PJ-Tertial Innere in Spital Schwyz (1/2017 bis 4/2017)
Station(en)
A7, B7, C7, Notfall
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Ein PJ-Tertial in der Schweiz kann grundsätzlich nur empfohlen werden. Zum einen ist es natürlich die bessere Vergütung, die angesichts der hohen Lebenshaltungskosten allerdings relativ ist. Vor allem ist es aber das deutlich höhere Ansehen des PJ-Studenten, der hier als Unterassistent feste Aufgabengebiete zugewiesen bekommt, und diese bestehen ausdrücklich nicht in Blutabnehmen usw. Trotzdem muss man relativieren, dass man auch hier eben nur ein Medizinstudent ist und dadurch an einer wirklich eigenständigen Patientenversorgung unter Aufsicht doch immer wieder gehindert wird.
Im Falle des Spital Schwyz kommt einschränkend auch noch hinzu, dass die Abteilung für Innere doch relativ klein ist und sehr gut ärztlich besetzt, sodass für den Unterassistenten meist nicht viel Arbeit "abfällt". Auf Station geht und schreibt man bei der Visite mit und kann im Anschluss Arztbriefe schreiben o.ä. In der Notaufnahme ist es nach einer Einarbeitungszeit auch möglich, eigene Patieten zu untersuchen und direkt mit dem Oberarzt zu besprechen, was natürlich extrem lehrreich ist, allerdings ist bei einer durchschnittlichen Patientenzahl von 10 pro 24h eben auch oft Leerlauf dabei, es gab Tage, wo kein einziger gekommen ist. Sehr von Vorteil ist, dass die Klinik die gesamte Bandbreite plus Neurologie versorgt, was einen schönen Einblick in die gesamte Breite des Faches gibt. Andererseits sind Spezialuntersuchungen wie Herzkatheter oder Endosono nicht vorhanden, andere (Ultraschall, Endoskopie) finden vllt. ein- bis zweimal pro Tag statt, sodass die Einblick hier eher gering ausfallen. Pleura- oder Aszitespunktionen finden zwar auch statt, aber doch eher selten, sodass hier die Assistenzärzte selbst üben und man als Unterassistent nicht zum Zuge kommt.
Der normale Arbeitstag beginnt um 8.00 mit der Röntgenbesprechung, im Anschluss folgt an manchen Tagen noch eine Fortbildung oder Fallbesprechung. Dann gibt es eine Kaffeepause bis 9.00 und man begibt sich dann auf Visite, die bis etwa 11.00 abgeschlossen ist. Anschliessend Mittagessen und am Nachmittag noch einige Verwaltungsarbeiten; dann kann man meist gegen 15.00 wieder gehen, spätestens aber um 16.45. In der Notaufnahme dauert der Dienst auch von 8.00 bis 15.00 oder man macht Spätdienst von 15.00 bis 22.00.
Ein anderes Bild ergibt sich am Wochenende. Man hat etwa alle drei Wochen das ganze Wochenende Dienst (gibt dann zwei Kompensationstage frei) und ist hier für eine Station verantwortlich, d.h. Visite machen und im Anschluss mit dem Dienstarzt besprechen; das ist wirklich sehr lehrreich und eine sehr gute Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten. Nach der Visite hilft man dann noch in der Notaufnahme.
Zusätzlich gibt es noch einen Bereitschaftsdienst, den sich alle Unterassistenten des gesamten Spitals aufteilen, sodass man etwa 3 mal pro Monat dran kommt. Man muss dann nach Feierabend bis zum nächsten früh noch erreichbar sein und im Falle einer Notfall-OP oder einer Schockraumeinlieferung mithelfen.
Für ein kleines Krankenhaus ist das Spital Schwyz sehr gut ausgestattet, zwar fehlen technische Großgeräte, aber alles andere ist wirklich auf dem neuesten Stand, auch die EDV, zu der man einen eigenen Zugang bekommt. Außerdem wird recht viel Wert auf evidenzbasierte Medizin gelegt, es ist durchaus Standard, bei unklaren Fällen im uptodate nachzulesen und damit zu argumentieren. Auch haben die Oberärzte ein wirklich sehr breites und fundiertes Wissen.
An Fortbildungen gibt es einen Journal Club am Donnerstag, den man auch einmal selbst halten soll sowie eine fachspezifische Fortbildung am Freitag. Darüberhinaus dienstags Fallbesprechungen und Mittwoch eine Vorlesungsreihe aus Luzern (Videoschaltung).
Der Umgang im Team ist ausgesprochen freundlich, sowohl mit Assistenz-, Ober- und Kaderärzten kommt man menschlich und fachlich sehr gut aus. Das Verhältnis zur Pflege ist von einer in Deutschland nicht denkbaren gegenseitigen Wertschätzung geprägt.
Freizeitmässig kann man in der Zentralschweiz natürlich viel machen. Es bietet sich an, ein Halbtaxabo (= BahnCard 50) zu erwerben, da man in der Schweiz mit Bus und Bahn an fast jeden Ort kommt und sich diese Investition so schnell rentiert. Von Schwyz aus kommt man gut nach Luzern und Zürich, oder in die andere Richtung ins Tessin oder nach Uri. Im Winter sind drei Skigebiete innerhalb von 20 min mit dem Bus erreichbar, im Sommer gibt es eine unbegrenzte Möglichkeit an Wanderwegen jeden Schwierigkeitsgrades. Radfahren geht nur mit Mountainbike. Sehr vorteilhaft ist auch, dass das Spital einige Jahreskarten oder Rabattangebote für die umliegenden Seilbahnen hat.
Alles in allem hat zwar auch ein PJ-Tertial in der Schweiz diverse Nachteile und der Organisationsaufwand ist sicher höher, aber ich kann nur sagen, dass es sich sowohl freizeittechnisch als auch fachlich in jedem Fall gelohnt hat.
Bewerbung
Ich habe mich 1.5 Jahre im Voraus bei der Personalabteilung des Spital Schwyz beworben. Den Arbeitszeitraum sollte man unbedingt an die deutschen Tertialdaten anpassen. Man bekommt einen Arbeitsvertrag über 16 Wochen (incl. 6 Ferientage) bei 1200 CHF / Monat.
Ein Zimmer im Wohnheim gibt es für 250 CHF pro Monat. Diese besteht aus einem kleinen Raum mit Gemeinschaftsbad / -klo und Etagenküche. WLAN ist zwar vorhanden, aber nur in einem Teil jedes Stockwerkes. Für vier Monate als Unterassistent sicher auszuhalten, länger aber auch nicht.
Um die Aufenthaltsbewilligung kümmert sich das Spital, eine eigene Anmeldung bei der Gemeinde ist nicht nötig. Erforderlich ist noch ein Schweizer Bankkonto, dies kann u.U. problematisch werden, da man als Ausländer teilweise relativ hohe Gebühren bezahlen muss. Außerdem braucht man eine Bescheinigung der deutschen Krankenkasse, um einer Versicherung in der Schweiz zu entgehen, was in meinem Fall (hkk) aber kein Problem war.
Am Ende muss man seien PJ-Bescheinigung noch für 50 CHF nach Zürich schaffen, um sich das Uni-Siegel zu holen.