Gynäkologische und geburtshilfliche Station, Kreißsaal
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Tuebingen
Kommentar
Das Tertial hat mir sehr gut gefallen, was vor allem am Fach und am netten ärztlichen Team lag. Das Team besteht aus 8 Assistentinnen mit unterschiedlichem Stellenanteil, 2 Oberärztinnen, 2 Oberärzten und der Chefin, mit vielen verschiedenen muttersprachlichen Hintergründen (außerdem sprechen alle prima Deutsch). Alle inklusive Chefin sind sehr nett, wobei in diesem überwiegend weiblichen Team durchaus Zickenpotenzial liegt, das mal mehr, oft aber gar nicht durchkommt. Den Kontakt zur Pflege habe ich bei der Vorstellung etwas verbockt (habe mich einmal in der Frühstückspause vorgestellt und dann nicht mehr jedem einzeln, auch weil ich etwas den Überblick verloren hatte), war aber insgesamt zum Arbeiten noch okay. Bei den Hebammen habe ich mich hübsch ordentlich jeder einzeln vorgestellt, das war gut so, trotzdem ist diese Berufsgruppe im Durchschnitt einfach etwas schroffer. ;)
Die meiste Zeit habe ich in OP verbracht, hier gefiel es mir auch am besten. Ich habe viel assistiert und bei den älteren Oberärzten auch einige kleinere Sachen selbst gemacht. Highlight war eine Endometriumkarzinom-OP mit leitendem OA und zwei PJlern mit sehr gutem Ergebnis.
Dienstbeginn ist 7:30 Uhr, 7:45 Uhr ist Frühbesprechung. Darum herum muss immer noch Blut abgenommen werden (die Menge war meist überschaubar) bis der OP um 8:00 Uhr startet. Mit zu Beginn 2 PJlern und später noch 1-2 Famulantinnen waren wir da gut aufgestellt und haben uns immer abgewechselt. (Montags ist bereits 7:35 Uhr Frühbesprechung und im Anschluss CÄ-Visite, der OP beginnt erst um 9:00 Uhr.) Wenn man nicht in den OP geht, kann man mit den Assistentinnen Visite auf Station machen und später Drainagen ziehen, Wundspülungen machen und Briefe schreiben oder in die Ambulanz oder in den Kreißsaal gehen. Hier geht es vor allem um Aufnahmen und Aufklärungen. Je nach Assistentin, Patientin und Fülle des Terminkalenders kriegt man das meiste gezeigt oder kann es bald selbst machen. Auch die Abschlussuntersuchung auf der Geburtshilfe kann man bald zum Großteil selbst erledigen und muss nur noch zum Abschluss der Assistentin Bescheid geben. Außerdem gibt es zweimal in der Woche die Gelegenheit OA/OÄ bei der Urodynamik zuzusehen. Generell kann man machen, worauf man Lust hat, wenn man nicht gerade im OP gebraucht wird. Wenn es zeitlich passt, kann man mit den Assistentinnen Mittag essen, ansonsten kann man sich dazu als PJler auch jederzeit abmelden. In der Regel ist um 14 Uhr Mittagsbesprechung, wenn danach nichts mehr zu tun ist (Briefe, Abschlussuntersuchungen, OP), wird man oft auch schon heim geschickt.
Das Spektrum ist etwas schmaler, als an der Uni (z.B. gibt es keinen differenzierten pränatalen Ultraschall und ich habe keine Kolposkopie gesehen), dafür ist man relativ frei in der Entscheidung, was man sehen möchte (natürlich abhängig vom Angebot - bei mir hat es sich so ergeben, dass ich nur eine Spontangeburt gesehen habe, da oft einfach nichts los war im Kreißsaal, wenn ich mal nicht im OP war). Einmal in der Woche gibt es eine Röntgenbesprechung mit teilweise sehr beeindruckenden Fällen und im Anschluss eine interdisziplinäre Tumorkonferenz, an denen man teilnehmen kann.
Ich bin von Tübingen gependelt, da ich hier sehr schön wohne und die Zimmer im Wohnheim in Balingen kein Internet haben (und man auch keines einrichten kann), ansonsten sind die Zimmer schon okay, die Küche leider eher siffig. Pendeln mit der Bahn (Hzl, IRE) geht grundsätzlich gut, wenn man sich ans frühe Aufstehen gewöhnen kann (Abfahrt 6:26 Uhr, habe dann noch im Zug geschlafen ) - schwierig ist vor allem der lückenhafte Rückfahrplan, sodass man sich gut überlegen muss, wann man geht (oft passt es gut, manchmal muss man aber über eine Stunde warten, wenn man zu untypischen Zeiten fertig ist).
PJ-Unterricht ist alle zwei Wochen Montag Nachmittag von 13 - 16:15 Uhr wechselnd in Albstadt und in Balingen - nach Albstadt zu kommen ist ohne Auto etwas mühsam, aber auch möglich - meist wurde ich mitgenommen. Inhaltlich gibt es immer je eine Stunde Innere und Chirurgie, in Albstadt noch Radio und Anästhesie, in Balingen Gyn und abwechselnd Qualitätsmanagement und Apotheke. In der Regel werden Krankheitsbilder oder Leitsymptome besprochen, die Qualität hängt sehr vom Dozenten ab, of fiel etwas aus.
Abschließend kann ich ein PJ-Tertial in der Gynäkologie in Balingen nur empfehlen. Mit mehr Nachdruck bei der Vorstellung bei der Pflege und mehr persönlichem Engagement, was Lernziele angeht, lässt sich da sicher noch mehr herausholen, ich war aber auch so sehr zufrieden.