Die Zeit in der Allgemeinchirurgie Eckernförde war vor allem deshalb sehr schön, weil man viel machen durfte, aber nicht unbedingt viel machen musste. In der Ambulanz konnte man Patienten im Prinzip komplett alleine (aber natürlich immer mit Ansprechpartner) untersuchen, aufnehmen und weitere Schritte anordnen. Blutabnahmen waren grundsätzlich nicht die Aufgabe des PJlers. Im OP wurden Fragen jederzeit freundlich und ausgiebig beantwortet. Es war möglich, sich mit Zusatzstunden in der ZNA Fehltage zu erarbeiten. Es gab kostenlos Unterkunft (an die man dementsprechend jedoch keine hohen Erwartungen stellen darf) sowie Mittagessen (das meistens sehr gut war). Einmal im Monat gibt es ein PJ-Repetitorium zu einem Fachgebiet (Innere, Unfallchirurgie, etc.) in Rendsburg; für diesen Tag wird man von der Arbeit freigestellt. Wöchentlicher PJ-Unterricht findet - wenn auch geplant - aus Zeitmangel nicht regelmäßig statt. Man ist keinesfalls eine billige Arbeitskraft, sondern eben ein Student, der zum Lernen da ist, und genauso fühlt man sich auch.
Ganz besonders war das Personal (Ober-, Fach- und Assistenzärzte und auch das Pflegepersonal) der Allgemein- und Viszeralchirurgie sehr freundlich und geduldig, so dass man nie vor Fragen zurückscheuen musste. Die Stimmung im Team war entspannt und angenehm und ich fühlte mich sehr gut eingebunden und tatsächlich wertgeschätzt. Auch der Umgang mit den Patienten war ungewöhnlich freundlich; vielleicht ist das der überschaubaren Größe des Hauses geschuldet.
Eingriffe wie Pankreas- oder Leberresektionen wird man eher nicht zu Gesicht bekommen, Eckernförde ist aber gut geeignet, um das Alltagsgeschäft der Allgemein- und Viszeralchirugie kennenzulernen (Struma, Hernie, Ileus, Appendizitis, Sigmadivertikulitis, Cholezystolithiasis, Kolonkarzinom, etc.). Für mich als jemand, der beruflich bisher eher Richtung Innere Medizin tendiert, war das halbe Tertial auf der Allgemein- und Viszeralchirurgie (die andere Hälfte war unfallchirurgisch und ebenfalls zu empfehlen) eine gute Gelegenheit, den prüfungsrelevanten Basics des Faches in der netten, menschlichen Atmosphäre eines kleineren Krankenhauses näherzukommen. Es war eine wirklich tolle Zeit, aus der ich viel mitgenommen habe! Ich kann ein Chirurgie-Tertial dort eigentlich nur denjenigen nicht empfehlen, die gerne sehr exotische OPs sehen wollen (für die wäre ein Uniklinikum vermutlich besser geeignet), ansonsten müsste aber wirklich jeder auf seine Kosten kommen.