Nach Genf bin ich gegangen weil meine Schwester hier wohnt und wir uns selten sehen - am Ende war ich aber auch mit dem Tertial (erste Hälfte Chirurgietertial - zwei Monate, ich konnte hier nicht die richtigen Zeiten eingeben) sehr zufrieden.
Ein paar Informationen: Man ist auf einer Station eingeteilt, zusätzlich gibt es OPs in denen stagiaires eingeteilt sind (meistens zweite Assistenz). Meistens kann man im OP nicht sehr viel machen ausser Haken halten und zunähen, manchmal ist man aber auch zeitweise alleine mit einem Operateur am Tisch. Da die Uniklinik der Hauptversorger der Region ist, werden hier anders als an manchen deutschen Häusern von der Nabelhernie bis zum Whipple alle OPs gemacht, man kann also sowohl Basics als auch etwas speziellere OPs sehen. Ein Fokus liegt auf Magen-Bypässen (mit DaVinci), ausserdem wird viel Leber/Pankreas operiert.
Wenn man will, kann man mit dem diensthabenden Interne mitgehen, der Patienten in der Notaufnahme sieht und dringliche/Notfall-OPs macht, da kann man auch meistens mit an den Tisch und bekommt unter Umständen viel zu sehen. Auf Station kann man seine eigenen Patienten betreuen, man muss aber etwas hinterher sein. Da die Internes relativ oft zwischen den Stationen wechseln, und man daher ständig mit jemand anderem zusammenarbeitet, muss man schnell zeigen, was man kann. Am Ende habe ich aber manchmal auch die ganze Station betreut, wenn der Interne den ganzen Tag im OP war.
Insgesamt sind die Arbeitszeiten relativ lang (offiziell "nur" 40 Stunden, de facto ist man von 7:30 bis mindestens 17 Uhr da, wenn man viel im OP ist, auch mal deutlich länger. Wenn man aber mal etwas früher gehen muss, geht das meistens in Ordnung, wenn man sich mit den anderen stagiaires organisiert.
Da es mein erstes Tertial war und ich keine Famulatur in der Chirurgie gemacht hatte, habe ich viel gelernt,
Noch ein paar logistische Informationen: Kittel, Hosen und Kasacks werden gestellt (prima für Wäsche-Faule wie mich). Es gibt eine Fahrrad/Motorrad-Tiefgarage, man muss sich also keine Sorgen um sein Fahrrad machen (in Genf werden ansonsten angeblich viele Fahrräder gestohlen, es stehen aber auch überall teure Räder rum...)
Was die freien Tage angeht: Man hat offiziell zwei freie Tage pro Monat, zusätzlich hatten wir in der Viszeralchirurgie an Weihnachten eine Woche frei.
Zur Wohnsituation (das vielleicht schwierigste Thema in Genf) kann ich nicht viel sagen, ich wohne in Ferney-Voltaire in Frankreich (hinter dem Flughafen), sehr schön, einigermassen günstig, aber etwas umständlich zu erreichen (mit dem Bus ca. 40 Minuten, je nach Verbindung, abends u.U. länger, mit dem Fahrrad je nach Sportlichkeit etwas schneller, aber sicher nicht jedermanns Sache, da zwischendrin ein Hügel liegt). Dafür gibt es samstags einen tollen Markt, man kann zu Euro-Preisen einkaufen und ist schnell im Jura...
Pro
- Gute Stimmung im Team und mit der (sehr kompetenten!!) Pflege/OP-Pflege
- Nach Einarbeitung relativ viele Möglichkeiten, vor allem auf Station, selbstständig zu arbeiten
- Freizeitmöglichkeiten am Wochenende: Alpen+++ (und im Sommer der See)
Contra
- Lange Arbeitszeiten
- Man steht nicht sehr oft am Tisch
- Die Betreuung ist nicht optimal, man ist etwas auf sich selbst gestellt und es gibt keine direkten Verantwortlichen, dadurch ist man am Anfang etwas verloren
Bewerbung
Bewerbung zentral an der Uni Genf/Uni Lausanne (für die gesamte französisch-sprachige Schweiz) fast zwei Jahre im Voraus.
Information: Man ist an der Uni Genf eingeschrieben - ggf. relevant für Zugang zu Studentenwohnheimen etc.