätzlich bereitet man die schriftlichen Aufklärungen vor, da anders als in Deutschland, es keine vorgefertigten Aufklärungen gibt. Es gibt jedoch von euren Vorgängern erstellte Vorlagen für die meisten OPs.
Die Patienten selber kommen in der Regel um 10 Uhr, einige auch erst um 13 Uhr. Dann ist es die Aufgabe der UHUs die Patienten aufzunehmen. Die beinhaltet die kurze Anamnese, eine befundabhängige körperliche Untersuchung, das Sichten der Rö-Bilder und bei Standardoperationen (z.B. Knie Prothese oder Arthroskopie) die Aufklärung. Danach gibt man die Daten in den Computer ein und kann bei Fragen jederzeit mit dem Assistenten oder auch dem Oberarzt Rücksprache halten.

In der Sprechstunde werden die Patienten von den Sekretärinnen in die jeweiligen Untersuchungszimmer verteilt. Man nimmt sich dann die entsprechende Krankenakte und beginnt im Diktierzimmer erst mal mit dem Aktenstudium. Dann geht man zu dem Patienten herein und befragt und untersucht. Anschließend stellt man den Pat. im Diktierzimmer dem Oberarzt vor, bespricht den Fall und kann Vorschläge für das weitere Procedere machen. Zusammen mit dem Oberarzt geht man dann erneut zu dem Patienten und schließt die Behandlung ab. Das Diktieren des Briefes gehört dann auch dazu (man gewöhnt sich schnell daran). Auch in der Sprechstunde gilt, dass man immer Nachfragen kann und niemals eine doofe Antwort bekommt.

Im OP ist man in der Regel zweiter Assistent. Neben dem berühmten Hakenhalten und Saugen, darf man fast immer nähen. Die Stimmung im OP ist einfach super. Man hört nie ein böses Wort, der Operateur flucht nicht und als UHU bekommt man auch keine fiesen Fragen gestellt. Wenn man mal auf eine (anatomische) Frage keine Antwort weiß, wird es einem einfach erklärt, ohne die Unwissenheit zu kritisieren. Allerdings sollte man schon ein wenig Bescheid wissen. Es wird einem auch immer erklärt, was gerade gemacht wird und warum.

Das Dienstende ist sehr unterschiedlich. An einigen Tagen gibt es noch einen Nachmittagsrapport mit Fortbildung für alle. Sonst kann man gehen, wenn alle Aufgaben erledigt sind. Will heißen, dass alle Eintritte aufgenommen sind und das man mit seinem OP- oder Sprechstundenprogramm durch ist.
Mittwochnachmittag ist immer noch Studentenfortbildung mit klinisch relevanten Themen oder Untersuchungskursen.
Zusätzlich gibt es in Zusammenarbeit mit der Uni Zürich regelmäßig Operationskurse an Leichen. Dies ist für alles kostenlos.

Wenn man früh mit den Eintritten fertig ist, kann man auch jederzeit in die ZNA gehen oder in den Infiltrationsraum. Dort finden täglich Infiltrationen von Gelenken statt, die man ggf. auch mal, unter Anleitung, selber machen kann.
In der ZNA ist man in der Regel während seiner Rotation für eine Woche eingeteilt.

Bereitschaftsdienst hat man je nach Anzahl an UHUs ca. 1 Mal pro Woche und ein Wochenende (Fr. bis So.) pro Monat. Dass man nachts raus muss, kommt eher selten vor. Also ist auch der Dienst nicht so schlimm. Da man den Dienst nicht als „frei“ ausgeglichen bekommt, gibt es vom Chef einen 100 CHF Gutschein für die Kantine als Aufwandsentschädigung. Dies lohnt sich echt, da man eigentlich täglich dort isst und ein Mittagessen ca. 8 CHF kostet.

Nach Abzug der Miete und ein paar Prozenten hat man ca. 670 CHF im Monat raus.

Erwähnenswert ist noch, dass die Stimmung im Team einfach super entspannt ist. Untereinander Duzen sich alle. Außer dem Chef, habe ich auch alle geduzt. Als Student hat man auch immer das Gefühl völlig integriert zu sein, was sehr, sehr angenehm ist. Gerade durch die Sprechstunden lernt man sehr viel und wie gesagt, man kann immer und jederzeit nachfragen. Auch die Schwestern im OP und auf den Stationen sind sehr freundlich und hilfsbereit.

St. Gallen als Stadt ist auch sehr schön. Es gibt viele Möglichkeiten abends wegzugehen. Komisch ist allerdings, dass die Geschäfte alle spätestens um 19 Uhr schließen. Im Winter ist natürlich die Nähe zu diversen Skigebieten sehr reizvoll. Der Bodensee ist ja ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt und nach Zürich dauert’s mit dem Auto auch nur ca. 50 Minuten.
Anfang des Jahres gibt es auch jedes Jahr einen Skitag für die gesamte Ortho. Dies für einen super günstigen Preis mit Übernachtung.

Die Zimmer im Wohnheim sind zwar etwas alt, aber sauber und ordentlich. In den Flurküchen oder im Aufenthaltsraum ist auch eigentlich jeden Abend etwas los.

Also, wie eingangs schon erwähnt, wird der Aufenthalt in der St. Galler Ortho ein super Tertial, dass ich jedem empfehlen kann.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Bildgebung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Punktionen
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
ca. 670 CHF

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07