PJ-Tertial Visceralchirurgie in Universitaetsklinikum Leipzig (7/2016 bis 9/2016)

Station(en)
Hauptsächlich 3.1
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Leipzig
Kommentar
8 Wochen Visceralchirurgie im Split mit Kinderchirurgie. Leider verbreitet das Referat Lehre die Falschinformation, ein geteiltes Tertial sei nur mit 8 Wochen Uniklinik möglich.
Ich hatte vor Beginn des Tertials im Sekreteriat angefragt, ob es möglich sei im zentralen Patientenmanagement eingesetzt zu werden. Dies wurde mir ausdrücklich zugesagt. An meinem ersten Tag teilte der verantwortliche Oberarzt mir aber mit, im ZPM brauche man gar keinen PJler, seine Station sei aber in der Hinsicht unterbesetzt. Ich war also auf Station und im OP eingeteilt. Die Stationsarbeit beginnt um 7:00 mit Blutentnahmen. Da nur 2 PJler für 4 chirurgische Stationen zur Verfügung standen und viele Patienten tägliche Laborwertkontrollen brauchten kamen pro Tag bis zu 60 Blutentnahmen und Flexülen zusammen. Wenn der PJ-Kollege dann im OP war hat man buchstäblich nicht anderes gemacht. Arbeitsende hätte offiziell um 15:30 sein sollen, ich musste mir aber täglich einiges anhören wenn ich um vier losmusste um meine Kinder aus der Kita zu holen (Zitat: "Ich entscheide, wann der PJler Feierabend hat!"). Regelmäßige Anrufe aus dem OP zum Hakenhalten um 15;45 (!) waren keine Seltenheit, und der Hinweis auf die Zeit brachte regelmäßig den Vorwurf der mangelnden Motivation ein.
Die Stimmung im Team muss man als angespannt bezeichnen. In vielen OPs war die Stimmung sehr gedrückt. Zwar gibt es einige Chirurgen, die es schaffen eine positive Atmosphäre zu erzeugen, aber das sind entweder nur wenige oder ich durfte immer mit den falschen operieren. Ein Stück weit ausnehmen muss man die Chefin, Prof. Gockel. Sie bemüht sich im OP auch zu erklären. Der Respekt für die Chefin hält sich unter den meisten Ärzten die ich getroffen habe sehr in Grenzen.
Leider liegen auch die Stationen untereinander im Zwist. (Situation: Ich komme pünktlich 7:30 zur Visite auf Station. Assistent: "Sie sind zu spät!" Ich:"Ich habe bereits seit 6:45 auf der 4.1 Blut abgenommen." Assistent: "Sie sind aber hier eingeteilt!" Ich: "Der Oberarzt hat mich ausdrücklich angewiesen zuerst bei den Transplant-Patienten auf der 4.1 Blut abzunehmen!" Assistent: "Da müssen Sie sich durchsetzen! Die sollen sich ihren eigenen PJler beschaffen!").
Fortbildungen sollen jede Woche einmal stattfinden. Ich habe in meinen acht Wochen drei Fortbildungen erlebt, aus einer davon wurde ich aber in den OP abgerufen. Eine der Fortbildungen war ein Nahtkurs am Schweinedarm und von sehr guter Qualität, ein zweiter eine Powerpoint-Präsentation durch einen Oberarzt, der nach mehrmaligen Anrufen stark verspätet eintraf. Die dritte Vorlesung wurde durch einen Assistenten gehalten, der seit zwei Wochen als Arzt beschäftigt war.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich hier ein Teufelskreis entwickelt hat. Praktisch alle PJler kommen nur für acht Wochen (wenn man sich die Bewertungen hier ansieht, weiß man warum!) - weil sie müssen und nicht weil sie wollen. Das merken die Ärzte, und es scheint sich die kollektive Überzeugung festgesetzt zu haben, dass PJler dumm, faul und gefräßig sind. Ich wusste auch vorher dass ich kein Chirurg werden will, aber ich kann sagen dass ich mich redlich bemüht habe, wenigstens für die ersten vier Wochen. Aber in der Zeit habe ich wirklich kaum positive Erfahrungen machen können. Danach habe ich Dienst nach Vorschrift geleistet, Haken und die Klappe gehalten - und zugesehen, dass ein anderer das Diensttelefon bekommt.
Ich muss einige Kollegen heruasnehmen, die sich tatsächlich bemüht haben, den PJlern etwas beizubringen - trotz der ständig zu hohen Arbeitslast, Dr. Seer und Dr. Barberio sind zwei Beispiele. Leider reicht das nicht.
Ich glaube die Visceralchirurgie der Uni Leipzig braucht was die PJler angeht dringend einen Neuanfang. Das könnte zum Beispiel eine Lehrinitiative sein, oder eine Entlohnung fürs PJ. Vielleicht halb so viel wie eine Krankenschwester im ersten Lehrjahr? Wäre nach fünf Jahren Uni irgendwie nicht unangemessen...
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Nahtkurs
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Blut abnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
6
Klinik insgesamt
5
Unterricht
3
Betreuung
6
Freizeit
4
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.8