Die Abteilung für Gefäß- und Thoraxchirurgie des Vivantes Klinikums im Friedrichshain ist ein guter Ort, um sein Chirugie-Tertial abzuleisten. Die Fachärzte und -ärztinnen, die die Station betreuen, sind sehr erfahren und dementsprechend herrscht dort trotz der z.T. schwerstkranken Patienten kein Chaos wie auf anderen Stationen. Die Ärzte - inklusive Chef - sind alle nett. Der Umgang mit PJlern ist respektvoll und man wird dort nicht als kostenloser Sklave für "niedere" Tätigkeiten verstanden. Auch der Kontakt zur Pflege, egal ob auf Station oder im OP, gestaltet sich sehr freundlich. Ärzte und Pflege frühstücken zusammen, was ich so bislang in keiner anderen Abteilung gesehen habe.
Wenn man in den OP will, kommt man hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Man wird mehrmals pro Woche in den OP eingeteilt und es ist von kleinen Eingriffen wie AV-Fisteln, wo man als 1. Assistent dabei ist, bis zu großen Zwei-Höhlen-Eingriffen an der Aorta das ganze gefächirurgische Spektrum dabei. Wenn man bei einem interessanten Eingriff nicht auf dem Plan steht, aber trotzdem dabei sein möchte, ist das in der Regel auch kein Problem. Die Stimmung im OP ist meistens gut bis heiter. Cholerische und mit Instrumenten werfende Chirurgen oder maulende OP-Schwestern habe ich hier nicht erlebt. Als OP-Assistent kann man je nach Operateur mehr oder weniger viel nähen und tackern.
Auf Station ist für Studenten oft nicht so viel zu tun. Die BEs halten sich in Grenzen. Wenn die Phlebotomistin ausfällt, dann teilt man sich die BEs mit Ärzten und der Gefäßassistentin auf, so dass man als PJler keinesfalls stundenlang Blut abnehmen muss. Man kann sich am Schreiben von einfachen Briefen versuchen und bekommt dann später, wenn man möchte, auch Briefe von Patienten mit komplizierteren Verläufen anvertraut.
Püktlich gehen war immer möglich und falls die OP mal doch länger dauerte, dann wurde ich immer gefragt, ob es für mich ok ist, länger zu bleiben. Wenn gar nix mehr zu tun ist, dann wird man auch früher nach Hause geschickt. Ein gemeinsames Mittagessen gab es nicht, aber man konnte immer alleine gehen.
Die Fortbildungen für alle PJler des Hauses werden 1 Mal die Woche durch Ärzte aus verschiedenen Abteilungen durchgeführt und sind von wechselnder Qualität und Prüfungsrelevanz. Bis auf die Unfallchirurgen kommen aber alle Dozenten und geben sich Mühe.
Ein Minuspunkt ist die PJ-Organisation des Hauses. Man bekommt zwar Essen umsonst, aber ein Spind in einer zentralen Umkleide und ein eigener Wäsche-Chip sind Glückssache.
Insgesamt war es ein schönes Tertial und ich war traurig, als die Zeit rum war. Ich hätte gerne mein ganzes PJ da verbracht : )