PJ-Tertial Chirurgie in Spital Schwyz (5/2017 bis 8/2017)
Station(en)
Chirurgie (7,8,9), Notfall
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Organisation
Beworben habe ich mich formlos per Email, nach dem Zuschicken der benötigten Unterlagen kam zügig der Arbeitsvertrag. Um die Aufenthaltsgenehmigung kümmert sich das Spital, sie kommt ebenfalls per Post und man muss sich nicht mehr beim Einwohnermeldeamt vorstellen.
Liegt der erste Arbeitstag am Monatsanfang, gibt es einen Einführungstag - ich hatte keinen, bin aber trotzdem gut reingekommen. Alles ist sehr gut organisiert - man bekommt ein eigenes Telefon, einen Chip, der sowohl als Schlüssel als auch zum bargeldlosen Bezahlen im Personalrestaurant funktioniert, und eine Liste mit sämtlichen Passwörtern und Zugangsdaten. Alle anderen haben bereits aktualisierte Telefonlisten und wissen, dass ein neuer Unterassistent kommt.
Ein Konto für das Gehalt eröffnet man am besten bei der Postbank - für Studenten ist das kostenlos und die Bank ist zu Fuß leicht zu erreichen. Beim Eröffnen unbedingt angeben, dass die Steuern in der Schweiz gezahlt werden! Sonst funktioniert die Eröffnung nicht. Kurz vor der Abreise kann man das Konto unkompliziert kündigen, das restliche Geld wird dann auf ein deutsches Konto überwiesen.
Am Ende des Tertials muss man die Bestätigung an die Uni Zürich schicken (kostet 50CHF) um die Unterschrift zu erhalten - das Formular sowie die genaue Adresse finden sich auf der Internetseite der Uni Zürich.
Spital
Arbeitsbeginn ist auf Station um 7 Uhr, bis zum Rapport um 7:30 Uhr muss die Kardexvisite mit der Pflege erledigt sein. Nach dem Rapport (Besprechung der Röntgenbilder -> hier lernt man einiges) geht man entweder direkt in die erste OP, oder mit dem Rest des Teams Kaffeetrinken. Auf Station hilft man danach bei der Visite, verordnet Medikamente und betreut die Patienten. Im OP ist die Stimmung sehr gut, alle nehmen einen herzlich auf und erklären geduldig. Auch die Operateure erklären auf Nachfrage, fragen aber nur selten aus. Zunähen ist oft möglich. Das Spital deckt ein breites Spektrum ab: Viszeral- und Gefäßchirurgie sind vertreten, man ist aber oft auch bei den Orthopäden bei Hüft- und Knie-TEPs sowie Arthroskopien dabei, außerdem bei den Gynäkologen (ich war bei einigen Sectios dabei) und manchmal auch bei HNO- und Uro-OPs. Ich habe sehr viele verschiedene Eingriffe gesehen und durfte (manchmal nach ein bisschen Eigeninitiative) auch einiges selber machen. Im Pausenraum kann man zwischen den OPs kostenlos Kaffeetrinken sowie Marmeladenbrot und Suppe essen.
Auf dem Notfall darf man sobald man sich bewiesen hat auch eigenständig Patienten betreuen, nähen, Medikamente verordnen und die Entlassungspapiere ausstellen. Hier ist der Lerneffekt am größten.
An den Wochenenddiensten (ca. einer pro Monat, für den es unter der Woche zwei Kompensationstage gibt) betreut man alleine eine ganze Station - ein Oberarzt ist aber immer im Hintergrund und hilft bei allen Fragen! Am Anfang hat man noch großen Respekt vor der Diensten, man wird aber sehr schnell selbstständig und lernt unglaublich viel! Sobald alles auf der Station geklärt ist, hilft man auf dem Notfall.
Pickett-Dienste werden unter allen Unterassistenten (auch aus der Inneren und Anästhesie) aufgeteilt, sodass man je nach Anzahl UHUs zwischen 3 und 6 Diensten pro Monat hat. An diesen Tagen hat man Rufbereitschaft, ist bei den OPs nach 17 Uhr eingeteilt und kann auch nachts z.B. zu Sectios und Schockräumen gerufen werden. Meist sind die Nächte allerdings ruhig.
Die Unterassistenten erstellen Dienst- und Pickettpläne selber, sodass auf Wünsche sehr gut eingegangen werden kann.
Die Stimmung im Spital ist super, es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, alle sind hilfsbereit und erklären viel. Das Team auf der Chirurgie ist sehr jung und es macht wirklich Spaß, gemeinsam zu arbeiten. Wann immer möglich gehen alle gemeinsam im Personalrestaurant essen. Das Essen dort ist sehr gut und abwechslungsreich und kostet etwa 8CHF.
Zweimal die Woche gibt es Fortbildungen. Das war eigentlich das einzig etwas Negative am ganzen Tertial: ich konnte meist nicht teilnehmen, weil ich im OP eingeteilt war.
Wer Angst vor Sprachproblemen haben sollte: man hört sich schnell rein und zur Not wird auch alles noch mal geduldig wiederholt :)
Wohnheim
Für 250 CHF kann man ein Wohnheimzimmer direkt neben dem Spital mieten - gute Alternativen dazu gibt es eigentlich nicht. Die Zimmer sind ca 20qm groß und praktisch eingerichtet (allerdings nicht besonders schön), in jedem Zimmer ist ein Waschbecken vorhanden. Die Bettwäsche wird etwa zwei Mal im Monat gewechselt. Pro Etage gibt es etwa 15 Zimmer, die Etagen sind aber nicht voll belegt. Pro Etage gibt es zwei Duschen und Toiletten, die ebenso wie die Küche täglich gereinigt werden. In der Küche gibt es für jeden zwei Schrankfächer und ein kleines Kühlfach. Es gibt zwei Herdplatten, jedoch im ganzen Wohnheim keinen Backofen. Geschirr und Kochutensilien müssen selbst mitgebracht werden. Je zwei Waschmaschinen und Trockner sowie ein Trockenraum mit Wäscheständern befinden sich im Erdgeschoss des Wohnheims.
Im Wohnheim wohnen alle Unterassistenten und auch einige Assistenzärzte sowie viele andere Spitalmitarbeiter. Insgesamt ist es ruhig, man findet aber immer jemanden, um abends etwas zu unternehmen. Wir haben nahezu wöchentlich gegrillt oder Kochabende veranstaltet. Im Wohnheim kursieren zwei Matratzen, sodass man auch mal Übernachtungsbesuch ohne Isomatte beherbergen kann.
Der Bau eines neuen Wohnheims wurde gerade begonnen, sodass nach der Fertigstellung die Mietpreise und Ausstattung wahrscheinlich anders sein werden - das dauert aber noch mindestens ein Jahr.
Außerhalb des Spitals
Schwyz ist eine kleine Stadt, die Wege sind nicht weit. Durch die wunderschöne Umgebung ist ein hoher Freizeitwert gegeben - Bergsteigen, Wandern, Schwimmen im Lauerzer- oder Vierwaldstättersee, Radfahren, Wintersport,... für jeden, der gerne Sport macht ist etwas dabei. Kulturell ist hier nicht viel los, aber Luzern und Zürich sind gut mit der Bahn zu erreichen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind (wie alles andere) teuer - wer nicht mit dem Auto da ist, für den lohnt sich die Investition in ein Halbtax-Abo (180 CHF, entspricht der BahnCard50 und gilt auch für Schifffahrten und viele Bergbahnen). Da Schwyz recht zentral liegt kommt man recht gut in die anderen Ecken der Schweiz - vor allem ein Besuch im Tessin ist empfehlenswert.
Fazit
Ich würde ein Tertial im Spital Schwyz jederzeit weiterempfehlen! Ich habe sehr viel gelernt, das Team ist großartig und die Landschaft ein Traum.