Ich war für ein halbes Tertial für Trauma Surgery in Johannesburg. Eigentlich war ich am Joburg General gemeldet, vor Ort ist der Wechsel zwischen den Kliniken aber problemlos möglich, sofern man es nicht in alle Winde trägt. Das General ist sehr akademisch, viele Studenten, guter theoretischer Unterricht, aber praktisch fällt dort nicht so viel an. Das liegt einerseits an den vielen Studenten, andererseits aber auch an der viel kleineren Notaufnahme und viel geringerem Patientenaufkommen als am Bara. Bevor ich für den größten Teil meiner Zeit ans Bara gewechselt bin, habe ich anfangs ein paar Dienste am General gemacht (dort geht der Dienst nur 12 Stunden in der Nacht), wobei man genauso viele Freiheiten hat wie am Bara (bis hin zu ZVK's und Thoraxdrainagen), jedoch würde ich jedem die Erfahrung am Bara anraten.
Los gehts zum normalen Tagdienst um 7.00 Uhr mit Übergabe im Resus (Schockraum) und Pit (normale Notaufnahme) sowie dem Handover Meeting, wo der letzte Dienst übergeben wird. Wenn man nicht on call ist, sind die Exchange students dann für die Station verantwortlich und kümmern sich nach der Morgenvisite um BGA's, Blut abnehmen, Flexülen, das Ziehen von Drainagen und die Anmeldung von Untersuchungen. Mittags gibts dann nochmal eine Visite, wo noch einmal Arbeit anfällt, wenn das erledigt ist, kann man meist vor 15 Uhr nach Hause.
Call: Wenn genügend Studenten da sind, ist immer mindestens einer on Call, das heißt Dienst von 7.00 Uhr bis 7.00 Uhr Folgetag. Da man aber immer noch das Handover mitmachen soll, ist es ein 26 Stunden Dienst. Am Wochenende, wenn man die armen Kollegen der Samstag und Sonntag Schicht nicht hängen lassen will, kann daraus auch schnell mal 30 Stunden werden, auf Grund des teilweise massigen Arbeitsaufkommens - ist aber alles freiwillig, es nimmt einen keiner übel, wenn man nach seinem Call einfach nur noch heim will. Ansonsten ist man während des Calls hauptsächlich in der Pit und im Resus. Das heißt Patienten aufnehmen, untersuchen, Verordnungen schreiben, Untersuchungen anmelden, drippen, FAST, zunähen,... und bei Brüchen den Orthopäden vorstellen. Wenn man den Ärzten gezeigt hat, dass sie einem Vertrauen können, kan man schnell selbstständig sich um seine Patienten kümmern, selbstverstänlich immer in Rücksprache mit den Interns oder Registrars - man war nie alleine. Im Resus, dem 16-Betten Schockraum, landen die P1-Patienten. Hier kann man sich relativ frei am ABCDE beteiligen, jede Hand wird gebraucht. Je nach Kenntnisstand und Zeit die man schon dort war, kann man sich dann um das FAST, Thoraxdrainagen oder ZVK's kümmern, den Blasenkatheter hat man sich dann aber gleich mitverdient. Ein paar mal kam schon auf, dass man sich um eigene Schockräume kümmern kann: Mir ging es so, dass immer mindestens ein Arzt als Hauptverantwortlicher dabei war. Wenn es nicht so kritisch war, hieß es dann irgendwann schnell "kümmere dich um alles, ich bin beim nächsten", sodass man doch relativ viel in Eigenverantwortung machen konnte. Während des Calls war es auch häufig möglich mit in den OP als Assistenz zu gehen und von Relooks bis Notfalllaparotomie alles mitzumachen.
Das Patientenaufkommen variiert stark von nachts "gar nix los" unter der Woche bis totales Chaos und "Warzone" am Wochenende, wo die Notaufnahme zuläuft und mehrere Stunden gesperrt werden muss.
Man kann sich auf unzählige Wunden zum nähen, viel Blut und viele betrunkene Leute einstellen, trotzdem bin ich jedes mal gerne hingegangen, auch wenn die Arbeitszeiten enorm waren. Was ich besonders geschätzt habe, war das internationale Team mit Leuten von überall auf der ganzen Welt - und der Laden lief. Unterricht gabs es einmal pro Woche als Fortbildung für die gesamte Abteilung, einmal Röntgenbesprechung und einmal wöchentlich eine M&M Konferenz. Der Rest bezog sich eher auf learning by doing nach dem Motto "see one, do one, teach one" bzw. nachfragen. Viel Zeit für Theorie war nicht, das ist dafür aber auch der falsche Ort. Wer mehr an theoretischer Fortbildung interessiert ist, sollte eher ans General.
Bewerbung
Für das General 1 Jahr vorher, wer ans Bara direkt will, sollte sich aber noch früher kümmern.