Der erste Arbeitstag war bestens organisiert, Frau Schaffner hatte alle Unterlagen vorbereitet und Studenten organisiert, die mit mir und zwei weiteren neuen PJ-Studentinnen für die Hepatologie beziehungsweise Viszeralchirurgie den Einführungsrundgang machten. Nachdem alle Formulare unterschrieben, Schürzen bei der Wäscherei angemeldet waren und uns Badge mit Foto und Schlüssel ausgehändigt wurden, wurden ich und die andere Studentin ausführlich von den bereits länger anwesenden Studenten eingefügt in unsere Arbeit auf der Hepatologie/Gastroenterologie.
Normalerweise werden Studenten für je 8 Wochen auf die Hepatologie und 8 Wochen auf die Gastroenterologie eingeteilt. In meinem Fall war ich für 5,5 Wochen Hepatologie und 2,5 Wochen Gastroenterologie eingeteilt.
In Bern stehen einem pro Monat 2 Urlaubstage zur Verfügung, die NICHT den deutschen Fehltagen angerechnet werden. Da ich dies zuvor nicht wusste, habe ich mich für die Option der Auszahlung entschieden und sie nicht genommen.
In der Hepatologie wurden wir PJler gleich sehr freundlich aufgenommen. Unsere Arbeitswoche war montags bis freitags von 8.00 bis zum späten Nachmittag/Abend (wann man selbst mit seinen Briefen fertig ist nach Ende der Sprechstunde). In der Hepatologie waren wir PJler (=Wahljahrstudenten/Unterassistenten) sehr gut eingespannt. In der täglich mit verschiedenen Professoren stattfindenden Sprechstunde in der Ambulanz hatten wir unsere eigene Studenten-Koje(n) (=Zimmer), in der wir (wie die Assistenzärzte) unsere eigenen Patienten betreuten (Anamnese, KU, ggs. Fibroscan, Besprechung mit dem zuständigen Professor, Blutentnahmeanordnungen, ggfs. Patient zum Sono schicken, sich mit den MPAs absprechen, ggfs. Kostengutsprachen, ggfs. Radiologieanmeldungen, etc.). Bei der Besprechung mit den Professoren konnten wir auch immer Fragen stellen, sodass wir anschliessend die Ambulanzbriefe mittels der App Winscribe problemlos diktieren konnten. Nachdem diese in schriftlicher Form wieder in unserem Postfach waren, überarbeiteten wir diese mit angefügtem Labor und Mikrobiologie und sendeten sie an den zuständigen Professor. Von Patienten mit chronischer Hepatitis B/C, NASH, (alkoholischer) Leberzirrhose, Autoimmunhepatitis, Lebertransplantierten, Budd-Chiari-Sydromen, Lebervenenthrombosen bei paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie, Lebermetastasen, PSC, PBC, Hepatozelluläre Karzinome, dekompensierte Patienten mit Alfa-Pumpe bei rezidivierender Aszites, Unfällen bis hin zu anderen seltenen Erscheinungen war vieles Vertreten. Die Sonographie und CT-Aufnahmen waren oft sehr interessant, aber auch die Gelegenheit eine TIPS-Einlage zu sehen, ist lohnenswert. Obwohl die Hepatologie sehr spezialisiert ist, kann man hier sehr viel Lernen, da es eine super PJ-Stelle ist, um intensiv selbstständig zu arbeiten!
Das Team war ausserdem supernett, der Chef Prof. Dufour erklärte immer viel, ebenso die anderen Professoren. Fragen wurden auch stets geduldig beantwortet. Und mit den vielen jungen Assistenten unternahmen wir auch abends gelegentlich etwas zusammen. Eine Mittagspause wurde ebenfalls meistens gemeinsam im köstlichen Klinik-Restaurant Stella verbracht.
Mittwochsmittag fand die Hepavisite statt, bei der bestimmte Patientenfälle vorgestellt und gemeinsam mit Radiologen und Pathologen besprochen wurden. Vorstellungsmöglichkeiten hatte ich ausserdem beim interdisziplinären Tumorboard und im Journal-Club. PJler sind immer willkommen sich einzubringen.
Auch bei Weihnachtsfeiern (traditionelles Raclette-Essen) wurden wir Studenten immer direkt sehr herzlich mit einbezogen.
Die Hepatologie hat ausserdem eine gut ausgebaute Website: www.swissliver.ch .
Auch die Zeit in der Gastroenterologie war sehr interessant. Hier ist man nicht so fest eingeplant wie in der Hepatologie, sodass es in erster Linie von einem Selbst abhängt wieviel man sehen möchte. Der Arbeitstag startet hier um 7.40 mit dem Morgenrapport und setzt sich dann in Begleiten der Assistenten/Oberärzte bei Koloskopien, Gastroskopien, ERCPs, Visiten, Sonographien, Magensondenlegen, Sprechstunde, etc. fort. Dabei schaut man in der Regel eher zu, wenn man sich jedoch einbringt und Interesse zeigt darf man gelegentlich auch selbst Wendel-Tuben legen, Magensonden legen, Endoskopieversuche machen, Sprechstunde machen, Endoskopieindikationen prüfen, Patienten beim Histokränzli vorstellen, etc.. Viele Studenten haben nach einigen Stunden vom Feierabendangebot Gebrauch gemacht, es ist jedoch durchaus lohnenswert den kompletten Arbeitsalltag des Attendings (Diensthabenden Oberarztes) zu begleiten, da man zu allen spannenden Fällen dazu kommt und so einfach eine Mischung von Gastroenterologie mit der Inneren Medizin sehen kann. Auch die Weiterbildungsveranstaltungen sind empfehlenswert. Wer Interesse an Gastro hat, ist hier auf jedem Fall auch einem Ort, an dem durch das interdisziplinäre Bauchzentrum sehr interessante Fälle zu sehen sind. Ich kann daher auch die Gastroenterologierotation nur wärmstens empfehlen.
Das Team war ebenfalls sehr nett, trotz Zeitdruck fand je nach Möglichkeit ein rasches gemeinsames Mittagessen statt.
In der Kombination war die Hepatologie- und Gastroenterologierotation sehr lehrreich.
Bewerbung
Für den Platz für 8 Wochen Innere Medizin (Gastroenterologie) habe ich mich bereits im März 2015, d.h. knappe 2 Jahre im Voraus beworben. Ansprechpartnerin für das Bauchzentrum (Gastroenterologie, Viszeralchirurgie, Hepatologie) ist Verena Schaffner (verena.schaffner@insel.ch), die immer sehr schnell geantwortet hat. Sie teilte mir direkt die beginnende Bewerbungsfrist mit, woraufhin ich nach Einreichung aller Unterlagen sehr schnell meine Zusage per Post erhielt und dem Inselspital das Antreten meiner Unterassistentenstelle (Verdienst: 1100 SFR monatlich) zusicherte.
Ich konnte mich gleichzeitig für ein Personalzimmer bewerben, die endgültige Zusage kam jedoch erst wenige Monate vorher. Ich hatte jedoch Glück eines der günstigen Zimmer für nur 340 SFR zu bekommen, die direkt auf dem Klinikgelände gelegen sind.