Der Weg nach Freiberg lohnt sich! Der Zug fährt 2x pro Stunde vom Dresdner Hauptbahnhof. Vom Bahnhof aus sind es 20 min zu Fuß bis zur Klinik - wer nicht laufen möchte, stellt sich ein Fahrrad an den Bahnhof. (Achtung, einer Freundin wurde es über Nacht gestohlen...) Manchmal ergab sich auch eine Mitfahrgelegenheit, da viele Anästhesisten in DD wohnen und täglich mit dem Auto pendeln.
Am ersten Tag bekam ich ein eigenes Telefon, Transponder, Spind, Parkplatzkarte, Essensmarken (und das Essen ist bombastisch im Vergleich zu anderen Krankenhäusern!). Alles war bestens organisiert, die Sekretärin führte uns herum und erklärte alles. Studentenunterricht wird 1x/ Woche angeboten, meistens von den Chef- oder Oberärzten der einzelnen Bereiche (jede Woche ein anderes Fach), die mit viel Freude praxisnahe Sachen zeigten.
Das Team in der Anästhesie ist weltklasse. Man wird super aufgenommen, alle zeigen und erklären viel. Auch fachübergreifend lernt man einiges: Wenn man im OP interessiert über das OP-Tuch schaut, wird einem auch gleich von den Chirurgen etwas erklärt. :) Man hatte das Gefühl, jeder freut sich, dass man da ist, also das komplette Gegenteil von meinen anderen zwei Tertialen, die ich in Dresden absolvierte. Durch die ITS- Zeit und die super Erklärungen der Ärzte habe ich erst gemerkt, was ich im Innere Tertial alles hätte lernen sollen... :)
In der Regel ist man 2 Monate im OP, 1 Monat auf ITS und im letzten Monat entscheidet man selbst, wo man gern hin möchte. Im OP darf man unter Aufsicht komplette Narkosen selbstständig betreuen, angefangen von der Narkosevorbereitung (Medikamente aufziehen, Infusionen vorbereiten, Pat. verkabeln) bis hin zur Übergabe im Aufwachraum. Im großen OP- Trakt sind 5 Säle nebeneinander, so dass es problemlos möglich ist, zwischen den Einleitungen hin- und herzuspringen. Dadurch kann man sehr viele Intubationen und LaMas machen, was gerade am Anfang sinnvoll ist, um die Handlungsabläufe zu festigen. Außerdem darf man einige Spinalanästhesien, arterielle Zugänge und ZVKs unter Anleitung stechen. Bei Sectios war ich auch mehrfach anwesend. Toll fand ich, dass ich immer angerufen wurde, wenn auf ITS oder im Schockraum ein interessanter Patient war. Chefarzt Uhrlau ist da sehr hinterher, dass man auch ja nichts Spannendes verpasst. :) Auf ITS konnte man eigene Patienten betreuen incl. Schreiben von täglichen Visitendokumentationen und Entlassungsbriefen etc.. Es ist auch jederzeit möglich zu den Prämedikationsvisiten zu gehen oder sich den Pieper vom Notarztwagen zu holen (mein persönliches Highlight!!). Eine absolut tolle Erfahrung durch die man lernt, in stressigen Situationen eine kühlen Kopf zu bewahren. Wer mag, kann 24h Dienste mitmachen. Diese sind zwar unentgeldlich, dafür aber mit einem durchaus lohnenswerten Freizeitausgleich (2 Tage dienstfrei).
Zusammengefasst kann ich nur noch einmal betonen, wie toll dieses Tertial war. Ich bin so froh, dass ich mich für Freiberg entschieden habe. Wer viel lernen und nicht nur daneben stehen, sondern aktiv mitarbeiten möchte, ist hier genau richtig. Kleiner Tipp: Macht am besten Anästhesie VOR Chirurgie, dann könnt ihr im Chirurgietertial eure Patienten selbst intubieren. :)