Je nach Station und Stationsarzt, mit dem ich vorwiegend unterwegs war, hat mir das Tertial zum Teil sehr gut und zum Teil überhaupt nicht gefallen. Obwohl es wirklich unheimlich nette und bemühte Ärzte gab, kann ich das Innere Tertial im KEH insgesamt nicht empfehlen, weil das, was mir am wenigsten gefallen hat, meiner Meinung nach auf einem Systemproblem fußt.
Positiv fand ich, dass wir am ersten Tag direkt vom Chefarzt begrüßt und durch das Haus geführt wurden. Wir haben einen durchdachten Rotationsplan bekommen sowie PJ-Fortbildungspläne für wichtige Innere-Themen über die gesamte Zeit und einen EKG-Kurs-Plan über 6 Termine. Am ersten Tag fand außerdem eine ausführliche IT-Einweisung für die PJler statt, da am KEH eine ausschließlich digitale Akte verwendet wird.
Weiteres Positives:
- Für jeden PJler waren eine jeweils 2-wöchige Rotation in die Funktionsdiagnostik und die Rettungsstelle eingeplant. In der Funktionsdiagnostik konnte man frei entscheiden, was man sehen wollte – Sono, Endoskopie, Echokardiographie oder Angiologie. Beim Sono konnte man auch ab und zu selber schallen. Bei mir waren allerdings in der Zeit auch noch zwei Assistenzärzte beim Sono dabei. Es wurde sich dann für’s Vor- oder Nachschallen zwar abgewechselt, aber der Eigenanteil kam dadurch schon etwas kurz. Je nach Arzt war das Zuschauen mehr oder weniger lehrreich. Insbesondere der Chefarzt (Dr. Heise) hat sehr viel und gerne erklärt. Auf der Rettungsstelle ging es mitunter etwas hektisch zu, aber man sah zum Teil deutlich komplexere Patienten als auf der Station und konnte durch die Aufnahmen und den Luxus, dass die Aufnahmen meistens noch mal mit einem Arzt durchgesprochen wurden, eine Menge lernen.
- Es gab auf jeder Station sehr nette Ärzte und Pfleger/innen, die dankbar für die abgenommene Arbeit waren und den Anspruch hatten, dass die PJler etwas aus ihrem Innere Tertial mitnehmen.
- In den ersten zwei Wochen (als zusätzlich noch zwei Famulanten auf der IN1 waren) habe ich fast jeden Tag die komplette Visite mitbekommen. Montags Fußvisite, dienstags OA-Visite, donnerstags Chefarztvisite. Ich habe auch eigene Patienten betreut und in der Chefarztvisite vorgestellt. Dabei habe ich eine Menge lernen können. Nach der Hälfte der Zeit bin ich auf die IN2 gewechselt (davon die ersten zwei Wochen Funktionsdiagnostik, die zweiten zwei Rettungsstelle und die letzten 4 Wochen komplett auf der Station). In den letzten zwei Wochen auf der IN2 bin ich bei einer sehr netten Ärztin mitgegangen, bei der ich auch meistens bei der Visite dabei sein konnte.
- Da es im KEH einen Diabetesschwerpunkt (Fußsprechstunde, viele geplante Angios und PTAs) gibt, kann man (je nach Arzt) auf der IN2 (Angiologie und Endokrinologie) eine Menge über Diabetes lernen.
- In den 8 Wochen auf der IN1 habe ich drei Aszitespunktionen durchführen und bei einer Pleurapunktion zuschauen können. Da einer der Ärzte ein großer Sono-Fan war, konnte ich auch da eine Menge lernen.
- Die stattgefunden Fortbildungen waren oft lehrreich. Insbesondere in den Fortbildungen bei den Chefärzten (Pneumonie und GIB bei Heise, pAVK und Diabetes bei Theil) und beim letzten EKG-Kurs-Termin („EKG-Quiz“) habe ich eine Menge gelernt.
- In den ersten 12 Wochen kam ich fast immer pünktlich raus. (Die letzten 4 Wochen, die ich komplett auf der IN2 war, hat das selten geklappt...)
- Pro Tag bekam jeder Student einen 5€-Gutschein für die Kantine. Das klingt erst mal ausreichend, allerdings geht dort fast alles nach Gewicht und da landet man erschreckend schnell bei den 5€. Da man sich aber jeden Monat etwa 20 neue Marken abholen kann und man die durch Studientage, Feiertage oder Urlaub nie alle verbraucht, kommt man damit prima hin. Zeit für Mittag war eigentlich immer. Durch die internistische Röntgenbesprechung um 13 Uhr, wonach viele Ärzte selber in die Kantine gehen, ergab sich da auch für die PJler ein gutes Fenster.
Fazit: Einige Ärzte hatten ein Bewusstsein dafür, dass die PJler für lau stundenlange Arbeit abnehmen und die Lehre dann auch nicht zu kurz kommen darf. Bei denen konnte ich einiges lernen. Leider waren auch diesen Ärzten aus Zeitmangel oft die Hände gebunden. Auch ohne Blutentnahmen, Flexülen, die meisten Aufnahmen und Aufgaben wie Schellong-Tests, MMSEs und Fußstatus, sind die meisten Ärzte jeden Tag wenigstens eine Stunde länger geblieben. Am KEH besteht wohl einfach ein strukturelles Problem, da die PJler fest als Phlebotomisten eingeplant sind, und ein fehlendes Bewusstsein für eine gute Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses. Ich hatte oft den Eindruck, dass mit den PJlern vor allem an der Einstellung dringend benötigten Personals gespart wurde.