St. Johann im Winter - was will man mehr?
Die Marktgemeinde ist in den Wintermonaten voll mit Schifahrern, die nur einmal im Jahr auf den Brettern stehen und damit quasi direkt einen Heliflug ins BKH St. Johann buchen.
Der Tag beginnt um 07:00, man meldet sich direkt bei Fr. Susa Mayr, die für die Studenten zuständig und sehr nett und zuvorkommend ist. Anschließend geht es weiter in die Wäscherei (Kasak, Kittel und Hose werden gestellt) und dann in die Ambulanz, wo man sich nach der Morgenbesprechung (die mit den Orthopäden zusammen stattfindet) trifft. Ein Blick aufs OP-Programm schadet nicht - wenn man assistieren will, am besten direkt den Operateur fragen, von alleine wird man meist nur bei Hüft-TEPs oder vom Primar gefragt.
Geht man nicht in den OP, sollte man auf der Unfall-Station vorbei schauen, um Blutabnahmen und Venflonanlagen vorzunehmen (immer recht wenig, sogar in der "Hauptsaison"). Anschließend geht man wieder in die Ambulanz und genießt die Ruhe, bevor um die Mittagszeit die ersten Patienten direkt von der Schipiste kommen.
Wenn ein Patient mit dem Heli kommt, muss man zusammen mit jemandem vom IMT aufs Dach und den Patienten abholen, ihn sich vom NA übergeben lassen und ihn unten anmelden, erstuntersuchen und ins Röntgen/CT schicken, anschließend holt man sich einen Arzt dazu und bespricht das weitere Vorgehen. Diese Art von selbstständigem Arbeiten habe ich in St. Johann sehr geschätzt, die Tage vergingen wie im Flug und man vergaß sogar, auf die Uhr zu schauen.
Das Spektrum von Schiverletzungen ist groß und man kann überall dabei sein: Schnittwunden (selbstständige Durchführung von chir. Wundversorgung), Luxationen (Repositionen unter Aufsicht möglich), Bänderrisse (Knieuntersuchungen kann man zur Genüge üben!), Kopfverletzungen, ...
Der Kontakt zur Pflege ist super, die Schwestern und Pfleger in der Ambulanz sind wirklich lieb und geben gerne Auskunft und Hilfestellung.
Für die Entschädigung von brutto 300 Euro muss man 2 x 24h-Dienste machen. Fr. Mayr erstellt jedes Monat einen extra KPJ-Dienstplan, Tauschen ist untereinander kein Problem. Man bekommt, falls man nicht im KPJ-Haus wohnt, ein Dienstzimmer und ein Diensttelefon.
Als Student auf der Unfallchirurgie muss man im Dienst auch bei den Chirurgen assistieren und wenn in der Unfall-Ambulanz so gar nichts los ist (kam in der Saison nie vor), auch man auf die Innere Ambulanz schauen. Für Fr/Sa/So-Dienste bekommt man einen Ausgleichstag, den man in Absprache mit den übrigen Studenten auf der Abteilung jederzeit nehmen kann.
Die Unterkunft wird je nach Verfügbarkeit vom KH gestellt und ist ein Zimmer in einer Pension direkt neben dem KH. In dem KPJ-Haus wohnen nur Studenten (ggf. auch anderes ärztl. Personal), es gibt abends meist gemütliches Beisammensein in der Küche/Stube oder in einem der vielen Lokale in St. Johann. Es gibt eine Whatsapp-Gruppe für alle Studenten, am besten die Kollegen, die schon da sind, drauf ansprechen.
Für das Zimmer sind 300 Euro Kaution im Voraus zu bezahlen.
Besonders erwähnen möchte ich den super Primar der Unfallchirurgie, der uns bei schönem Wetter öfter vorgeschlagen hat, doch die Pisten zu stürmen und erst nachmittags zum Dienst zu kommen (und dafür länger bleiben). Wenn man mit ihm operiert, darf man richtig viel machen und erklärt sehr gerne und ausführlich.
Viel gelernt habe ich in St. Johann auch über das Gipsen - Rudi und Alex, die Gipsassistenten, kennen sich mit allem aus und unter Aufsicht darf man auch selbst gipsen.
Mittwochs gibt es immer eine Basisärztefortbildung, bei der verschiedene Themen behandelt werden (z. B. Untersuchungen, Physiotherapie, ...).
Insgesamt ein super Modul in einem kleinen, aber feinen Krankenhaus voll mit freundlichen Leuten! Ich würde jedem empfehlen, dort ein Modul zu absolvieren.
Bewerbung
> 1 Jahr im Voraus, vor allem, wenn man die Wintersaison in vollen Zügen ausnutzen will, empfiehlt sich eine frühzeitige Bewerbung!