Eigentlich bist du überflüssig und primär eine Belastung. So gab es schon am ersten Tag keinen Ansprechpartner und ich durfte schön auf der Station herumstehen. Haben Sie die Arztbriefe schon geschrieben?! war so ziemlich der erste Kontakt - am ersten Tag und ohne Einweisung ist es vielleicht nicht nur inhaltlich bisschen viel, es fehlte auch noch der EDV-Zugang.
Hauptsache man macht die nervige Arbeit. Blut abnehmen sollst du schon vor 7:00, obwohl um 7 die Arbeitszeit beginnt. Arbeitszeiterfassung mit Fingerscaner am Eingang, die Zeit zum Umziehen wird dir wahrscheinlich abgezogen.
Ein wichtiger Teil des Tages ist die präoperative Aufnahme von Patienten. Meist ist alles schon ausgefüllt und du machst nur noch den internistischen Status und die Blutabnahme. Ich habe die Arbeit gern gemacht, aber das Ergebnis interessiert niemanden. So kannst du regelmäßig im OP Patienten treffen, bei denen der Status einfach fehlt, weil du nicht verfügbar warst.
Der OP ist sehr wichtig. Ich war gern im OP, da man dort wenigstens eine klar definierte Aufgabe bekommt - Haken halten. Oft operieren nur die Oberärzte, du bist primär Zuschauer. Deine freien Tage usw. richten sich nach dem OP-Plan. Du bekommst ein eigenes Telefon, damit du jederzeit in den OP gerufen werden kannst. Oder damit dich die Schwestern zur Stationsarbeit rufen... bis sie mal eine OP-Schwester erwischen, (weil du schon am Tisch stehst), die ihrem Unmut freien lauf lässt.
Die Leute, die dir etwas beibringen wollen, kannst du an wenigen Fingern abzählen. Die meisten sind froh, sich nicht auch noch mit dir abgeben zu müssen. Einige wenige nutzen deine Anwesenheit um sich mal ordentlich abreagieren zu können. Sich mal richtig schön unsachlich anschreien lassen ist im beruflichen Kontext ein Erlebnis mit Seltenheitswert.
Nach der Hälfte der Zeit wechselst du von der Gyn auf die Geburtshilfe. Falls es gerade keinen anderen PJ'ler oder Famulanten gibt, wirst du auch in diesem Abschnitt in den OP beordert. Wenn du Glück hast und dir Mühe gibst, wird es dir auch gelingen ein paar Geburten zu sehen. Bei Sectios durfte ich auch manchmal mit an den Tisch.
Viel Zeit wirst du dich einfach auf der Station herumdrücken und manchmal wird dir dies zum Vorwurf gemacht.
Es wurde mir noch nie so oft die Tür vor der Nase zugedrückt.
Teilweise kannst du die Abschlussuntersuchungen der gewordenen Mütter (mit-)machen, die jüngsten Ärztinnen haben mir dort dankenswerter Weise einiges beigebracht.
Du darfst dich mit in die Sprechstunden setzten, was je nach Ärztin sehr unterschiedlich ist.
Ich habe viel versucht um das begonnen Tertial irgendwie zu retten. Rückblickend muss ich leider sagen, dass es ein ziemlich vertanes Tertial war. Kommilitonen hatten mir schon im Vorfeld einen Wechsel empfohlen, leider haben sie recht behalten.
Es klingt etwas bitter, wenn ich sage, ich habe in dem Tertial hauptsächlich gelernt, dass es Gruppendynamiken gibt, gegen die man offensichtlich keine Chance hat. Es waren weder die einzelnen Menschen (mal von Ausnahmen abgesehen) noch die Tätigkeiten, die dieses Tertial so schwer erträglich machten.
Zwischenzeitlich habe ich auch an mir gezweifelt, mit Freunden und Psychologen gesprochen, denn bis dato bin ich immer gut zurecht gekommen. Erst das neue Tertial hat mich wieder in Ordnung gebracht und mir gezeigt, dass es auch ganz anders geht, dass es Teams gibt, in denen ich und meine mit-PJ'ler-innen keines dieser Probleme hatte.
Nun ist das PJ vorbei, zwei von drei Tertialen waren gut, meine Gyn-Erfahrungen stellen eine traurige Ausnahme dar.