Eigentlich wollte ich mein letztes Tertial nutzen, um doch noch etwas Geld in die ohnehin klamme Studentenkasse zu bringen und hatte nur periphere Häuser mit Bezahlung auf meiner Wunschliste. Letztendlich wurde mir jedoch die Charite zugelost, womit ich mich nach einigem Zögern dann doch abfand.
Denn zwar hatte ich bei all meinen vorigen Praktika Universitätskliniken bisher immer vermieden, jedoch kann ich rückblickend sagen, man sollte zumindest einmal den Betrieb eines universiären Krankenhauses kennengelernt haben.
Einige Wochen bevor das PJ anfängt erhält man alle nötigen Informationen (Logbuch, Arbeitsuntersuchung, Treffpunkt, etc.) per Post. Die Einteilung auf die einzelnen Stationen erfolgt dann am ersten Tag gemeinsam mit Prof. Somasundaram, dem Leiter der Rettungsstelle.
Vorgesehen sind jeweils zwei Monate auf insgesamt zwei Stationen.
Ich für meinen Teil kann mich bei der Aufteilung nicht beschweren, im Gegenteil. Jedoch gab es mehrere Stationen , auf denen sich die PJ-ler gegenseitig auf den Füßen rumstanden, während andere Stationen vollkommen unbesetzt waren. Warum die Einteilung teilweise so unausgewogen war, kann ich nicht sagen.
Die ersten zwei Monate war ich auf der Rettungsstelle, was ich jedem nur empfehlen kann!
Während man auf Station oft die Diagnose eines Patienten schon kennt, kann man hier wunderbar differentialdiagnostisches Denken und entsprechendes Handeln üben.
Dazu zählen Anamnese, körperliche Untersuchung, Anordnung von Folgediagnostik, Akuttherapie und ob eine stationäre Aufnahme nötig ist. Da der Großteil der Fälle kardiologischer Natur ist, lernt man hier auf jeden Fall EKG lesen. Man sieht auch einige Reas und kann sich dort einbringen, wenn man es sich zutraut. Auch bei den Polytraumata kann man zusehen, da sich Internisten und Chirurgen den Schockraum teilen.
Da gerade umgebaut wird, kann man auch mal bei anderen Disziplinen zu chauen (Es gibt immer ein paar Kopfplatzwunden und mindestens einen Strokealarm pro Tag). Momentan hat die Rettungsstelle keine eigene Station, demnach fallen Visiten auch entsprechend kurz aus, was mir ganz recht war, denn ich hatte den Eindruck durch eigene Patientenfälle mehr zu lernen, als durch das reine Zuhören.
Wir waren zwei bzw. drei PJler während meiner Zeit und haben uns selbstständig in den Schichtplan eingeteilt, was gut funktioniert hat. Die Ärzte waren durchgängig nett, wenn auch einige einen etwas komplizierteren Grundcharakter hatten, und haben einem gerne und ausführlich Dinge erklärt und beigebracht.
Die Stimmung zwischen einigen Pflegern und Ärzten war leider wegen des Umbaus und erheblichem Personalmangels bisweilen angespannt, was den Arbeitsalltag unnötig erschwert hat. Im Großen und Ganzen war die Stimmung jedoch gut.
Im zweiten Teil meines PJs bin ich in die Hämatologie/Onkolgie auf Station 2b gewechselt, allerdings nur für 4 Wochen, da ich am Ende des Tertials meine 20 Urlaubstage genommen habe.
Das Team ist wirklich super nett, sehr entspannt und man wird vom ersten Tag an gut integriert. Auch der Kontakt und die Zusammenarbeit mit der Pflege lief sehr gut.
Die täglichen Blutentnahmen machen alle immer gemeinsam, sodass man die Visite gar nicht verpassen kann. Ich für meinen Teil habe mich irgendwann aus den Visiten ausgeklinkt und währenddessen schon mit den Aufnahmen begonnen.
Diese werden unter den Ärzten aufgeteilt und im Laufe des Tages erledigt. Dazu zählt Anamnese, körperlicher Status, Braunülen legen/Port anstechen.
Knochenmarkpunktionen gab es auf dieser Station eher weniger, ich habe mich allerdings auch nicht drum gerissen. Dafür durfte ich in der kurzen Zeit, die ich da war, mehrere Aszites- und auch Pleurapunktionen unter Aufsicht vornehmen.
Der einzige Wermutstropfen war der ständige Materialmangel, sodass man auch mal 20 Minuten auf anderen Stationen nach dem benötigten Material suchen musste, was unnötig Zeit kostet.
Der PJ-Unterricht fand jede Woche regelmäßig statt, war von durchgängig guter Qualität und immer in Begleitung eines leitenden Arztes.