Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Essen
Kommentar
Auch ich kann mich den vorherigen Berichten nur anschließen: Die Zeit in Frutigen war toll.
Bereits 1 1/2 Jahre zuvor habe ich mich mit einer Kommilitonin bei Dr. Peter Häfliger nicht aufwändig beworben und er hat uns ermöglicht zu Zweit eine Tertialhälfte in Frutigen zu absolvieren. Angekommen wurden wir direkt herzlich aufgenommen und dank super Organisation und Einweisung sowohl in das Computersystem als auch in unsere Tätigkeiten waren bereits nach 1-2 Tagen im Team integriert. Ich muss zugeben, dass ich mich in das schöne Schwyzerdütsch erst einige Zeit einhören musste, jedoch waren alle (Personal und Patienten) stets bemüht und geduldig, sodass auch ich alles verstanden habe.
Die Tage starten um kurz vor 8 - eine Uhrzeit, die durch einen minimalen Arbeitsweg purer Luxus ist - mit einem Morgenrapport, bei dem die Aufnahmen des Vortages vorgestellt wurden. Anschließend blieb es uns Unterassistentin in Absprache mit den Assistenzärzten frei überlassen, wie wir uns für die Operationsassistenz einteilen wollten. D.h. jeder konnte je nach Interesse an den verschiedenen Operationen teilnehmen. Besonders positiv ist hier zu erwähnen, dass man jeden Operationsbericht, in dem man mit Namen aufgelistet wird, als Kopie zur Verfügung gestellt bekommt.
Je nach Operationsprogramm haben wir am Vormittag weiterhin auf Station oder auf dem Notfall ausgeholfen und konnten frei entscheiden, wo wir die Mittagspause verbringen wollten. (Mittagessen im Spital: Auswahl aus drei Menüs mit Salatbar und beliebigem Nachholbedarf: 10 CHF)
Am Nachmittag arbeitet man als Unterassistent im Ambulatorium, macht klinische und radiologische Nachkontrollen, MRI-Besprechungen, Wundkontrolle, Gips- und Verbandswechsel mit und bespricht diese mit dem zuständigen leitenden Ober- oder Chefarzt. Anschließend ist man hier auch für die Dokumentationen verantwortlich. Weiterhin gehörte es zu unseren Aufgaben, die Aufnahmen für die elektiven Knie- und Hüftprothesen der Folgetage zu untersuchen, sowie die passenden Patientenkurven in Absprache mit den Assistenzärzten anzulegen. Freiwillig konnte man diese Patienten als eigene Patienten auf Station übernehmen, täglich visitieren und auch die Éntlassungspapiere vorbereiten.
Auch die Nächte und die Wochenenden mussten jeweils von einem Unterassistenten abgedeckt werden. Im Pikettdienst kommt es spät abends und nachts sehr selten zu Operationen. Ich glaube in der gesamten Zeit wollte es der Zufall so, dass jeder Student einmal für eine Sektio aufstehen durfte. An den Wochenenden war hingegen sehr viel zu tun. Diese Arbeit hat mir persönlich jedoch sogar am Besten gefallen und am meisten weitergebracht. Da wir zur Sporthochsaison in Frutigen waren, kam bei guten Wetter der Rettungshubschrauber abwechselnd mit der Ambulanz, sodass man in Absprache mit den Assistenzärzten und dem diensthabenden Chef eigene Patienten von Ankunft auf dem Notfall bis zur Aufnahme ins Spital oder Entlassung nach Hause betreut hat. Auch die Zusammenarbeit mit der Pflege möchte ich an dieser Stelle äußerst positiv erwähnen, die einem immer hilft und sprachlich und medizinisch sehr viel erklärt.
Gewohnt haben wir im Personalhaus direkt neben dem Spital. Ich habe mir mit meiner Kommilitonin ein Zimmer geteilt, was zu keinem Zeitpunkt zu klein oder zu eng war, da man aufgrund unterschiedlicher Dienste natürlich auch Zeit allein hatte. Dennoch waren wir die Ausnahme. In der Regel bekommt jeder Unterassistent für 190 CHF ein eigenes Zimmer.
Da wir im angegeben Zeitrahmen insgesamt vier Unterassistenten in der Chirurgie waren, war es kein Problem in Absprache einige Tage Urlaub zu machen, sich das wunderschöne Berner Oberland anzusehen und Besuch zu empfangen.
Alles in allem kann ich mich nur wiederholen und das PJ in Frutigen sehr empfehlen. Man lernt sehr viele tolle und liebenswürdige Menschen und ein sehr schönes Land kennen und vor allem zum Start in die praktische Medizin ist Frutigen eine großartige Wahl.