Ich war von Mitte März bis Anfang Mai 2017 insgesamt 8 Wochen auf der Mikrobiologie im AKH Wien.
Ich habe mich für die Mikrobiologie als Teil meines Wahlfachtertials entschieden, da ich es wichtig finde, auch fundiertes Hintergrundwissen zu haben. Bisher empfand ich Mikrobiologie als Blackbox und kannte keinen Unterschied zwischen Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium. Auch sitzen die Antibiotika danach viel besser.
Eine Bewerbung mittels Lebenslauf war per E-Mail inkl. Motivationsschreiben möglich: Ich habe mich etwa 2 Jahre im Voraus beworben, wobei vorher Erfahrung auf der Abteilung für Infektiologie (mind. 2 Wochen Famulatur) gefordert wurde. Es wurde 1 KPJ-Student pro Semester genommen. Prof. Dr. B Willinger ist zuständig für die Koordination und Bewerbung.
Arbeitszeit: 8:00/8:15 - durchschnittlich 15:00 Montag - Freitag, keine Wochenend- oder Nachtdienste.
In den ersten 2 Wochen war ich in der Blutkultur, wo ich sehr aktiv am Tagesgeschehen teilnahm und gemeinsam mit der zuständigen BMA die Blutkulturen verarbeitete. Von 9:30 - 10:30 kam ein Mikrobiologe zur Befundung, wo ich Fragen stellen durfte. Danach waren verschiedene Tests zur Keimidentifizierung (Gramfärbung/Beurteilung, SepsiTyper, Pneumokokken-Schnelltest, MALDI-TOF, PCR auf MRSA/Carbapenemase etc.) durchzuführen. Mittagessen war täglich um 13:00 Uhr mit dem Ärztekollegium möglich. Nachmittags hab ich beim Aufarbeiten der Agarplatten assistiert. Um etwa 15:00 ging ich nachhause.
Danach war ich 2 Wochen bei Harn/Stuhl. Es wurde von 8:00 - etwa 11:00 befundet, wobei ich wieder dabei war und Fragen stellen durfte. Danach hab ich nach kurzer Anlernphase die Agarplatten selbstständig aufgearbeitet bzw. weiterverarbeitet, Antibiogramme angelegt und Nachisolationen der Bakterien durchgeführt. Um 13:00 war Mittagessen wie in der Blutkultur regelmässig möglich. Nachmittags wurden neue Harne ausplattiert. Um etwa 15:00 ging ich nachhause.
In der Karwoche war Urlaub problemlos möglich. Die letzten 3 Wochen verbrachte ich "in den Atemwegen". Hier wurde von 8:00 - 10:00 befundet, danach machte ich meist den MALDI-TOF. Ab 11:00 arbeitete ich bei dieser Station an meinem Logbuch, an meiner State of the Art-Präsentation sowie an einer mikrobiologischen Publikation, welche sich zufällig ergab.
Für Med Uni Wien-Studenten:
Es gibt eigene Lernziele für "Mikrobiologie und Hygiene". Hier sind 20 Befundinterpretationen kurz, 2 Befundinterpretationen ausführlich und 2 State of the Art Präsentationen (wobei eine vor der Belegschaft der Mibi präsentiert werden musste) notwendig. Jeden Mittwoch nahm sich Prof. Willinger eine Stunde Zeit, in der wir uns dem Logbuch, den Befundinterpretationen sowie dem Teaching gewidmet haben. DOPS habe ich über Gramfärbung, SepsiTyper, Antibiogramm ablesen und Streptokokken-Schnelltest gemacht.
Das Team empfand ich als sehr nett. Oft gab es Kuchen im Aufenthaltsraum. Auffällig war ein sehr hoher Frauenanteil bei den BMAs. Die ProfessorInnen waren sehr kompetent und meist freundlich.
Insgesamt kann ich eine Unterassistenz an der Mikrobiologie im AKH Wien empfehlen. Hier die Details:
PRO) Nach 8 Wochen hatte ich sehr guten Einblick in die Welt der Mikrobiologie. Nach 8 Wochen hatte ich einen wirklich guten Überblick über die Bedeutung der Bakterien in den verschiedenen abgenommenen Materialien. Auch Antibiogramme konnte ich lesen und richtig interpretieren.
PRO) Verschiedene Bakterien könnte richtig beurteilt werden. Auch "Exoten" wie Stenotrophomonas oder Acinetobacter können eingeordnet werden.
PRO) Wissen über die richtige Auswahl des Antibiotikums wird perfektioniert. Therapie von MRSA, VRE oder ESBL-Bildner wird umfassend gelernt.
PRO) Für alle Nicht-Wiener: Die Stadt ist ein Wahnsinn und einer riesiger Pluspunkt. Nach meinen letzten Tertialen schätze ich Wien wieder zu 110%.
CONTRA) Action ist was anderes. Manchmal wars auch bisschen monoton.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr viel Hintergrundwissen rund um die Mikrobiologie mitgenommen habe. Insgesamt war es ein stressfreies KPJ-Tertial, wo gut geteacht wurde.