Da es noch keinen Bericht über die Kinderchirurgie in Biel gibt, hier mal etwas ausführlicher. Generelle Sachen wie Wohnheim und Verdienst etc wurden ja schon in anderen Berichten beschrieben.
Mein Tertial hier war mit das Beste des gesamten PJ’s. Ich war in den Bereichen Pädiatrie und Kinderchirurgie eingeteilt, man kann sich jedoch auch nur in der Kinderchirurgie bewerben. Den Bericht über den pädiatrischen Teil habe ich separat verfasst, wobei die beiden Bereiche hier sehr eng miteinander verflochten sind.
Die Aufgaben der Unterassistenten (UA) :
-Voruntersuchungen für die kinderchirurgischen OP's, die am Tag danach durchgeführt werden.
-Assistieren im OP
-Arbeit auf dem pädiatrischen und kinderchirurgischen Notfall.
Die Voruntersuchungen finden normalerweise an 2 Tagen in der Woche statt. Diese Tage sind dann recht ausgefüllt, man muss zügig arbeiten und sich wirklich gut organisieren, um mit der angesetzten Zeit hinzukommen. Ein Patient wird in kurzer Zeit von der Pflege, dem UA, dem Operateur und dem Anästhesisten gesehen. Meine Aufgabe war, die (meist gesunden) Kinder einmal komplett zu untersuchen und zu schauen, ob irgendwas gegen die anstehende OP spricht. Bei Unklarheiten kann man einen Assistenten hinzuziehen oder einen der Operateure fragen. Das Ganze ist eine sehr gute Übung, um in die körperliche Untersuchung bei Kindern reinzukommen und ist das A und O für jegliche pädiatrische Tätigkeit. Je nachdem wie viele Voruntersuchungen für einen Tag angesetzt sind, kann es auch mal recht anstrengend werden.
Im OP ist man meist die erste Assistenz, nach einiger Zeit darf man oft auch nähen. Hier bekommt man besonders viel teaching und Fragen sind immer willkommen. Generell ist die Atmosphäre dort extrem angenehm, man geht freundlich miteinander um, es wird sogar miteinander gelacht :) Vom Praktikanten bis hin zum Chef packt hier jeder mit an und es wird Hand in Hand gearbeitet. Was die OP’s selbst angeht, so werden viele Orchidopexien, Circumcisionen, Hernien-OP’s, Frakturversorgung, Appendektomien etc gemacht.
In der Notaufnahme lernt man auch sehr viel, da man hier Kinder selbstständig aufnehmen und untersuchen kann. Danach bespricht man sie mit einem Assistenten/Diensthabenden und macht sich Gedanken zur Therapie. Riss-Quetschwunden darf man selbst nähen. Generell darf man so viel machen, wie man sich selbst zutraut.
Was Pikett-Dienste angeht ist das nicht so genau geregelt. Man muss einen Wochenenddienst im Monat machen und kann sich jederzeit für einen Pikettdienst melden. Einfach das Telefon mit ins Wohnheim nehmen und man wird angerufen, wenn eine OP stattfindet. Hier ist vieles ein KANN, weniger ein MUSS.
Generell hat man jeden Tag einen Morgen-Rapport, in dem Zugänge vom Tag davor und Fälle besprochen oder kurze Fortbildungen von den Ärzten gehalten werden. Wenn man schon morgens im OP eingeteilt ist, kann man leider nicht immer daran teilnehmen, ansonsten sind sie meist sehr lehrreich.
Da Biel zweisprachig ist, ist es von großem Vorteil, wenn man einigermaßen gute Kenntnisse in Französisch mitbringt.
Insgesamt ist die Stimmung in der Kinderklinik top, man wird sehr gut ins Team aufgenommen und fühlt sich nicht als Depp für alles, wie es leider im PJ in Deutschland oft der Fall ist. In der Kinderchirurgie arbeitet man mit den 3 Oberärzten und dem Chef zusammen, rein kinderchirurgische Assistenten gibt es dort nicht. Es ist ein wirklich nettes und umgängliches Team, bei Fragen und Problemen kann man jeden jederzeit ansprechen.
In Biel wird man gefordert und gefördert - ich kann ein Tertial hier wärmstens empfehlen!