PJ-Tertial Innere in Ev. Krankenhaus Koenigin Elisabeth Herzberge (3/2017 bis 6/2017)

Station(en)
IN1 und IN2 (jew. 8 Wo)
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Diagnostik
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Je nach Station und Stationsarzt, mit dem ich vorwiegend unterwegs war, hat mir das Tertial zum Teil sehr gut und zum Teil überhaupt nicht gefallen. Obwohl es wirklich unheimlich nette und bemühte Ärzte gab, kann ich das Innere Tertial im KEH insgesamt nicht empfehlen, weil das, was mir am wenigsten gefallen hat, meiner Meinung nach auf einem Systemproblem fußt.

Positiv fand ich, dass wir am ersten Tag direkt vom Chefarzt begrüßt und durch das Haus geführt wurden. Wir haben einen durchdachten Rotationsplan bekommen sowie PJ-Fortbildungspläne für wichtige Innere-Themen über die gesamte Zeit und einen EKG-Kurs-Plan über 6 Termine. Am ersten Tag fand außerdem eine ausführliche IT-Einweisung für die PJler statt, da am KEH eine ausschließlich digitale Akte verwendet wird.

Weiteres Positives:
- Für jeden PJler waren eine jeweils 2-wöchige Rotation in die Funktionsdiagnostik und die Rettungsstelle eingeplant. In der Funktionsdiagnostik konnte man frei entscheiden, was man sehen wollte – Sono, Endoskopie, Echokardiographie oder Angiologie. Beim Sono konnte man auch ab und zu selber schallen. Bei mir waren allerdings in der Zeit auch noch zwei Assistenzärzte beim Sono dabei. Es wurde sich dann für’s Vor- oder Nachschallen zwar abgewechselt, aber der Eigenanteil kam dadurch schon etwas kurz. Je nach Arzt war das Zuschauen mehr oder weniger lehrreich. Insbesondere der Chefarzt (Dr. Heise) hat sehr viel und gerne erklärt. Auf der Rettungsstelle ging es mitunter etwas hektisch zu, aber man sah zum Teil deutlich komplexere Patienten als auf der Station und konnte durch die Aufnahmen und den Luxus, dass die Aufnahmen meistens noch mal mit einem Arzt durchgesprochen wurden, eine Menge lernen.
- Es gab auf jeder Station sehr nette Ärzte und Pfleger/innen, die dankbar für die abgenommene Arbeit waren und den Anspruch hatten, dass die PJler etwas aus ihrem Innere Tertial mitnehmen.
- In den ersten zwei Wochen (als zusätzlich noch zwei Famulanten auf der IN1 waren) habe ich fast jeden Tag die komplette Visite mitbekommen. Montags Fußvisite, dienstags OA-Visite, donnerstags Chefarztvisite. Ich habe auch eigene Patienten betreut und in der Chefarztvisite vorgestellt. Dabei habe ich eine Menge lernen können. Nach der Hälfte der Zeit bin ich auf die IN2 gewechselt (davon die ersten zwei Wochen Funktionsdiagnostik, die zweiten zwei Rettungsstelle und die letzten 4 Wochen komplett auf der Station). In den letzten zwei Wochen auf der IN2 bin ich bei einer sehr netten Ärztin mitgegangen, bei der ich auch meistens bei der Visite dabei sein konnte.
- Da es im KEH einen Diabetesschwerpunkt (Fußsprechstunde, viele geplante Angios und PTAs) gibt, kann man (je nach Arzt) auf der IN2 (Angiologie und Endokrinologie) eine Menge über Diabetes lernen.
- In den 8 Wochen auf der IN1 habe ich drei Aszitespunktionen durchführen und bei einer Pleurapunktion zuschauen können. Da einer der Ärzte ein großer Sono-Fan war, konnte ich auch da eine Menge lernen.
- Die stattgefunden Fortbildungen waren oft lehrreich. Insbesondere in den Fortbildungen bei den Chefärzten (Pneumonie und GIB bei Heise, pAVK und Diabetes bei Theil) und beim letzten EKG-Kurs-Termin („EKG-Quiz“) habe ich eine Menge gelernt.
- In den ersten 12 Wochen kam ich fast immer pünktlich raus. (Die letzten 4 Wochen, die ich komplett auf der IN2 war, hat das selten geklappt...)
- Pro Tag bekam jeder Student einen 5€-Gutschein für die Kantine. Das klingt erst mal ausreichend, allerdings geht dort fast alles nach Gewicht und da landet man erschreckend schnell bei den 5€. Da man sich aber jeden Monat etwa 20 neue Marken abholen kann und man die durch Studientage, Feiertage oder Urlaub nie alle verbraucht, kommt man damit prima hin. Zeit für Mittag war eigentlich immer. Durch die internistische Röntgenbesprechung um 13 Uhr, wonach viele Ärzte selber in die Kantine gehen, ergab sich da auch für die PJler ein gutes Fenster.

Kritikpunkte:
- Der größte Kritikpunkt ist, dass das PJ am KEH in der Inneren zum großen Teil leider ziemlich genau so war, wie man sich das heutzutage als PJler nicht mehr vorstellt. Wir waren allein oder zu zweit (zum Teil auch zu dritt) gleichzeitig auf einer Station eingeteilt. Es wurde erwartet, dass die PJler alle Blutentnahmen und Flexülen erledigen. Je nach Station fühlten sich die Ärzte mehr oder weniger mitverantwortlich (auf der IN1 mehr auf der IN2 weniger). Es sollte immer ein PJler da sein, also haben wir uns mit den Studientagen abgesprochen. Wenn ich auf der IN1 oder IN2 (beide 42 Betten) aber allein auf Station war – insbesondere am Montag oder Freitag – habe ich zum Teil bis zur Röntgenbesprechung um 13 Uhr mit Blutabnehmen und Flexülenlegen zugebracht. Nicht selten waren auf der IN1 und annährend auch auf der IN2 über 30 Blutentnahmen gestellt, wo oft im Verlauf noch etwas dazu kam – vor allem Flexülen. In den ersten zwei Wochen waren auf der IN1 noch zwei Famulanten, so dass wir zu viert auch an undankbaren Tagen recht früh fertig waren und gegen 10 bei der Visite mitgehen konnten. Ab Woche drei war das schlagartig vorbei. Ich bin dann, selbst wenn wir zwei PJler waren, nur sporadisch zur Visite dazugestoßen. Und die letzten 3 Wochen (von 8) auf der IN1 klappte das mit der Visite dann gar nicht mehr, da ein neues Zeitmanagement getestet wurde, was durch eine frühere Visite auch frühere Entlassungen ermöglichen sollte. Schön für die Patienten, aber absolut studentenunfreundlich, weil so die Visite unweigerlich vorbei war, wenn die Blutentnahmen endlich geschafft waren und eine ernsthafte Integration in den Stationsalltag schlicht nicht mehr möglich war. Die letzten vier Wochen war ich komplett auf der IN2. Bis dahin hatte sich dieser neu eingeführte Zeitplan wieder etwas gelockert, so dass ich da (mitbedingt durch oft weniger Blutentnahmen) wieder öfter bei der Visite dabei sein konnte. Selbst wenn wir in der Funktionsdiagnostik oder der Rettungsstelle eingeteilt waren, wurde erwartet, dass wir morgens beim Blutabnehmen helfen oder – wenn der andere PJler nicht da war – alle Blutentnahmen alleine machen. Dafür war auch im Rotationsplan für die 2 Wochen Rettungsstelle und Funktionsdiagnostik jeweils extra eine Station mit angegeben.
- Bei vielen Ärzten hatte ich das Gefühl, dass einfach ungeliebte Arbeit auf die PJler abgewälzt wurde. Ich habe nichts dagegen, Blutentnahmen zu machen und Flexülen zu legen, Aufnahmen zu machen und im Computersystem zu hinterlegen. Aber wenn man nach der 16. Blutentnahme nur zu hören bekommt, was man denn immer noch nicht fertig sei, es gäbe da noch den ein oder anderen Schellong-Test zu machen, und wenn keine Zeit ist auch nur eine Aufnahme zu besprechen, dann fühle ich mich vor allem als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt und der Lerneffekt hält sich in Grenzen! Ich habe mir mit den Aufnahmen meistens Zeit gelassen, um möglichst viel davon zu haben. Mit Flexüle legen, Blut abnehmen, Anamnese, Untersuchung, Blut ins Labor bringen, Dokumentation am Computer und Übergabe bin ich einfach selten schneller als eine Stunde gewesen, so dass es mir gerade auf der IN2 unmöglich war, zum Teil 5 oder 6 geplante Aufnahmen für eine Angio zu machen – zumal die Schwestern die aufzunehmenden Patienten sehr selten vor 13 Uhr so weit „bearbeitet“ hatten, dass ich hätte anfangen können und man so erst nach der Röntgenbesprechung (13 Uhr) und dem Mittagessen mit den Aufnahmen anfangen konnte. Einmal war eine Ärztin auf der IN2 richtig sauer, dass sie nun eine Aufnahme selber machen musste, weil ich die nicht mehr geschafft hatte und nun aber (zum offiziellen Dienstschluss!) zu einer hausinternen, in unserem PJ-Unterrichts-Katalog aufgeführten und uns vom Chefarzt sehr ans Herz gelegten Diabetes-Fortbildung gehen wollte. Dieses Unverständnis für Lehre im PJ fand ich unmöglich, ist mir so im KEH aber sonst auch nicht begegnet!
- Die Fortbildungen sind leider oft ausgefallen. Manche wurden nachgeholt, einige aber einfach gar nicht gemacht. Der EKG-Kurs war mit 6 Terminen eine schöne Idee und in der Theorie auch sehr gut strukturiert. Ich fand ihn allerdings leider etwas zu praxislastig. Anstatt das jeweilige Thema zu Anfang noch einmal kurz anzureißen, wurden direkt EKGs verteilt (jeder bekam unterschiedliche) und oft wenig nachvollziehbar besprochen, so dass der Lerneffekt meist leider gering war. Der letzte EKG-Termin („EKG-Quiz“) war dagegen wirklich sehr gut. Wir haben alle die gleichen EKGs und dazu jeweils kurze Anamnesen bekommen, hatten dann kurz Zeit sie zu bearbeiten und haben dann die EKGs und die jeweiligen klinischen Konsequenzen ausführlich besprochen.
- Ich habe in meiner Zeit am KEH das Haus quasi auch als Patientin kennengelernt – und kann auch das nicht unbedingt empfehlen. Nach einer Nadelstichverletzung beim Blutabnehmen wusste keiner so recht wie das Prozedere ist. Nach der Verletzung bin ich zunächst zu einer Stationsärztin, die noch mal die Erstversorgung durchgeführt und mich dann in die Rettungsstelle geschickt hat. Dort wurde ich direkt erst mal angepflaumt, wieso ich denn kein Serumröhrchen und Klebchen vom Indexpatienten dabei hätte. Ich solle doch aber erst mal den Papierkram erledigen. Dabei waren alle völlig unschlüssig, wer nun eigentlich mein Arbeitgeber sei. Wäre ich jetzt über das KEH versichert oder über die Charité? Ich solle mal die Adresse und Telefonnummer der Charité aufschreiben. Welche denn – es gibt ja einen Haufen Standorte.. Na ja, das müsse ich doch wissen, wo ich da arbeite.. Nachdem mir Blut abgenommen wurde, wurde ich nun selber geschickt, bei dem Patienten Blut abnehmen. Die chirurgische Fachärztin auf der Rettungsstelle hat mich anschließend noch kurz pro forma gesehen und mir gesagt, ich solle mal irgendeinen Arzt fragen, wo ich den Vorfall im Intranet melden kann. Kein Arzt, den ich gefragt habe, wusste, was man da noch melden sollte. Also habe ich nur das gleiche Vorfallprotokoll noch mal online ausgefüllt, das ich in der Rettungsstelle schon in Papierform in der Hand hatte. Es kam mir alles ziemlich konfus – geradezu dilettantisch vor – und ich habe mich etwas alleine gelassen gefühlt. Das wurde noch schlimmer nach dem langen Wochenende, als ich feststellen musste, dass das Patientenblut offensichtlich nicht im Labor angekommen war. Dies wurde erst durch mein Drängen noch einmal nachgeholt! Ich wusste also erst nach einer guten Woche, dass der Indexpatient nichts Schlimmes hatte.
- Das Essen in der Kantine war typisches Krankhausmensa-Essen. Da ich im Tertial vorher im DRK Westend war, war ich sicher etwas verwöhnt. Aber den Standard „mittelmäßig“ konnte das Essen im KEH so einige Male nicht halten. Der frischgepresste Orangensaft war allerdings toll und mit unseren üppigen Essensmarken auch gut leistbar.
- Für die PJler gab es keine Spinde. Wir haben uns in den Arztzimmern der Station oder auf der Toilette davor umgezogen und unsere Sachen in nicht abschließbaren Schränken in den Arztzimmern gelassen. Das Umziehen war kein Problem, aber die mangelnde Spindsituation stellte sich schon als ungünstig heraus. Als eine der anderen PJlerinnen ein paar Tage krank war und in der Zeit auf ihrer Station die Amtsärztin vorbei kam, wurde ihre gesamte Wäsche mitsamt ihrer eigenen Hose in die Wäsche gegeben. Die Hose hat sie nicht wiedergesehen.
- Die Kleidung wurde zwar gestellt, aber es schien mir, als hätten sie für die PJler die Restposten zum Aufbrauchen vorgesehen. Meist war irgendwas kaputt oder dreckig. Die Hosen hatten oft einen defekten oder einfach keinen Hosenstall. Und die Größen haben selten mit den Erwartungen korreliert.

Fazit: Einige Ärzte hatten ein Bewusstsein dafür, dass die PJler für lau stundenlange Arbeit abnehmen und die Lehre dann auch nicht zu kurz kommen darf. Bei denen konnte ich einiges lernen. Leider waren auch diesen Ärzten aus Zeitmangel oft die Hände gebunden. Auch ohne Blutentnahmen, Flexülen, die meisten Aufnahmen und Aufgaben wie Schellong-Tests, MMSEs und Fußstatus, sind die meisten Ärzte jeden Tag wenigstens eine Stunde länger geblieben. Am KEH besteht wohl einfach ein strukturelles Problem, da die PJler fest als Phlebotomisten eingeplant sind, und ein fehlendes Bewusstsein für eine gute Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses. Ich hatte oft den Eindruck, dass mit den PJlern vor allem an der Einstellung dringend benötigten Personals gespart wurde.
Bewerbung
über das PJ-Portal
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
EKG
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
EKGs
Eigene Patienten betreuen
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Briefe schreiben
Punktionen
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.87