PJ-Tertial Anästhesiologie in Kantonsspital Baden (1/2017 bis 3/2017)

Station(en)
OP
Einsatzbereiche
OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Ich war von Mitte Januar bis Mitte März 2017 insgesamt 8 Wochen auf der Anästhesie im Kantonspital Baden. PJ-Studenten werden hier als Unterassistenten bezeichnet.

Eine Bewerbung mittels Lebenslauf war per E-Mail sehr unkompliziert: Ich habe mich etwa 2 Monate im Voraus beworben, wobei ich Glück hatte, dass noch eine Stelle frei war - längerfristige Bewerbungen im Voraus wären empfehlenswert. Normalerweise werden nur Unterassistenzstellen für mind. 3 Monate vergeben.

Dienstwohnungen im Personalhaus können unkompliziert angemietet werden, sind etwa 25 m2 gross (Kochnische, eigenes Bad/WC) und kosten etwa 450 CHF.

Gehalt: 1.500 CHF + 13. Monatslohn. Wird mittels Überweisung ausbezahlt (Auslandsüberweisungen sind relativ teuer, Schweizer Bankkonto empfehlenswert).

Arbeitszeit: 7:00 - 17:30 Montag - Freitag, keine Wochenend- oder Nachtdienste, 2 Urlaubstage pro Monat können rechtzeitig (1-2 Monate im Voraus) nach Absprache mit der leitenden Ärztin frei gewählt werden. Grundsätzlich ist man "nur" im OP eingeteilt.

Nach 10-15 Tagen intensiver Einschulung durch Pflege und Assistenzärztinnen bekommt man einen eigenen OP und ersetzt dort den Assistenzarzt, wo man Patienten (ASA I + ASA II) selbstständig betreut. Eingeleitet wird gemeinsam mit der Oberärztin, Narkoseführung macht man im Saal alleine, wobei man von der Oberärztin eng vidiert wird. Zum Ausleiten wird wieder der Oberarzt gerufen. Danach wird der Patient an den Aufwachraum übergeben.

Die Anästhesiepflege hat in der Schweiz ein sehr hohes Kompetenzlevel, wobei diese selbstständig Narkosen machen und kompetenzmässig mit Assistenzärzten fast gleichgestellt sind. Im OP führt man Narkosen abwechselnd. Spindalanästhesien darf man auch unter oberärztlicher Aufsicht stechen, was die Pflege nicht darf. Andere Regionalanästhesien sind Job der Oberärztinnen.

Durchschnittlich macht man 1-3 Narkosen täglich, wobei man nach der Einführungsphase am Kopf steht und selbstständig maskenbeatmet, intubiert, Larynxmasken setzt, Magensonden legt etc. Medikamentendosierungen bestimmt man selbständig. Einsatz von Ephedrin musste nicht an die Oberärztin gemeldet werden. Wenn der Patient instabil wurde, konnte ich mich jederzeit bei der Oberärztin melden, welche bei Bedarf innerhalb von 30 Sekunden im Saal stand und bei der Problemlösung half. Narkosen liefen bis durchschnittlich 15:00 Uhr, danach ging ich postmedizieren: Ich fragte die Patienten von meinem OP-Saal bezüglich postoperative Schmerzen, PONV und Lagerungsschäden -> eher unspektakuläre Tätigkeit... Von 16:45 - 17:30 war täglich Fortbildung für die Assistenzärztinnen der Anästhesie, welche von Assistenz- oder Oberärztinnen gehalten wurde. Manchmal hatte man erst nach der Fortbildung Zeit zum Postmedizieren, wobei man schonmal bis 18:00 - 18:30 im Spital war.

Insgesamt kann ich eine Unterassistenz an der Anästhesie im Kantonspital Baden sehr empfehlen. Hier die Details:

. Die Lernkurve ist extrem steil. Nach 2-3 Wochen ist man ein vollwertigen Mitglied im OP und schaukelt selbst die Narkosen und sticht die Spinalanästhesien. Das 1. Monat ist sehr sehr sehr stressig - ich persönlich bin früh schlafen gegangen und war eher gestresst. Im 2. Monat hatte ich schon mehr Routine. Am Ende vom 2. Monat war ich schon deutlich entspannter und hatte die Sache im Griff. Nach 8 Wochen Anästhesie kann ich behaupten, eine Narkose bei ASA I/II-Patienten sicher einleiten, führen und wieder ausleiten zu können. Umgang mit Sevo, Propofol (viele TIVA's), Fentanyl, Atracurium, Ephedrin sowie mit der druck- und volumenkontrollierten Beatmung hab ich gelernt.

. Das Team von Anästhesistinnen ist sehr sehr kompetent, nett und hilfsbereit. Eine Oberärztin betreut immer 2 OPs. Insgesamt bin ich sehr gern zur Arbeit gegangen - ein kleines Spässchen in der Arbeitszeit war auch immer möglich :)

. Im OP wird man konsequent zu 15min Frühstückspause ausgelöst, wo man sich bei Kaffee, Birchermüsli und Marmeladenbrot bedienen konnte. Mittagspause ist 1h, wobei man auch ausgelöst wird oder zwischen den Narkosen auf Mittag geht. Personalrestaurant ist sehr gut.

. Die Beziehung zu der Anästhesiepflege hab ich manchmal als schwierig empfunden. Mit vielen hab ich mich sehr gut verstanden - mit einigen war die Arbeitsbeziehung angespannter. Man merkt, dass einem besonders anfangs auf die Finger geschaut wird und man von der Pflege relativ wenig Vertrauensvorschuss bekommt. Die Anästhesiepflege hat viel Erfahrung und macht durchaus eine sehr gute Arbeit, tendiert aber auch dazu, junge Anästhesisten nicht ernst zu nehmen.

. Manche verloren sich in Details, z.B. ist es scheinbar eine Wissenschaft für sich, einen Viggo/Venflon anzukleben. Jeder hat seine eigene Technik und jeder fixiert den Viggo/Venflon perfekt, wobei man es selbst immer falsch zu machen scheint... *seufz*

. Die Stadt Baden ist okay (nett). Es ist ein sehr kleines Städtchen, das durchaus Ambiente hat, wo aber nicht viel los ist. Das Spital ist per Bus nochmal 15min südlich vom Bahnhof bzw. der Stadt Baden. Zürich ist per Bus und Bahn vom Spital aus in 45min zu erreichen. Insgesamt hätte ich mir persönlich schon eine grössere Stadt gewünscht. Wien habe ich vermisst, aber da ist jeder sicher anders gestrickt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr viel Verantwortung hatte und viel viel gelernt habe. Es war eine intensive, arbeitsreiche Zeit, die wirklich Spass gemacht hat. Es wurde viel verlangt, es wurde aber auch viel teaching gemacht. Wahnsinnig interessanter Abschnitt, den ich jeder anästhesieinteressierten bzw. anästhesiebegeisterten Medizinstudentin empfehlen kann.

Bei Fragen jederzeit gerne :)
Unterricht
5x / Woche
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1425

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
3
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.27