Aktuelle Ansprechpartnerin ist derzeit: Frau Katsura Matsumoto
Integrated clinical educational center, kmatsumoto(at)kuhp.kyoto-u.ac.jp
Konkret erforderlich waren eine Bewerbung mit Lebenslauf, ein Empfehlungsschreiben des Dekans, eine umfangreiche und vollständige Impfhistorie und der Nachweis eines Sprachzertifikats meiner englischen Sprachfertigkeiten.
Zunächst mal muss gesagt werden, dass man als Student in Japan nur beobachtet. Praktische Tätigkeiten lernen die "Residents" (das sind in etwa Assistenzärzte) erst nach Ende des Studiums. Daher lässt sich das PJ in Japan nicht unbedingt mit deutschen Standards messen.
Ich hatte keinen eigenen Aufgabenbereich, sondern habe ähnlich einer Famulatur nur beobachtet oder assistiert.
Die meisten Ärzte sprechen japanisch und gar kein Englisch. Insofern hatte ich großes Glück zwei Menschen zu treffen, die freundlicherweise übersetzt haben. Ich selbst habe ein Jahr lang versucht ein wenig japanisch zu lernen. Das ist bei weitem nicht hinreichend, aber je mehr japanisch man beherrscht, desto besser. Ein wenig ist allemal besser als nichts.
Was den Japanern an Englischkenntnissen fehlt, machen sie aber durch ihre unglaubliche Gastfreundschaft wieder wett. Ganze Konferenzen wurden extra für mich auf Englisch (japanisch-englisch) gehalten und es wurde stets versucht mir jemanden zur Seite zu stellen, der für mich übersetzt.
Es fand jeden Tag irgendein Seminar oder Konferenz statt, in der entweder Patientenfälle diskutiert wurden oder wie in einer Art "lecture" gewisse Symptomkomplxe von den Basics ausgehend aufgerollt wurden.
Ich wurde in Patientenvorstellungen, Untersuchungen, Diagnostik und Therapie miteinbezogen.
Ich habe die Normalstation, die Stroke Unit, die Notaufnahme und einige Funktionsbereiche wie Neurographie, EMG und SEP kennengelernt. Darüber hinaus durfte ich bei Lumbalpunktionen assistieren.
Das Thema Lehre und Weiterbildung wurde insgesamt sehr ernst genommen. Es fanden mehrmals wöchentlich spezielle Lehrvisiten statt, in denen ein Patient gemeinsam angesehen, untersucht und besprochen wurde. Anschließend wurden Grunderkrankung und wichtige Differentialdiagnosen erörtert.
Je nach Wochentag wurden bestimmte Konferenzen zu speziellen Krankheitsentitäten abgehalten. So fand beispielsweise montags eine MRT Konferenz statt, dienstags wurden EEG-Ergebnisse und Epilepsiepatienten diskutiert und mittwochs gab es eine Besprechung der Parkinsonfälle. Darüber hinaus wurden wöchentliche Fortbildungen zum Thema Epilepsie/EEG angeboten, sowie einige interessante Vorträge auswärtiger und teils internationaler Gastdozenten, an denen ich ebenfalls teilnehmen durfte. Interessanterweise stellt die Abteilung Neurologie am Kyoto University Hospital eines des bekanntesten Epilepsie- und Parkinsonzentren in Japan dar und betreibt daher in diesem Bereich viel Forschung, klinische Betreuung und Weiterbildung.
Da wir zeitweise äußerst seltene Erkrankungen "zu Gast" hatten, verbrachte ich außerdem sehr viel Zeit mit uptodate und pubmed.
Ich würde empfehlen eine Famulatur in Deutschland gemacht zu haben, bevor man einen Teil seines PJ in Japan in einem Fachbereich plant. So kann man die Basics und praktischen Fertigkeiten erlernen und in Japan vor allem seltene Erkrankungen noch einmal vertiefen.
Das Teaching in Japan oder hier am Kyoto University Hospital ist ausgesprochen gut! Studenten genießen hier ein viel höheres Ansehen als in Deutschland und gerade Professoren bemühen sich sehr um die Lehre.
Mittagessen ist regelmäßig möglich. Die Pflichtanwesenheitszeit war in meinem Fall von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Meist bin ich bis 19.00 Uhr geblieben, aber das war eher freiwillig und wird nicht unbedingt erwartet.
Auch privat wurde ich sehr gut eingebunden. So hatte ich sehr intensiven Kontakt zu einigen Assistenzärzten, die mich am Wochenende oder am Abend zu „Dinnerparties“ einluden, wie sie in Japan üblich sind, oder mir Sehenswürdigkeiten in Kyoto oder Osaka zeigten.
Glücklicherweise konnte auch ein wenig Kontakt zu japanischen Medizinstudenten knüpfen. Zwischen einer Studentin und mir entwickelte sich sogar in der kurzen Zeit eine zarte Freundschaft.
Um Kleidung und Unterkunft muss man sich selbst kümmern, diese werden von KUH nicht gestellt. Außerdem werden Studiengebühren fällig, die ungefähr bei 100 Euro pro Woche liegen.
Unterkunft: http://ebisuskyoto.com/
Da KUH keine Unterkunft für ausländische Studenten anbot (zumindest nicht für 2 Monate), musste ich mich selbst darum bemühen. Allerdings stellte mir die Vorsitzende des Educational Centers auf Nachfrage eine Liste von Unterkünften nahe des Universitätsklinikums zusammen.
Letztlich bezog ich mein Quartier in einem International Guesthouse, nicht weit vom Universitätsklinikum entfernt. Dies war ein altes japanisches Haus, in dem ich mein eigenes Schlafzimmer hatte (mit Tatami-boden und Futon), während Badezimmer und Küche gemeinschaftlich genutzt wurden. Meine übrigen Mitbewohner bestanden aus 2 italienischen Kunststudenten und 2 spanischen Reiseführern. Zufälligerweise hatte ich dort das große Glück mit einer halb-japanisch-halb-deutschen Studentin zusammen zu leben, die ebenfalls in Bonn studiert. Trotz mancher Startschwierigkeiten fand in diesem Guesthouse alles, was ich benötigte.
Die monatlichen Lebenshaltungskosten sind in Japan sehr hoch anzusetzen. Die Miete meiner Unterkunft war für japanische Verhältnisse sehr günstig und belief sich auf etwa 370 €. Die übrigen Lebenshaltungskosten lagen bei etwa 320 € pro Monat, sodass man insgesamt etwa 800 € im Monat kalkulieren sollte. Außerdem wurden in meinem Fall Studiengebühren von insgesamt 800 € fällig.
Den Flug könnte ich glücklicherweise günstig buchen, weil ich ihn bereits ein halbes vorher rausgesucht hatte. Ich bin mit Finnair geflogen und kann dies sehr empfehlen.
Außerdem ist es sehr empfehlenswert sich um ein PROMOS Stipendium zu bewerben. Diese gibt es an jeder Universität meines Wissens und fördern Auslandsaufenhalte und Auslandspraktika. In meinem Fall wurde der Flug und monatlich 500 € bezuschusst.
Natürlich plant man einen Teil seines PJ in Kyoto nicht nur wegen der guten medizinischen Lehre. Kyoto ist DIE kulturelle Haupstadt Japans und ich hatte die Möglichkeit in die japanische Gesellschaft und Kultur ein wenig tiefer eintauchen zu können.
Ich bin ein wenig in der Kansai Region herumgereißt und habe vieles ausprobiert, wie Restaurants, japanische Badehäuser, Teezeremonien, Karaoke und zahlreiche Nomikai (ich hoffe es ist richtig geschrieben.
Kyoto ist überaus reich an Sehenswürdigkeiten und die einige Japaner sind sehr interessiert Ausländer kennenzulernen und Ihnen behilflich zu sein.
Insgesamt kann ich ein Tertial am Kyoto University Hospital sehr empfehlen, auch wenn die Organisation vielleicht etwas aufwendig ist. Aber wer wirklich einmal Japan näher erleben will für den ist es eine tolle Gelegenheit, die sich wirklich lohnt!
Man sollte nur den finanziellen Rahmen nicht zu eng wählen und sich vorher über Finanzierungsmöglichkeiten informieren