Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Diagnostik, Station, OP
Heimatuni
Giessen
Kommentar
Ein Tertial im Spital in Zweisimmen, ob in der Chirurgie oder Medizin kann ich wirklich jedem empfehlen. Ich hatte eine ganz tolle Zeit hier und würde jederzeit wiederkommen! Toll ist es sicherlich auch mit Freunden, obwohl man hier auch ganz sicher welche findet :-) Alle Uhus (Unterassistenten/Pjler) sind in einem Personalhaus untergerbacht, das liegt oberhalb des Spitals und bietet einen tollen Blick auf die Berge. Hier wohnen auch die Assistenzärzte oder Pflegekräfte zu Beginn. Das Personalhaus ist super ausgestattet, gute Küche, Esszimmer, Aufenthaltsraum mit grossem Fernseher und DVD-Player. und läd zu vielen gemeinsamen Abenden ein.
Auf der Medizin geht es morgens entspannt um 8 Uhr los, die Chirurgen starten etwas früher. Montags ist Chef- Visite. Prof. Essig ist ein richtig toller Arzt, der die Patienten auf vielen Ebenen betrachtet und sich ganz genau überlegt, was für sie am besten ist. Er weiss super viel, kann immer Studien zitieren und macht jeden Montag eine gute Fortbildung. Da geht es häufig um die neusten Studien (nicht nur aus seinem eigenen Forschungsbereich, dem Biogenom des Darms), manchmal aber auch um einfach Basics des Mensch-und- Arzt-Seins. Zwischen ihm und seinen Assistenten und Oberärzten ist eine sehr gute Stimmung und er ist nah an allem dran, man kann jederzeit alles fragen und wird auch manchmal auf der Visite abgefragt. Aber alles easy, wenn man mal nicht Bescheid weiss.
Ist die Visite vorbei, widmet er sich seinen Gastros und Kolos, bei denen man jederzeit zugucken kann und alles erklärt wird.
An den anderen Tagen der Woche werden die Assistenten vom jeweiligen Oberarzt betreut. Alle sind toll und haben ihre Spezialgebiete, sodass der Patient von allen Seiten beleuchtet wird. Stv. Chefin ist Anita, eine Nephrologin, die die Dialyse-Station betreut, wo man auch jederzeit vorbeikommen kann und einem alles erklärt wird. Von Anita kann man wahnsinnig viel lernen, ihr geht nichts durch die Lappen, ob kardiologisch oder rheumatisch, hier wird alles gewissenhaft angeguckt. Da kann eine Visite auch mal bis 12 dauern. Auch einen Kardiologen gibt es im Haus, sodass trotz der Grösse den kleinen Spitals wirklich viel abgedeckt werden kann.
Auch das Patientenklientel ist sehr vielfältig. Vom Bauer mit der Pneumonie, der Hausfrau mit STEMI bis zur Gstaader High-Society mit allergischen Reaktionen sieht man hier einiges. Das Spital hat als letztes kleines Bergspital hier im Umkreis ein grosses Einzugsgebiet, bis zum nächsten grossen Spital in Thun sind es mit dem Auto ca. 50 min. Auch Notfallmedizin gibt es manchmal. Die akuten Fälle (STEMI, Hirninfarkte, Polytraumen), werden aber immer relativ schnell ins Inselspital nach Bern verlegt. Es gibt eine IMC, aber keine volle Intensivstation.
Die eigenen Aufgaben hängen wie wahrscheinlich überall ein bisschen von einem selbst ab. Grade im Winter gibt es schon sehr stressige Tage, in denen die Assistenten voll ausgelastet sind und man auch mal länger bleiben muss. Dafür wird man aber des Öfteren mal bei guter Besetzung und ruhigen Tagen zum Skifahren geschickt, sodass sich alles irgendwie ausgleicht :-)
Wenn man möchte, kann man auch eigene Patienten betreuen. Manchmal ganz normale Sachen wie Pneumonien, manchmal so richtig spannende Patienten, die ewig viel Diagnostik brauchen. Generell sieht man hier einfach sehr viel, teilweise auch in sehr fortgeschrittenen Stadien.
Die Pflege sollte auch noch kurz erwähnt werden: die sind nämlich einfach top. Die Zusammenarbeit ist super und es macht richtig Spass. Auch die Leute vom Labor sind super. Generell ist die Stimmung zwischen allen einfach sehr gut. Und weil es so ein kleines Spital in einem kleinen Dorf ist, gibt es den ein oder anderen Samstag, an dem die Lotharbar (die einzige Bar hier) quasi komplett von Spitalleuten gefüllt ist.
Noch ein kurzes Wort zu den netten Chirurgen, mit denen ist man nämlich auch immer in Kontakt. Nicht nur, weil es nur ein grosses Arztzimmer gibt, indem alle Assistenten und Uhus sitzen, sondern auch, weil man in dem ein oder anderen Dienst auch als medizinischer Uhu mal bei den OPs assistieren darf/muss :D Hier ist es so geregelt, dass jedes Wochenende von zwei Uhus besetzt ist. Den Vordergrunddienst machen dabei die chirurgischen und die Rufdienste die medizinischen Uhus. Meistens sind so viele da, dass es ganz gut aufgeht und man so auf einen Dienst im Monat kommt. Ausserdem gibt es ein Nacht-Pickett-System, sodass jede Nacht von einem Uhu besetzt wird und der diensthabende Arzt jemanden rufen kann, wenn die Notaufnahme vollläuft oder eine nächtliche Notfall-OP ansteht. Das kommt aber wirklich sehr selten vor, wird gut bezahlt, gibt den nächsten Tag frei und ist meist auch ganz interessant :-)
Noch zum Schluss: Wer sich generell ganz gut anstellt und sich vorstellen könnte in der Schweiz zu arbeiten, bekommt hier gut einen Fuss in die Tür. Fast alle Assistenzärzte sind ehemalige Uhus und untereinander befreundet.
Also, schnappt euch eure besten Freunde und kommt nach Zweisimmen, ihr werdet es sicher nicht bereuen :-) Im Sommer soll es hier übrigens auch sehr schön sein und viel an Freizeitmöglichkeiten geben. Die Wintersaison November/Dezember- März/April ist aber natürlich besonders cool. Das Skigebiet Zweisimmen(aus den Patientenzimmern guckt man auf die Talabfahrt) ist super, Lenk (in ca 20 Min mit de Auto oder Zug erreichbar) ist sogar noch grösser und unter den top 3 Skigebieten der Schweiz.
Bewerbung
Mit 1,5-2 Jahren im voraus ist man sicherlich auf der sicheren Seite, es geht aber auch immer mal spontan, wenn jemand abspringt.