PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Hospital Escuela Oscar Danilo Arguello (1/2017 bis 3/2017)
Station(en)
Allgemeinchirurgie und Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Ich habe es nicht bereut, ein Teil meines Tertials in Nicaragua verbracht zu haben. Das System in Nicaragua ist noch immer sehr hierarchisch und es werden unglaublich viele ausländische Studenten in der Chirurgie angenommen. Dadurch ist die Integration mitunter sehr schwierig und man steht sich gegenseitig auf den Füssen. Gute Spanischkenntnisse sind zu empfehlen. Wenn man sich anstrengt, Interesse und Eigeninitiative zeigt, jeden Tag kommt, gut Spanisch spricht und auch mal da bleibt, wenn nichts zu tun ist, kann nach einer Weile viele Dinge selber machen wie Nähen, Briefe schreiben oder im OP mithelfen. Der Anfang kann manchmal etwas schwierig sein, da die Nicas im Krankenhaus sehr reserviert sind und mit ausländische Studenten keine besonders gute Erfahrung gemacht haben. Man kann eigentlich da hingehen, wo man möchte (Orthopädie oder Bauchchirurgie oder sogar andere Bereiche), es empfiehlt sich aber sich eine Sache auszusuchen und durchzuziehen, da die Integration dann doch besser klappt. Besonders die Turnos (Nachtdienste) sind zu empfehlen, da dann Hilfe oftmals benötigt wird. Sehr oft kann man früher gehen, wenn nichts mehr los ist. Hier gilt: Alles kann, nichts muss. Die Arbeit hier im Krankenhaus birgt sehr viel Frustrationspotential, wenn man inhaltlich wirklich etwas lernen möchte. Daher sollte man vielleicht lieber nur ein halbes Tertial hier machen, wenn man einen großen Lerneffekt davon haben möchte. Es gibt allerdings mindestens genauso viele Vorteile wie Nachteile (Freizeitausgleich bspw.). Ich würde behaupten, dass die Integration als Mann generell einfacher ist als als Frau.
Man sieht aufgrund der Ernährung sehr sehr viele Gallenblasenprobleme, Diabetes und seine Komplikationen im großen Stil und in anderen Bereichen auch Krankheiten, die wir so nicht mehr kennen bspw. Mitralklappenstenosen. Die Diagnostik ist sehr eingeschränkt. Es gibt nur ein Röntgen, Sonographie ist nur für einen Patient am Tag in der Notaufnahme möglich. Kein CT, kein MRT. Sehr andere Vorstellung von Sterilität als in Deutschland. Oftmals fehlt Blut für die OPs. In meiner Zeit kamen sehr viele amerikanische Teams, die in der Orthopädie, Herzchirurgie und HNO gearbeitet haben und bei denen man mit reingucken durfte. Dreimal die Woche gibt es nach der Frühbesprechung eine Fortbildung von einem der Assistenzärzte, die sehr zäh und langatmig ausfallen kann.
Kleidung wird nicht gestellt. Kittel sollte man mitbringen, OP Sachen kann man sich auch vor Ort holen.
Leon als Stadt ist super und Nicaragua ist wunderschön, sicher für Lateinamerikanische Verhältnisse und günstig.