Ein grausames Tertial. Chirurgie-interessiert war ich noch nie, aber dennoch bin ich nicht mit einer kompletten Null-Bock-Einstellung rangegangen. Es wurde mir aber nicht besonders schwer gemacht, dieses Tertial in diesem Krankenhaus zu hassen. Beworben hab ich mich vor allem deshalb, weil es immer noch die 15 freien Tage gibt. Außerdem besteht die Möglichkeit, Wochenenddienste mitzumachen und hierfür freie Tage zu sammeln. In einem Vorbericht stand, dass man nicht in den OP muss, wenn man nicht will. Das stimmt leider nicht. Wir waren wenige PJler, ergo: musste man gehen. Einmal war mir am dem Tag ziemlich übel, ich hab mich gerade noch so hingeschleppt, weil ich keinen Tag opfern wollte. Als es dann hieß ab-in-den-OP sagte ich, ich kann nicht, weil mir wirklich schlecht sei. Daraufhin wurde mir entgegnet "Was seid ihr denn diesmal für ne PJ-lergruppe? Geh schon rein, das dauert doch nicht lang, du bekommst auch nen Stuhl". Immerhin hab ich dann auch wirklich nen Stuhl zum hinsetzen bekommen. Wenn man eh keine Lust auf OP hat (und ich habe es nicht wirklich stark nach außen gezeigt), wird man erst recht zu den beschissenen OPs gerufen, weil die anderen PJler sich schon in die interessanten mit den netteren Oberärzten reingestellt haben. 4-5 Stunden-OPs mit Hakenhalten und-ziehen gerade bei Hüft-TEPs etc. waren keine Seltenheit. Rücksicht auf mein Mittagessen wurde nicht genommen. Im Op gibt es meistens ein Süppchen, was man sich nehmen kann. Leider war es dann nach den 5 Stunden ohne Pause dann leider auch aus und die Kantine hatte schon geschlossen. (Und ja nicht in der Kantine 3 Cent über den erlaubten Betrag kommen! Kann man mit dem Anschiss schon rechnen und dass man einen Teil wieder zurücklegen muss).
Wenn man sich in einer Station eingearbeitet hat nach 4 Wochen und einen guten Ablauf hat, muss man rotieren. Auch in die Visceralchirurgie muss man rotieren. Hier hatte ich zum Glück meine freien Tage, denn dort soll es ganz besonders schlimm sein. Das Ärzteteam an sich schon extrem unfreundlich und überhoben. Habe die Bekanntschaft nur während meiner Notaufnahmezeit gemacht, wo ich dann immer Nadellegen bei den allgemeinchirurgischen Patienten (insbesondere bei den isolierten und erbrechenden) durfte. Einen Wochenenddienst hab ich mitgemacht, da sagte eine Allgemeinchirurgin, während sie gerade eine Pause einlegte zu mir, ich solle doch bitte auf ihre Station und noch allen Blut abnehmen, sie hätte das ja morgens nicht geschafft.
Lernen ist sowieso Fehlanzeige. Fortbildungen sind fast immer ausgefallen. Die Oberärzte und ein Teil der Assistenzärzte sind schon recht nett und würden bestimmt etwas erklären. Leider ist die Zeit dazu nie da, da die Unfallchirurgie total unterbesetzt ist, man öfters den ganzen Tag die Station alleine schmeißen kann, weil kein Arzt dort ist. Ohne PJler würde der ganze Ablauf dort nie im Leben funktionieren. Im Endeffekt wird es dir nicht gedankt "wir würden auch ohne PJler klar kommen". Wenn man dann mal nicht in den OP muss, kann man auch mal bis zu 5 Arztbriefe pro Tag zum Teil über Patienten schreiben, die man selbst noch nie gesehen hat und die schon entlassen wurden. Oder wenn man alles erledigt hat, darf man nicht etwa mal ne halbe Stunde eher gehen, sondern Akten ordnen und einsortieren. Das einzige, was ich wirklich noch ganz ok fand, war die Notaufnahme. War allerdings auch ärzteabhängig. Gab 3-4 Tage, wo ich mit sehr netten Ärzten zusammen war, die einem wirklich viel erklärt haben, die Patienten besprochen haben und sogar auf einen gewartet haben, damit man mal nähen konnte! Also Ärzteteam sehr durchgemischt.
Was ich auch nicht verstehe, sind die Verbandswechsel. 3 Mal die Woche bekommt jeder Patient einen Verbandswechsel. Kann also auch mal die ganze Station mit bis zu 20 Patienten sein. Wenigstens mal kurz 20 Minuten am Anfang erklärt zu bekommen, wo ich was raufmache: Fehlanzeige. Man wird auf die Patienten losgelassen ohne wirklich Ahnung zu haben bzw. geschweige denn davor bereits in seiner klinischen Laufbahn mit Verbänden jemals in Berührung gekommen zu sein. Man kann von Glück reden, wenn ein PJler da ist, der dir das einmal kurz zeigen kann, was er wiederum von dem PJler vor sich gezeigt bekommen hat. Schwestern und Pfleger fand ich auf den meisten Stationen grundsätzlich erstaunlich nett. In der Notaufnahme dagegen nicht.
Die drei Wochen lernfrei machen es natürlich schon verlockend, nach Harlaching für Chirurgie zu gehen. Allerdings sollte man sich darüber bewusst sein, dass man dennoch ausgenutzt wird bis zum Gehtnichtmehr. Was hauptsächlich sicher auch an der krassen Unterbesetzung liegt. Ich würde sagen, die PJler übernehmen sicherlich mindestens die Arbeit von 4 Vollzeitassistenzärzten. An manchen Tagen hätten viele Ops ohne PJler gar nicht stattfinden können, da sie als einzige erste Assistenz zu Verfügung standen.