Ich verbrachte die Hälfte (8 Wochen) meines Innere-Tertials in der Klinik für Kardiologie auf Station 32. Sowohl von ärztlicher, als auch von pflegerischer Seite wurde man stets kollegial und gleichberechtigt behandelt und insgesamt wurden die Hierarchien sehr flach gehalten, sodass man nie das Gefühl hatte, der Depp für die lästigen Aufgaben zu sein.
Der Tag begann immer gegen 8 Uhr auf Station, wo man mit dem Stationsarzt kurz die neuen Patienten besprechen konnte. Danach war meist noch Zeit für Blutentnahmen, die -da an die Pflege delegiert- nicht verpflichtend waren, dennoch war man für die Unterstützung natürlich immer dankbar und im Team war es auch relativ schnell erledigt. Eine Frühbesprechung fand nicht statt, dafür gab es täglich um 8:30 eine Röntgenbesprechung mit den Kollegen der Radiologie, in welcher neben den klassischen Befunden (Stauungslunge, Pneumonie etc.) auch öfters interessante und lehrreiche Fälle zur Sprache kamen. Anschließend ging der eigentliche Stationsalltag los. Neben täglichen Assistenzarztvisiten gab es an festgelegten Tagen Oberarztvisiten, die je nach Oberarzt nicht selten mehrere Stunden in Anspruch nahmen und sehr lehrreich waren (viele Fragen, viele Erklärungen). Daneben fand täglich auf der Nachbarstation 36 (Wahlleistungsstation) eine Chefarztvisite statt, der man sich, wenn man Zeit dafür fand, gerne anschließen konnte. Auch der Chef nahm sich die Zeit, Fragen zu stellen und zu beantworten und nach der Visite den ein oder anderen spannenden Korobefund zu demonstrieren.
Mittags waren die üblichen Stationsaufgaben zu erledigen, sprich Patientenaufklärungen und Arztbriefe. Da wir die ganze Zeit mit 2 PJlern auf der Station waren, hielt sich die "Schreibtischarbeit" jedoch in Grenzen. EKGs lagen immer zur Befundung bereit und auch wenn die Assistenzärzte immer sehr viel zu tun hatten, nahmen sie sich trotzdem die Zeit, schwierige Fälle zu erklären und auch wichtige kardiologische Krankheitsbilder durchzusprechen. Daneben durfte man sich jederzeit Untersuchungen und Interventionen (Echo, Belastungs-EKG, Kardioversion, Herzkatheter etc.) ansehen. Nachmittags fand dann eine abschließende Besprechung statt, 1x wöchentlich eine halbe Stunde davor eine klinikinterne Fortbildung, danach durfte man oft nach Hause gehen. Gelegentlich wurde man noch gebeten, kleinere Aufgaben zu übernehmen, doch es wurde nur selten später als 16 Uhr. Studientage konnte man sich wöchentlich einen halben bzw. alle 2 Wochen einen ganzen nehmen.
Alles in allem habe ich in der Kardiologie wirklich eine tolle Zeit verbracht. Lediglich der ausbaufähige PJ-Rotationsplan, der nicht für jeden einen ZNA-Teil vorsieht, sowie die teilweise zähen PJ-Fortbildungen 1x wöchentlich nachmittags bieten noch Verbesserungsbedarf.
Fazit:
pro: - sehr nettes und bemühtes Ärzte- und Pflegeteam mit flachen Hierarchien
- breiter Einblick in die Kardiologie (Stationsarbeit und Funktionsbereiche)
contra: - ausbaufähiger Rotationsplan ohne feste ZNA-Einteilung für jeden PJler