Wer nur zum Reisen in die Schweiz kommt, ist hier vielleicht nicht am richtigen Ort. Die Arbeitszeiten sind (schweiztypisch) recht lang - ein normaler Tag endet um 17/18 Uhr, kann aber auch mal etwas länger dauern. Trotzdem hat mir das Tertial sehr gut gefallen. Man arbeitet immer in einem Team aus Kader (OA), Assi und Unterassistent (PJler). So hat man eigentlich ständig eine Supervision und zwei feste Ansprechpartner bei Fragen. Je nach Motivation kann man eigene Patienten betreuen, was ich sehr empfehlen kann. Man wird aber andererseits nie zu irgendwas gedrängt. Etwa alle zwei Wochen wechselt man die Station.
Als Unterassistent hat man die gleichen PC-Rechte wie die Assis. Man kann (und soll) Untersuchungen anmelden, Briefe schreiben und - ganz wichtig - die in der Schweiz heilige Diagnosenliste der Patienten pflegen. Insgesamt verbringt man leider viel Zeit vor dem PC. Interventionen wie Punktionen sind eher selten. Wenn man das Glück hat, darf man aber auch als Unterassistent zur Tat schreiten.
Die Hierarchien sind sehr flach. Im gesamten SRO wird sich geduzt und als Unterassistent ist man nie " nur der PJler". Botentätigkeiten musste ich in den 4 Monaten nie verrichten.
Man rotiert auch auf den Notfall, wo man eigene Patienten betreut und diese selbstständig mit dem Kaderarzt bespricht. In jeder Notfallwoche hat man dann einen Wochenenddienst für den man zwei Kompensationstage nehmen kann. Wie oft man Wochenenddienst hat bestimmt die Anzahl der Unterassistenten. In meinem Fall bei 4 Unterassistenten war dies also nur alle 4 Wochen der Fall.
Da man in der Schweiz als Unterassistent eingestellt wird, stehen einem auch Urlaubstage zu (7 Tage in 16 Wochen). Diese kann man flexibel nehmen. Die Fehltage der Uni werden aber nicht anerkannt.
Untergebracht war ich im Personalhaus. Ein nicht gerade schöner Bau, der seine besten Jahre hinter sich hat. Allerdings gibt es eine Dachterasse, die im Sommer sicher ziemlich cool ist. Das Zimmer enthält ein Waschbecken. Gemeinschaftsklo, -bad und Küche sind auf dem Gang. Man muss eigenes Geschirr/ Töpfe usw mitbringen, da leider nichts gestellt wird. Dafür war es mit etwa 400 CHF Miete recht teuer.
Für WLAN kann man sich einen Router gegen Kaution bei der Sekretärin holen. Nicht bei der Reservierung des Wohnheims mitangeben. Die Möglichkeit besteht auch - da kostet das WLAN aber monatlich zusätzliche Miete.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
+ super Betreuung
+ Motivierte Lehrende
+ selbstständiges Arbeiten
+ Gute Stimmung
- lange Arbeitszeiten
- Mäßiges Wohnheim
- viel PC-Arbeit