Das PJ in der Erlanger Urologie ist insgesamt sehr zu empfehlen wenn man viel Freizeit haben möchte und in Kauf nimmt, dass man bei sehr langen OPs (~5 Stunden) ab und zu Haken halten muss.
Das Tertial war in 4 Abschnitte von je 1 Monat unterteilt. Waldkrankenhaus, Kinderurologie, Poliklinik und die Urologie Abteilung in der Chirurgie.
Waldkrankenhaus: (Note: 1)
Das Ärzteteam im Waldkrankenhaus war äußerst nett und hilfsbereit. Wenn man etwas lernen wollte, wurde es einem beigebracht und die Möglichkeit gegeben, es anschließend auch häufiger zu wiederholen. Man wurde auch als PJler bevorzugt behandelt wenn es darum ging bei speziellen Untersuchungen dabei zu sein im Vergleich zu den täglich anwesenden Blockpraktikanten. Tagesablauf: Früh Frühbesprechung und Visite auf der Station. Anschließend den Blockpraktikanten Umkleide zeigen und mit ihnen zusammen bei den urologischen Patienten Blut abnehmen (~ 2 Blutentnahmen pro Person pro Tag) und ein bis zwei Braunülen legen. Dann eigenständige Restharnsonos für die geplanten Entlassungen durchführen. Wenn all das erledigt war konnte man in die Ambulanz um dort bei den Untersuchungen dabei zu sein. Hier ergab sich auch immer die Möglichkeit urologische Ultraschalluntersuchungen, Blasentamponaden auszuräumen oder Katheterlegen an den Patienten zu üben. Bei größeren OPs war man zum Haken halten eingeteilt (Zystektomien, Adenomenukleationen, ...). Dabei war man aber nicht nur der "blöde PJler der den Haken still zu halten hat" sondern es wurde von den Operateuren immer großen Wert darauf gelegt, dass man viel dabei lernt und die einzelnen OP-Schritte auch nachvollziehen kann. Unter anderem wurden mögliche Examensfragen zu den jeweiligen OP-Indikationen besprochen. Die Krankenschwestern waren immer äußerst nett und hilfsbereit. Wenn man etwas von ihnen gezeigt bekommen wollte, wie z.B. Katheter legen bei einer weiblichen Patientin, gaben sie extra Bescheid, wenn es einmal soweit war und fühlten sich geehrt, dass sie einem PJ-Studenten etwas zeigen und beibringen konnten. Im Waldkrankenhaus musste man immer bis 16 Uhr bzw. zur Nachmittagsbesprechung bleiben. Mittagessen und Kleidung wurde gestellt.
Kinderurologie: (Note: 5)
Die Ärztinnen der Kinderurologie sind schon nett. Allerdings lagen wir irgendwie nicht auf der selben "Wellenlänge". Z.B. Wurde mir geraten, mich "mehr einzubringen" und jeden Tag für die Ärztinnen Kaffee zu kochen. Wie ich im Nachhinein von anderen PJlern erfahren habe, scheint das üblich in der Kinderurologie zu sein. Blutabnahmen oder andere routinemäßige Tätigkeiten waren für PJler nicht vorgesehen. Früh gab es eine Visite mit anschließendem Frühstück/ Besprechung. Danach OPs. Das Haken halten war kein Spaß. Es wurde schon am ersten Tag gesagt, dass man in der Kinderurologie beim Haken halten nicht Atmen oder Standbein wechseln darf. Und genau so war es auch. Auch sollte man immer am Patienten bleiben. So kam es vor, das man noch 2 Stunden länger im OP bleiben sollte, während die Ärztinnen Mittagessen gingen, nur um zu warten, bis der Patient fertig ausgeleitet war. Also wenn man sich schlechte Stimmung ersparen wollte, schickte man Blockpraktikanten zum Haken halten vor. Allerdings war dann den restlichen Tag über nichts für einen zu tun, da die Ärztinnen einen nur hin und her schickten immer mit der Begründung sie würden gerade nichts interessantes machen und man solle besser zu der anderen Ärztin gehen. Teilweise wurde man dann schon 3 Stunden vor geplantem Beginn einer OP in den OP geschickt damit man dort (im leeren OP-Saal) auf den Patienten wartet. Wenn man Glück hatte konnte man früher heim gehen oder lange Mittagspause mit den anderen PJlern in der Palmeria machen. Einen Tag in der Woche war Sprechstunde. Auch hier saß man nur dabei und durfte ab und zu vielleicht mal Ultraschall machen.
Sehr zu empfehlen ist die Möglichkeit an der ganztägigen Blasenschule teilzunehmen! Dies wird zwar nicht durch eine Ärztin geleitet, bringt einem aber viel bei und macht großen Spaß!
Poliklinik/ Urologie in der Chirurgie: (Note: 2)
Beide Abteilungen werden im Prinzip von den gleichen Ärzten geleitet. In diesem Abschnitt hatte man am meisten Freizeit, da man oft schon vor dem Mittagessen heim gehen konnte, außer es stand eine größere OP an. Freie Tage hat man im Prinzip in diesem Abschnitt unbestimmt viele. Einfach vorher Bescheid geben wann man nicht kommt. Früh erst Frühbesprechung mit den Waldkrankenhausärzten. Visite davor war fakultativ. Anschließend gefühlte 1 Stunde Frühstücken und den Blockpraktikanten das Praktikum erläutern und ihnen den OP zeigen. Danach entweder mit den Blockpraktikanten bei OPs zusehen oder in der Poliklinik bei der Sprechstunde dabei sitzen und Ultraschall machen oder bei MCUs mit helfen. Ab und zu ergab sich die Möglichkeit selbstständig zu zystoskopieren. Die Arzthelferinnen der Poliklinik sind mit Vorsicht zu genießen. Sie geben einem das Gefühl, dass man nur im Weg herum steht. Mittagessen gab es in der Palmeria. Kleidung konnte man entweder selbst mitbringen, die grüne von den Arzthelferinnen aus der Poliklinik anziehen oder sich welche in der Wäscherei der Kopfklinik besorgen.
Bewerbung
Insgesamt war das PJ in der Urologie von Erlangen recht gut, abgesehen von der Kinderuorologie. Lernen kann man viel wenn man möchte, auch wenn man anschließend vielleicht kein Urologe werden möchte. Katheterlegen oder Ultraschall machen muss man in jeder Fachrichtung beherrschen. Gerade im Waldkrankenhaus hat man die Möglichkeit relativ viel diese Dinge zu üben.
Und der Vorteil ist, dass man die beiden Urologie Prüfer die man als Erlanger Student im mündlichen Examen bekommen kann schon kennen und einschätzen lernt.
Die meisten Ärzte geben sich viel Mühe und freuen sich, dass sie einen PJler haben.