Das Tertial an der Schulthess Klink war definitiv eine interessante Erfahrung mit Höhen, Tiefen und definitiv anders als das "normale" PJ, das man aus Deutschland gewohnt ist.
Die Klinik ist eine reine Orthopädische Fachklinik, in der man sehr viele verschiedene natürlich v.a. orthopädische Krankheitsbilder sehen kann. Die Arbeit als Unterassistent oder "UHU" gliedert sich in zwei Punkte: Hakenhalten und Aktenbearbeitung. Zudem hat immer ein UHU "Pikket" (Rufdienst) für eine ganze Woche und muss gelegentlich abends noch in den OP.
Es werden täglich eine Vielzahl und Vielfalt an orthopädischen Operationen durchgeführt. Im OP ist alles schnell getaktet und die Wechselzeiten sind extrem kurz. Es gibt Lagerungspfleger, die man unterstützen soll. Das läuft aber meist auf Sachen holen oder halten hinaus. Am OP Tisch hält man Haken, wobei man bei vielen der Routine-OPs nicht viel bis gar nichts vom Situs zu sehen bekommt. Dafür bekommt man immer eine Erklärung und das Personal bis hin zu den Chefärzten ist ausgesprochen freundlich. Gelegentlich darf man Subkutis und Haut nähen - mehr darf man bei den hochelektiven OPs nicht erwarten. Leider wird man auch gerne mal für banale Tätigkeiten wie Faden abschneiden oder Beine halten in den OP gerufen. Die Einteilung in die OPs wird von den Unterassistenten untereinander gemacht. Meistens gibt es zeitgleich ca. 10 Unterassistenten und die Stimmung im "UHU-Team" war auch durchwegs gut.
Wenn man mal nicht im OP ist, verbringt man viel Zeit im "UHU Zimmer", das genügend Platz, PCs und Arbeitsmöglichkeiten hat. Es sollen immer die Akten der Patienten, welche am nächsten Tag operiert werden, geholt werden, ggf. fehlende Röntgenbilder angemeldet werden und eine völlig redundante Checkliste ausgefüllt werden. Nachmittags visitiert man die Patienten kurz, wobei man sie weder wirklich Untersuchen noch Vorstellen muss und die Assistenzärzte das gleiche ebenfalls machen. Wenn dann noch alle aktuellen CRP Werte gesichtet und eingetragen wurden, werden die Akten wieder vom UHU, der Pikket Dienst hat, auf die Büros verteilt. Vom normalen Stationsablauf mit "richtiger" Visite, Patientenbetreuung und Briefe schreiben bekommt man nichts mit, denn das machen alles die Assistenzärzte. Blutentnahmen machen auch die Schwestern.
Darum bleibt außerhalb des OPs viel Zeit, die man sich (abgesehen von der o.g. Aktenarbeit) relativ frei einteilen kann: Es gibt die Möglichkeit in Sprechstunden hospitieren (viel selber machen, wie z.B. Voruntersuchen macht man eigentlich nicht). Zusätzlich kann man am exzellenten Arthroskopie Simulator üben, für sich lernen oder einfach mal etwas entspannen. Einmal die Woche gibt es eine Fortbildung, die durchgehend immer gut und zu vielseitigen Themen war. Um etwas zu lernen muss man jedoch immer selbst motiviert sein und auch aktiv in die Sprechstunden gehen und versuchen sich in die interessanten OPs einzuteilen um die sich alle UHUs reißen . Jedoch wird man praktische Fähigkeiten wie z.B. körperliche Untersuchung, Briefe schreiben, Blut abnehmen oder Patienten auf Station führen nicht lernen.
Es gibt zwar keine fachliche Betreuung oder Mentoren, dafür hat man einen guten Einführungstag und man bekommt viel Hilfe, um sich in der Schweizer Bürokratie zurecht zu finden. PJ Bestätigung und Äquivalenzbescheinigungen werden freundlicherweise auch für einen gemacht. Als Unterkunft kann man ein einfaches, aber dafür günstiges Zimmer mit geteilter Küche und Bad im Wohnheim neben der Klinik bekommen . Überstunden werden sehr gut mit 20CHF pro Stunde vergütet. Da die meisten Unterassistenten in dem Wohnheim sind kann man sich abends auch auf der Dachterasse mit Blick auf den See treffen oder etwas anderes unternehmen. Die Stadt Zürich bietet genug Möglichkeiten zur Unterhaltung, Party und im Sommer kann man auch im See baden.
Insgesamt hatte ich eine super Zeit in Zürich und die Organisation und Vergütung des Tertials war für deutsche Verhältnisse exzellent. Fachlich habe ich von der Orthopädie viel und vielfältiges gesehen, aber leider nur sehr wenig Praktisches gelernt.
Bewerbung
Bewerbung per E-Mail mit Lebenslauf ca. eineinhalb Jahre im Voraus. Gelegentlich ergeben sich auch spontane Restplätze.