Das Tertial in der HNO hat mir insgesamt gut gefallen und Spaß gemacht. Zu Beginn war ich vier Wochen in der Polikklinik eingeteilt. Dort kann man eigene Patienten untersuchen und sie anschließend dem Assistenzarzt bzw. Oberarzt vorstellen. Das Team ist sehr nett und man kann immer Fragen stellen und auch mal kleinere Eingriffe selbst durchführen (z.B. Abszessspaltung oder Wundverschluss). Blutabnehmen und Nadellegen gehört auch hier dazu, hält sich aber in Grenzen (ca. 5 pro Tag).
Nach der Poliklinik bin ich auf die Stationen rotiert. Die Station 5-Ost ist die Tumorstation, auf welcher man den Umgang mit Trachelkanülen und der Tumornachsorge erfahren kann. Die Station 4-Ost ist dagegen die allgemeine HNO Station mit den typischen Erkrankungen (Tonsillitis, Peritonsillarabszess, Cholesteatom, Tympanoplastik, usw.). Der Stationsalltag beginnt normalerweise um 6:45 Uhr mit Visite auf Station (klingt sehr früh, hält man aber eine Zeit lang schon durch). Nach der Frühbesprechung um 7:35 Uhr geht es dann in der Regel in den OP. Dort kann man viele verschieden Eingriffe sehen und auch häufig assistieren (v.a. bei Tumoroperationen wird man eh mit eingeteilt). Das gesamte OP-Team ist sehr nett und kennt einen auch mit Namen. Ich empfand die Atmosphäre immer als sehr angenehm und kollegial. Auch die Assistenzärzte und Oberärzte haben einen immer mit Namen angesprochen und Fragen konnte man immer stellen. Nach dem OP kann man nochmal auf Station gehen aber in der Regel ist dort nicht viel zu tun für PJler, sodass ich meistens gegen 16 Uhr nach Hause gegangen bin.
Die restliche Zeit im Tertial kann man dann noch nutzen, um sich die verschiedenen Funktionsbereiche anzuschauen (Vestibularis, Phoniatrie, CHC,...).
Montagnachmittag findet immer das interdis. Tumorboard statt, an dem man gerne teilnehmen kann. Dienstag und Donnerstag gibt es eine kurze neuroradiologische Demonstration, bei der man auch immer was lernen kann.
Zur Lehre kann ich nur folgendes sagen: Da ich die größte Zeit der einzige PJler war, gab es keine Vorträge oder Seminare o.ä.. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen trifft man sich mit dem LOA und redet über verschiedene Krankheitsbilder, die man am besten vorher vorbereitet hat. Dabei wird im Endeffekt die Prüfungssituation fürs Examen schon einmal simuliert und mir diente dies als gute Vorbereitung. Studientage gab es keine, man konnte sich aber im Tagesablauf gut Zeit nehmen um etwas nachzulesen. Es empfiehlt sich auch ein Lehrbuch möglichst frühzeitig durchzuarbeiten, da dann der Aha-Effekt umso größer ist.
Wenn ich etwas Negatives benennen müsste, wäre es nur der Umstand, dass ich die meiste Zeit der einzige PJler war. Der Kontakt zu anderen "Gleichgesinnten" hat mit schon etwas gefehlt. Und falls im OP noch eine Assistenz gebraucht wurde musste ich halt auch immer springen, egal ob man gerade einen Patienten untersucht oder nicht.
Insgesamt kann ich ein Tertial in der HNO sehr empfehlen, v.a. wenn man Lust auf ein abwechlungsreiches und operatives Fach hat. Man kann einiges selber machen und den Umgang mit PJler empfand ich als sehr angenehm.