Anfangs bin ich mit relativ gemischten Gefühlen in mein Chirurgie-Tertial gestartet, da ich bereits weniger gute Erfahrungen von anderen Studenten gehört und gelesen hatte. Diese zerstreuten sich aber bald.
Mein PJ-Wechsel fiel genau in die Weihnachtswoche. Sehr nett fand ich, dass sich Frau Dr. Reitzmann, die PJ-Beauftragte, sich bereits einige Wochen vor dem Wechsel per Mail mit mir in Verbindung setzte und mir sagte wo und wann ich mich melden sollte und ob ich die Weihnachtswoche über Urlaub haben wolle.
Es gibt 2 Stationen die von Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie belegt sind, die 7/2 und die 5/2. Gerade die Station 7/2 ist relativ groß. Hier liegen die Patienten nach oder vor großen Bauch- und Thoraxoperationen. Die 5/2 beherbergt vor allem Gefäßpatienten, aber auch Schilddrüsen und vieles mehr.
Ich entschied mich für die 7/2. Hier beginnt der Tag um 7.10 Uhr mit der Visite. Um 8 Uhr beginnt die Morgenbesprechung, diese dauert etwa 20 Minuten, danach verteilt man sich entweder auf die OPs oder man geht auf Station und erledigt die Blutabnahmen und Nadeln. Auf Station kann man danach Patienten aufnehmen, sonographieren, Drainagen ziehen/legen oder Sekundär nähen. Es findet sich eigentlich immer etwas zu tun. Wenn man engagiert ist kann man auch ein eigenes Zimmer übernehmen und managen. Direktes Teaching im Sinne eines Frontalunterrichts fand eher selten statt, aber es werden anhand von Patienten wichtige Krankheitsbilder besprochen und für Fragen findet man immer eine Antwort. Mal abgesehen von der Chirurgie fand fachrichtungsübergreifend 2 mal wöchentlich ein PJ Unterricht statt.
Im OP ist man grundsätzlich erstmal Hakenhalter. Je nachdem wie man sich anstellt, kann man auch je nach Operateur auch mehr machen. Im Allgemeinen schadet es nicht, sich vor den OPs mit der Anatomie auseinandergesetzt zu haben, sodass man eventuelle Fragen auch beantworten kann. Gerade dann hatte ich den Eindruck, dass die Operateure beginnen mehr von sich aus zu erzählen und zu erklären. Interesse zeigen schadet nie, auch wenn man kein Chirurg werden will. ;)
In einem Punkt muss ich meinen Vorgängern widersprechen: In meiner ganzen Zeit im OP habe ich weder von den Ärzten noch vom OP Personal ein böses Wort mir gegenüber gehört, geschweige dessen, dass man angeschrien worden wäre. Gerade das OP Team geht sehr kollegial und nett miteinander um und wenn man sich bei jedem schön vorstellt findet man hier auch schnell Anschluss.
Ich habe oft Frau Professor Ott, der Oberbauch-Spezialistin, assistiert. Hier fand ich sehr angenehm, dass sich die Tischhöhe nach mir richtete (ich bin relativ groß) und sich sowohl sie als auch die erste Assistenz einen Antritt nahmen. Die Operationen sind wegen ihrer Dauer schon anstrengend genug, auch ohne Rückenschmerzen. Mal abgesehen davon habe ich hier viel erklärt und gezeigt bekommen. Whipple, Gastrektomie, Ösophagus und Leber stehen quasi auf der Tagesordnung.
Auch darüber hinaus laufen spannende Operationen. Von großen Darm-OPs bis zu Thorax-Operationen kann/muss man überall assistieren. Sehr zu empfehlen sind zum Beispiel VATS mit Dr. Müller. Hier kann man als 1. Assistenz die Kamera und weiteres bedienen. Sehr entspannt und super interessant.
Alles in allem hat es mir hier sehr gut gefallen, auch wenn ich kein Chirurg werden möchte. Ich denke Rosenheim ist keine PJ-Location für Leute die sich berieseln lassen wollen und mit möglichst wenig Aufwand durch ihr PJ kommen wollen. Aber wenn man selbst motiviert ist und auch etwas Einsatz mitbringt kann man hier sehr viel mitnehmen.