Ich hätte nie gedacht, dass ich Cottbus mal so vermissen werde.
Kurz zu mir: das war mein erstes Tertial. Ich möchte später gerne mal in der Chirurgie/ Unfallchirurgie arbeiten und bin dementsprechend wirklich gerne im OP ;D
Organisation:
Ich reiste am Sonntag vor Tertialbeginn an und war erstmal geschockt und sehr enttäuscht von der uns versprochenen "kliniknahen Wohlfühlunterkunft" - diese war weder kliniknah (etwa 3,5-4km zum CTK, also faktisch am anderen Ende von Cottbus), noch konnte man sich dort wohlfühlen. Untergebracht waren wir im Gästehaus der Uni - sprich mit ganz vielen Erasmusstudenten, deren Tagesablauf nur mäßig bis nicht kompatibel mit unserem war (meine Nachbarn sangen regelmäßig Karaoke, vorzugsweise nachts gegen 2 Uhr und waren absolut nicht kompromissbereit).
Internet gab es dort leider auch nicht zuverlässig, weil zu den Zeiten, zu denen ich dort war (nach der Arbeit = abends) alle aufs Internet zugreifen wollten, weshalb man eher gar kein Internet hatte.
Unsere Anfrage bei der Verwaltung, ob die Monatskarten denn vom CTK übernommen werden könnten, weil wir ja nicht eingeplant hätten jeden Tag Bus zu fahren (im Winter ist das mit dem Fahrrad so ne Sache, und da wir eh zeitig im CTK sein mussten, war Laufen auch nur theoretisch eine Option), wurden angehört und uns wurde mitgeteilt, dass das überhaupt kein Problem sei, da ja schließlich die Stadt sowohl Träger vom CTK sei, als auch von den Verkehrsbetrieben. Dann passierte weiter nichts. Auf mehrmaliges Nachfragen hin bekamen wir dann nur noch die Antwort wie wir denn darauf kämen, dass unsere Monatskarten vom Krankenhaus übernommen würden...
Kurz und knapp: von der Personalabteilung habe ich mich nicht wirklich ernst genommen gefühlt. Es wurde zwar immer erstmal alles schön angehört und Verständnis gezeigt, aber so richtig passiert ist eigentlich nichts..
Natürlich ist das alles Jammern auf hohem Niveau, das ist mir vollkommen bewusst. Ich muss aber auch sagen, dass ich Cottbus nie in Erwägung gezogen hätte, wenn mir keine Unterkunft gestellt worden wäre.
erster Tag:
Wir sollten um 7.15 Uhr vorm Chefsekretariat sein, dort wurden wir dann abgeholt und gleich mit in die chirurgische Frühbesprechung genommen. Da werden jeden Morgen die Übergaben von den Diensthabenden, Besonderheiten von den einzelnen Stationen, Bilder von einzelnen Patienten und das OP-Programm mit allen Chirurgen (außer den Unfallchirurgen, die haben ihre eigene Frühbesprechung) besprochen. Es folgte eine kleine Vorstellungsrunde von uns 6 PJlern. Danach blieb die PJ-Beauftragte dann mit uns im Frühbesprechungsraum und wir wurden auf die einzelnen Stationen verteilt. Dabei wurden eigentlich alle Wünsche berücksichtigt - und am Ende war das auch alles nichts in Stein gemeißeltes. Die meisten haben dann später nochmal was an der Zuteilung geändert.
Nach einem kurzen Verteilen auf die Stationen hatten wir noch ganz schön was abzuarbeiten auf unserem Laufzettel - wie wahrscheinlich überall am ersten Tag. Danach sind wir dann nochmal offiziell vom Geschäftsführer begrüßt worden.
Nach dem ganzen organisatorischen Kram waren wir noch schnell Mittag essen und sind dann nochmal kurz auf unsere Stationen, bevor wir schon zum Chirurgie-Seminar eilten. Und dann war der erste Tag auch schon vorbei...
Unfallchirurgie
Arbeitsbeginn 6.30 Uhr - alle Unfallchirurgen treffen sich zur Frühbesprechung, dabei werden die Bilder von den Patienten auf Station und von Zugängen/.. besprochen. Danach gehts gleich weiter mit der Visite, die sich wie die meisten chirurgischen Visiten aufs Wesentliche beschränkt und dementsprechend kurz ist. Oft war es nicht mal 8 Uhr als die Visite vorbei war - dann blieb noch Zeit für Arztbriefe/ Anforderungen/ die eine oder andere Blutentnahme/ Flexüle. Im OP ging meistens relativ pünktlich um 8 Uhr los - es gab während meiner Zeit in der Unfallchirurgie vielleicht insgesamt 3 Tage, an denen ich nicht im OP eingeteilt war, meistens war ich komplett für einen Saal eingeteilt. Im OP war ich meistens die einzige und damit erste Assistenz. ;D
Insgesamt ist die unfallchirurgische Klinik sehr gut organisiert. Neben der BG-Sprechstunde gibt es noch eine extra Sprechstunde für die Zugänge - dementsprechend musste ich mich fast nie um Aufnahmen kümmern. Normalerweise müssen die Ärzte zwischen zwei OPs auch nicht nochmal auf Station hetzen um dort noch Stationsarbeit zu erledigen, weil ein Arzt für die Stationsarbeit "abgestellt" wird. Mittagessen zu gehen, war fast jeden Tag möglich (es sei denn eine OP dauerte wesentlich länger als geplant) - ich wurde auch regelmäßig zwischen zwei OPs zum Essen geschickt.
Um 14.15 Uhr findet dann die Nachmittagsbesprechung statt - dabei werden die OP-Bilder und Bilder von Neuzugängen/ Patienten auf Station besprochen. Danach waren meistens nur noch Kleinigkeiten zu tun, sodass ich fast immer (über)pünktlich um 15 Uhr Feierabend hatte!
Insgesamt wurde ich in der Unfallchirurgie sehr freundlich aufgenommen, gut ins Team integriert und habe sehr viel gesehen und gelernt.
Allgemein- und Viszeralchirurgie
Arbeitsbeginn 6.45 Uhr - los gehts gleich mit der Visite, wobei wir meistens bis zur chirurgischen Frühbesprechung um 7.30 Uhr noch nicht in allen Patientenzimmern waren. Deshalb ging es dann nach der Frühbesprechung noch weiter mit der Visite. Danach warteten schon einige Blutentnahmen, Flexülen und Portnadeln auf mich. Auch Entlassungsbriefe, Anforderungen und Anmeldungen zum Tumorboard gab es genug. Insgesamt war die Stationsarbeit deutlich umfangreicher als auf der Unfallchirurgie, was aber auch auf die teilweise komplexeren Krankheitsbilder zurückgeführt werden kann. Im OP war ich leider nicht mehr ganz so oft, einfach weil während meiner Zeit dort nicht ganz so viel operiert wurde und weil die Chance im OP assistieren zu dürfen bei 4-5 OPs pro Tag natürlich höher ist, als bei 1-2 großen OPs pro Tag. Wenn ich aber im OP war (je nach Eingriff als erste oder zweite Assistenz), konnte ich immer viel lernen!
Je nach Tag fielen mehr oder weniger Zugänge und dementsprechend auch Aufnahmen an.
Mittagessen war meistens möglich.
Insgesamt war das Verhältnis zum Pflegepersonal auf Station teilweise etwas angespannt, die Ärzte machten da aber ganz viel wieder wett! Die Nachmittagsvisite ist eigentlich für 14.30 Uhr angesetzt, meistens fing sie aber später an. Danach waren meist noch ein paar Sachen zu erledigen, sodass ich dann so gegen 15.45-16.00 Uhr Feierabend hatte.
Insgesamt lief es etwas chaotischer und war teilweise auch stressiger. Trotzdem waren die Ärzte motiviert mir was beizubringen, sie beantworteten meine Fragen ausführlich und wussten meine Arbeit zu schätzen. Ich habe mich sehr gut ins Team integriert gefühlt.
Gefäßchirurgie
Arbeitsbeginn 6.45 Uhr - los gehts wie in der Allgemein- & Viszeralchirurgie gleich mit der Visite, wobei wir teilweise bis zur chirurgischen Frühbesprechung um 7.30 Uhr noch nicht in allen Patientenzimmern waren. Deshalb ging es dann nach der Frühbesprechung noch weiter mit der Visite. Danach ging es für mich meistens mit in den OP - davor war aber fast immer noch Zeit für einige Anforderungen/ Entlassungsbriefe. Im OP war ich je nach Eingriff erste oder zweite Assistenz und konnte viel sehen und lernen! Auf Station kamen je nach Tag mehr oder weniger Zugänge und dementsprechend fielen mehr oder weniger Aufnahmen an. Insgesamt konnte ich viel selbstständig arbeiten, hatte aber nie das Gefühl mit irgendwelchen Problemen allein gelassen zu werden.
Mittagessen war täglich möglich - das Team der Gefäßchirurgie geht fast immer geschlossen zum Essen. Nach dem Essen ging es entweder nochmal in den OP oder es wurde noch ein bisschen liegen gebliebene Stationsarbeit erledigt. Feierabend war meistens pünktlich um 15.15 Uhr.
Die Ärzte waren motiviert mir was beizubringen und beantworteten meine Fragen ausführlich. Ich habe mich auch bei den Gefäßchirurgen sehr gut ins Team integriert gefühlt.
Lehre
chirurgisches Seminar, montags 14-15 Uhr: zum Beginn des Tertials wurden uns verschiedene Themen zugeteilt. An jedem Termin musste also ein PJler einen Vortrag über das ihm zugeteilte Thema halten. Danach Diskussion.
Innere-Vorlesung, mittwochs 15.15-16.45 Uhr: verschiedenste Themen aus der Inneren Medizin wurden durch den Chefarzt der Hämatoonkologie vorgestellt.
Interdisziplinäre Vorlesung, donnerstags 14.15-15.15 Uhr: Chefärzte und Oberärzte aus diversen Fachrichtungen stellten verschiedenste Themen vor - besonders gut waren dabei die Radiologie-Themen
Fazit
Insgesamt ein absolut gelungenes Tertial Chirurgie. Ich habe viel gelernt und habe mich voll integriert gefühlt. Wenn man ein bisschen Motivation und Eigeninitiative zeigt, dann kann man wirklich sehr viel mitnehmen! Das Ärzte-Team und das gute Arbeitsklima trösteten über manche andere Sachen hinweg und lenkten auch gut davon ab, dass Cottbus sonst nicht so unheimlich viel zu bieten hat.
Aufmerksam geworden bin ich auf das CTK durch die PJ-Messe in Berlin am ersten Unitag des 10. Semesters. Dabei hat sich das CTK an einem Stand vorgestellt und angeboten, dass sie alle interessierten Studenten an einem Samstag in Berlin abholen, nach Cottbus fahren, uns das Krankenhaus zeigen und wir uns eine eigene Meinung bilden können. So viel Engagement gab es sonst von keinem Krankenhaus, also fuhr ich mit zum "Kennenlerntag". Dabei war ich beeindruckt von dem Aufwand, der für uns Studenten betrieben wurde und dem guten Arbeitsklima vor Ort (obwohl Samstag war).