Am ersten Tag wurde ich gleich von einer sehr lieben und bemühten Assistenzärztin im Sekretariat abgeholt. Nachdem mir die Klinik gezeigt wurde, ging es gleich auf Station wo ich jedem vorgestellt wurde und mir der Stations- und Klinikablauf erklärt wurde. Ich kam auf die Station "akute Krise" für Erwachsene. Im Prinzip kommen dort die Patienten hin die wirklich grad eine "akute Krise" durchleben. Sei es eine Suchterkrankung, Schizophrenie, akute Suizidalität, schwergradige Depression, einfach alles was eine intensive Intervention benötigt. Am ersten Tag wurde mir gleich ein Laptop, mit eigenem Zugang für das System zugeteilt. Dadurch hatte man die Krankengeschichten immer "bei sich", konnte schnell was nachschauen oder auch eigenständig Dekurse oder Ähnliches eintragen. Ich war häufig für den somatischen/neurologischen Status zuständig den ich dann in die Krankengeschichte eingetragen habe. Jeden Tag wurde nach der Morgenbesprechung mit dem kompletten Team zusammen gefrühstückt und geplaudert. Dabei wurde jeder Patient genau besprochen. Visite ist auf der Station einmal die Woche. Danach habe ich mich meistens an die Assistenz- oder Oberärztin gehängt, die für mich zuständig waren. Fragen wurden immer sehr gerne beantwortet und auch sehr viel zu den verschiedenen Krankheitsbildern erklärt. Ich war leider nur ein Monat dort. Wenn man Patienten wirklich eigenständig betreuen will dann ist ein Monat fast zu wenig. Ich konnte mir jedoch einen guten Überblick verschaffen und vor allem die Psychopharmaka nochmals festigen. Fortbildungen kamen auch nicht zu kurz. Immer wieder wurden internistische als auch psychiatrische Fortbildungen angeboten die man immer gerne besuchen konnte. Mittagessen war jeden Tag möglich. Für 8 Franken bekommt man in der Cafeteria ein Mittagsmenü. Ob es einem schmeckt oder nicht - Geschmacksache ;) - Ich bin nach einer Woche auf mein eigen mitgebrachtes Mittagessen umgestiegen ;)
Das Arbeitsklima war einfach super. Es waren alle sehr offen und freundlich und fragten einen auch immer ob auch alles passt und ob man sich wohlfühlt. Ich hatte auch die Möglichkeit in die Kinder- und Jugendpsychiatrie hineinzuschnuppern und bei der Visite teilzunehmen. Einfach nur sagen was man gerne noch sehen möchte. Es wird einem sofort organisiert. Krankengeschichten genauer zu studieren oder Fallberichte in Ruhe zu schreiben war überhaupt kein Problem, da man ein eigenes Büro zu Verfügung gestellt bekam.
Littenheid ist ein seeehr kleiner Ort. Um die Klinik herum befindet sich sehr viel Natur und schöne Landschaften. Perfekt zum Sporteln, Spazieren oder einfach in der Sonne liegen ;) . Möchte man etwas mehr Trubel, so muss man in das ca. 15 min entfernte Wil fahren. Ich habe den Fehler gemacht nicht mit dem Auto anzureisen. Ein Auto ist hier sehr sinnvoll. Ansonsten fährt auch ein Bus im 30 min Takt nach Wil und wieder zurück. St. Gallen und Zürich sind auch nicht weit entfernt. Jedoch alles einfacher mit dem Auto, als mit dem Zug zu erreichen (und auch billiger ;) )
Ich dachte zuerst dass die Österreicher einen krassen Dialekt haben....bis ich in die Schweiz kam. Anfangs war es schwierig wenn jemand besonder schnell redete. Aber mit der Zeit kommt man gut rein und versteht die Kollegen und Patienten dann sehr gut.
Die Unterkunft war top. Die Zimmer sind sehr modern mit einem kleinen Bad/WC, Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch, Sessel, Kühlschrank ausgestattet. Die Gemeinschaftsküche ist auch, mit allem Nötigen was man so zum Kochen braucht, ausgestattet. Es schadet jedoch nicht wenn man sein eigenes Zeug (Topf/Pfanne/Besteck/Teller etc.) mitbringt, da man vielleicht im Moment nicht alles findet was man grad benötigt. Einziger Minuspunkt - es gibt kein WLAN - es gibt nur Internet mittels LAN-Kabel, das nervt etwas. Für das Zimmer zahlt man pro Monat ca. 350€ (mit Wäscheservice -jede Woche frische Bettwäsche und Handtücher - muss aber nicht in Anspruch genommen werden). Im Prinzip blieben mir gute 900€ übrig.
Alles in allem, für das KPJ sehr zu empfehlen. Man hat die Möglichkeit eigenständig Patienten zu betreuen. Man wird offen in das Team aufgenommen und auch gut in den Klinikalltag integriert. Jede Woche Fortbildung. Sehr persönliche Betreuung. Schöne Gegend. Angemessenes Gehalt. Unterkunft sehr modern.
Und wenn ich das KPJ so revue passieren lasse - eine extrem gute Zeit!
Bewerbung
Beworben hab ich mich ca. ein halbes Jahr früher, bei Dr. Mark Ebneter.