Allgemeinchirurgie, HNO, Urologie, Orthopaedie und Transplantationschirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Meine Gesamtnote ist so gut ausgefallen, weil mir das Tertial als Gesamtes sehr gut gefallen hat und weniger, weil mir die Betreuung und Ausbildung so gut gefallen hat. Gute Portugiesischkenntnisse sind sehr zu empfehlen, da man durchgehend eigenstĂ€ndig Patienten betreut und mit den Akzenten und der Umgangssprache schon auf tĂ€gliche Herausforderungen trifft, Englisch wird nur von einigen ĂrztInnen und Studierenden gesprochen.
Die medizinische FakultĂ€t der Uni hat mich in die feste viermonatige Rotation der brasilianischen PJler eingeteilt, zu der vier Wochen in der Allgemeinchirurgie im Traumazentrum Dr. Frota, zwei Wochen in der Allgemeinchirurgie an der Uni, zwei Wochen Urologie, zwei Wochen gastroenterologische Chirurgie (v.a. Onkologie), zwei Wochen Lebertransplantationschirurgie und vier Wochen in der HNO zĂ€hlen. Die HNO lĂ€uft parallel zur gastroenterologischen und Lebertransplantationschirurgie. AuĂerdem gibt es einen Monat, fĂŒr den man sich seinen Einsatz aussuchen kann (ich war in der OrthopĂ€die, aber es ist theoretisch z.B. auch GynĂ€kologie oder ein nicht chirurgisches Fach möglich), das ist gleichzeitig aber auch der einzige Zeitraum, in dem ich mir mit viel Papierkrieg Urlaub nehmen konnte. In die Notaufnahme und Unfallchirurgie durfte man zumindest zu meiner Zeit als auslĂ€ndische Studentin offiziell nicht rotieren.
Insituto Dr. Jose Frota, Allgemeinchirurgische Station: Ich war hier mit 9 anderen PJlern eingeteilt, jede/r von uns hat 3-5 Patienten tĂ€glich visitiert und die Verordnungen geschrieben und anschlieĂend mit dem zustĂ€ndigen Assistenzarzt besprochen. Zu den Operationen der eigenen Patienten sollte man möglichst mit an den Tisch, ansonsten sind PJler aber nicht fest fĂŒr Operationen eingeplant. Die Stationsarbeit war mittags erledigt, allerdings mussten wir um 16.30 unsere Anwesenheit unterschreiben und in Rotation auch in die Ambulanz bzw. den Nachmittagsstationsdienst machen, sodass die Nachmittage nicht wirklich frei waren. Drei Mal in der Woche Oberartztvisite mit Vorstellung der Patienten und es gab unregelmĂ€Ăigen Unterricht mit dem Assistenzarzt.
Die restlichen Rotationen im Uni-Klinikum waren prinzipiell Ă€hnlich aufgebaut, wobei nur an einigen Nachmittag Ambulanz-Sprechstunden stattfanden, an anderen war, wenn man nicht die eine mit dem Nachmittagsdienst war, auch mittags Schluss. Hier waren die PJler Gruppen etwas kleiner, aber jeder hatte meist 2-3 Patienten, die von Anfang bis Ende betreut wurden. Die OrthopĂ€die ist eine reine Ambulanz, wo von KlumpfuĂ ĂŒber Arthrose bis hin zu seltenen angeborenen Fehlstellungen und Infektionserkrankungen wie Lepra alles behandelt wird. Die Brasilianischen PJler hatten auch 24h-Dienste, als AuslĂ€nderin war dies allerdings offiziell verboten. Die Anwesenheit wurde am Insituto Dr. Frota sehr streng kontrolliert, an der Uni weniger, aber es ist aufgefallen wer gefehlt hat. Vor allem, weil dann die anderen PJler einspringen und die Patienten ĂŒbernehmen mĂŒssen - ein ganz cleveres System ;)
Bewerbung
Ich habe mich mehr als ein Jahr vorher bei vielen KrankenhĂ€usern und auch UniversitĂ€ten in ganz Brasilien gemeldet, da es von meiner Uni aus keine Kooperationen gab, aber die Auslandstertiale frĂŒh im vorraus angemeldet werden sollten. Der Kontakt per Mail war sehr schwierig, bis ich heruasgefunden habe, dass es in Brasilien auch eine Art PJ gibt (allerdings ĂŒber zwei Jahre) und das man sich am Besten ĂŒber die Unis bewirbt. Auch diese Strategie hat Geduld gefordert und an vielen Orten nicht funktioniert, aber nach einem 3/4 Jahr hatte ich die Wahl zwischen Fortaleza mit der UFC und Sao Paulo (USP). Nach dem BauchgefĂŒhl habe ich mich fĂŒr den Norden entschieden. Leider war mir zunĂ€chst das Krankenhaus nicht bekannt und die Kommunikation mit der medizinischen FakultĂ€t war trotz eines sehr nettes Professors im Internation Center dort sehr schwierig. Die entgĂŒltige Bescheinigung die ich auch fĂŒr meine Uni brauchte habe ich ca. 2 Monate vor meinem Abflug bekommen, glĂŒcklicherweise stellte sich heraus dass das Hospital Universitario vom hiesigen LandesprĂŒfungsamt schon annerkannt war, sodass die kanppe Zeit nicht so schlimm war.
Das International Center teilte mir automatisch zwei Paten von der Uni zu, die mir bei der Wohnungssuche und der Eingewöhnung geholfen haben, das ist wirklich klasse! Und ansonsten war es ein schönes kleines und lehrreiches Abenteuer!
Wenn ihr euch fĂŒr ein Tertial dort interessiert und mehr wissen wollt (hab ja vielleicht auch das ein oder andere vergessen^^), dann könnt ihr euch gerne bei mir melden. Axe e boa sorte!