Das PJ im Klinikum Neuperlach ist durchweg sehr gut organisiert und gliedert sich in folgende Abschnitte:
1. Auswahl einer Wunschstation bzw. eines Wunschbereichs
2. Rotation in andere Bereiche nach der Hälfte der Zeit (nur falls gewünscht; man kann auch die ganze Zeit auf der gleichen Abteilung bleiben)
3. 1 Woche Notaufnahme
4. 1 Woche Radiologie
5. 1 Woche Labor-Kurs
6. 3 Wochen Lernfrei bei 16wöchigem Tertial, 1,5 Wochen bei 8wöchigem Tertial
Zu Beginn suchen sich die PJler in einer gemeinsamen Versammlung ihre Wunschbereiche aus, die zuständige PJ-Sekretärin respektiert jeden Wunsch. In Neuperlach ist die Geriatrie sehr beliebt, andere Bereiche waren meiner Erfahrung nach ebenfalls sehr gut.
Ich war ingesamt 5 Wochen auf der Station 17, das ist eine internistische Station, die an die 3. Medizinische Klinik angeschlossen ist (Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechsel, Angiologie). Gleichzeitig ist die Station auch interdisziplinär angelegt in Zusammenarbeit mit den Gefäßchirurgen, sodass die Patienten gemischt internistisch-chirurgisch sind. Das hat große Vorteile, denn so sieht man oft den Ablauf von Diagnose zur chirurgischen Therapie und arbeitet eng mit den Chirurgen zusammen.
Hier die Pros und Contras:
PRO:
- Sehr nettes Ärzteteam. Nahezu alle Mitarbeiter im ganzen Haus sind sehr bemüht, ihr Wissen weiterzugeben. Ich hatte nie das Gefühl, zu stören oder im Weg zu sein. Auch im Spätdienst nahmen die Ärzte mich von selbst zu Untersuchungen mit oder ließen mich viele Dinge selbständig tun. An einem Tag war ich allein auf Station (der Stationsarzt hatte Nachtdienstfrei), ich habe seinen Funk gekriegt und habe alles allein gemanagt. Ein ihn eigentlich vertretender Arzt von einer anderen Station hat sich für mich nicht die Bohne interessiert und ist erstmal verschwunden..ich habe mit den Konsilärzten zusammen Antibiotika umgestellt, prompt hat ein Patient einen anaphylaktischen Schock entwickelt..eine echte „Horror“-Vorbereitung auf die ersten Dienste. Es ging aber alles gut, die Schwestern haben sogar gemacht, was ich ihnen angeordnet hatte.
- Sehr gute Fortbildungen. 2 Mal pro Woche Seminare, 1 Mal pro Woche Röntgenfortbildung, 1 Mal pro Woche EKG-Kurs. Alle Fortbildungen wurden von Oberärzten gehalten. Keine einzige Veranstaltung fiel aus.
- Patientenvorstellung und Bedsideteaching mit dem Chefarzt der 3. Med. Dieser teilte einem von uns einen Patienten zu und stellte uns dazu einmal pro Woche am Patienten Fragen. Streng, aber fair, sehr gute Staatsexamensvorbereitung.
- Möglichkeit, auch als internistischer PJler je nach Interesse im OP auszuhelfen.
- Man darf (fast) alles. Ich habe z.B. zum ersten Mal eigenständig Pleura punktiert.
- Gratis-Mittagessen, man bekommt Essensmarken im Wert von 4,80.- Euro.
- Gratis-Kleidung im Automaten.
- Die Arbeitszeiten sind flexibel, man kann öfters mal früher gehen, wenn man etwas erledigen muss. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern hat man auch bei nur halben Tertialen Anspruch auf 8 Tage Urlaub. Diese kann man sich frei nehmen. Allerdings gilt auch hier: keiner der Ärzte meldet das weiter..
- Die Laborwoche ist klasse! Zwei Stunden am Tag wird man eine Woche lang im Labor herumgeführt, man bekommt theoretische Fortbildungen zum Thema Urindiagnostik, Hämatologie und Blutausstriche, Transfusionsmedizin. Wir haben gegenseitig unsere Blutgruppen bestimmt, gestixt, mikroskopiert etc.
- In der Zentralen Internistischen Aufnahme hat man viele verschiedene Krankheitsbilder gesehen: Myokardinfarkte, Lungenembolien, Gastroenteritiden, alkoholisierte und drogensüchtige Patienten im Vollrausch, Apoplex etc. Diese Patienten nimmt man selbst auf, legt einen Zugang, macht EKG und kann mit dem Arzt zusammen das weitere Vorgehen festlegen.
CONTRAS:
- Eher schlechte Schwestern-Ärzte-Kommunikation. So haben wir auf dieser Station nur selten mit dem Pflegepersonal zusammen Visite gemacht. Bei den Kurvenvisiten musste man sich ständig die Kurven und Akten aus der ganzen Station zusammensuchen. Wenn das PP diese gerade brauchte, waren viele Schwestern gleich angesäuert, weil die Ärzte sie auch haben wollten. Als PJler hat man da eher schlechte Karten…Man erfährt auch nicht, wenn Patienten zu Untersuchungen gebracht werden. Ärzte frühstücken auch nicht zusammen, die Räumlichkeiten sind eher nüchtern getrennt.
- Die Radiologiewoche war eher langweilig. Da ich die Radiowoche und die Laborwoche in einem hatte, war ich immer nur 2 Stunden in der Radio. Meistens bin ich nur neben dem Sonogerät gesessen oder neben dem Bildschirm und habe beim Befunden zugeschaut. Einige Ärzte haben viel erklärt, andere waren eher stumm. Radiologie hat mich auch eher wenig interessiert, muss ich zugeben.
- Manchmal sehr skurriles Patientengut. Von oftmals schwer handlebaren ausländischen Patienten zu hochdementen steinalten Herrschaften ist alles vorhanden.
- Ist zwar eher fachbedingt, aber in der Inneren Medizin dauert alles oft ewig lange: stundenlanges Visitieren, oft nur rumsitzen, wenn man alles erledigt hat. Die Fortbildungen haben oft den Tag erheblich abgekürzt.
FAZIT:
- Aus Lerntechnischer Seite nur zu empfehlen! Man darf vieles machen, bekommt vieles gezeigt. Sehr sehr nettes Team, modernes Krankenhaus. Recht gutes Essen.
- Verhältnis zum Pflegepersonal manchmal etwas gespannt.
Bewerbung
Standard über Mecum-Online für LMU-Studenten. Ich hatte nichtmal ein Empfehlungsschreiben.