Auf der Gynäkologie in Rheinfelden hat man sich sehr schnell sehr willkommen gefühlt. Die ersten Tage hat sich eine Assistenzärztin meiner angenommen. So hatte ich immer den selben Ansprechpartner und schnell einen guten Überblick über die anfallenden Aufgaben. Inzwischen gibt es sogar einen Leitfaden für UAs, der einem den Einstieg extrem erleichtert und alle Themen von Orbis über Aufgaben, Wegweiser, Telefonlisten und Erklärungen zu den personellen Strukturen (Belegarztsystem ect) abdeckt. So darf man schnell viele Aufgaben übernehmen, vor allem wenn man etwas Interesse und Motivation zeigt.
Der Tag beginnt mit dem Morgenrapport um 7:30Uhr. Dort werden die anstehenden OP's, und Termine in den Sprechstunden, die aktuelle Lage im Gebärsaal sowie interessante Entwicklungen bei bereits bekannten Fällen besprochen. Der Chefarzt spricht einen als UA dann persönlich an, was man heute gern machen/sehen möchte und wo man evtl. gebraucht ist. Da meist nur ein UA vorhanden ist, steht man hin und wieder auch fix im OP-Plan.
Die wichtigsten Aufgaben nach der Morgenvisite sind, Verläufe zu schreiben, im OP zu assistieren und die Aufnahmen (Eintritte) zu machen. Dazu führt man selbstständig das Anamnesegespräch und kann seine erlernten Untersuchungstechniken üben. Danach folgt die Dokumentation des ganzen und die Erstellung der Eintrittsverordnung, welche die Medikamente ect. für den stationären Aufenthalt festlegt. Im Leitfaden für UAs findet man ein Muster, welches man dann nur noch an den entsprechenden Patienten anpassen muss. Da die Patientinnen oft relativ gesund und jung sind, ist das meist nicht sehr kompliziert und bietet daher einen guten Einstieg ins eigenständige verordnen von Medikamenten. Selbstverständlich wird jede Verordnung im Anschluss mit einem Assistenzarzt besprochen.
Wenn man dann seine "Pflicht" erfüllt hat, darf man jederzeit mit in die Sprechstunden oder in den OP zum assistieren oder zuschauen (auch nicht-laparoskopische OPs werden auf die zahlreichen Bildschirme im Saal übertragen). Dabei dürfen gerne Fragen gestellt werden und je nach Zeitdruck und OA darf man auch mal zunähen.
In den ambulanten Sprechstunden der OA bekommt man einen guten Eindruck davon, wie es wäre, als niedergelassener Gynäkologe zu arbeiten (inklusive Jahreskontrollen, Spiraleneinlage und -Entfernung, HWIs, Abszesse, STDs). Es kommen auch viele Schwangere zur Terminkontrolle (Fruchtwasserindex, Kindsgrösse, Plazenta, Lage), die darf man dann zum Teil auch selbst schallen. Hier lernt man auch viel über alternative Heilmethoden. Gerade bei den onkologischen Patienten wird die Schulmedizin gern mit Akupunktur, Aromatherapie ect ergänzt. Auch deren Nachbehandlungen, wie z.B. das Tätowieren von Brustwarzen nach Mastektomie (Implantat oder Lappenplastik) sind sehr spannend.
Bei leitenden OA und beim Chefarzt kommen viele Patienten zur OP-Planung und Nachsorge. Es gibt viele Patienten mit Mamma-Ca (das Spital ist seit kurzem zertifiziertes Brustzentrum), aber auch alle anderen Gyn-Ca's, sowie Inkontinenz, Senkungen, Stenosen und Myome werden operiert. Am schönsten waren aber die Sectios.
Die Geburtshilfe ist leider der Bereich, mit dem man am wenigsten Berührungspunkte hat. Die meisten Geburten finden nachts statt, ein Arzt wird erst unmittelbar vor der Geburt dazu gerufen oder wenn das CTG schlecht aussieht. Nach Absprache mit Patientin und Arzt kann man aber bei den Hebammen seine Nummer hinterlegen und sich zur Geburt dazu rufen lassen. Wenn man möchte auch mal nachts, schliesslich sind die Personalwohnungen keine 5 Minuten Gehweg entfernt. Es wird je nach gezeigtem Interesse und vorhandener Zeit sehr viel erklärt und Fragen werden ausführlich beantwortet, sei es in Sprechstunde (zwischen zwei Pat.), OP oder im Gebärsaal.
Davon abgesehen hat man sehr geregelte Arbeitszeiten, da die Dienste von Belegärzten übernommen werden. So hat man nachts und am Wochenende grundsätzlich frei.
Aufgaben:
Verläufe, Aufnahmen, einfache Wundversorgung; sonst freie Zeiteinteilung, je nach Interesse im OP, Sprechstunde oder Gebärsaal
Pro:
Super nettes Team, in welches man schnell integriert wird; man darf viel machen, lernt viel, fühlt sich aber nie alleingelassen oder überfordert; für die getane Arbeit wird man viel und oft gelobt/sich bedankt, sämtliche Bereiche der Fachrichtung sind abgedeckt
Kontra:
etwas mehr Einblicke in die Geburtshilfe wären schön
Unterkunft:
frisch renovierte Zimmer mit Geschirrspüler, Waschmaschine, Trockner, kostenfreiem WLAN, in manchen Wohnungen auch TV; 3er WGs, die aber oft nur einfach belegt sind. Direkt gegenüber vom Spital. 350 CHF/Monat
Mittagessen: Wahl zwischen drei Menüoptionen, Salat und Suppe für 6,50CHF.
Kühlschrank und Mikrowelle auf Station, Mitbringen eigener Speisen daher möglich (Kaffee auf Station nur via Nespressomaschine - selbst Kapseln mitbringen! Alternativ 1,50CHF für Kaffee aus der Cafeteria - man wird aber oft eingeladen)
Parken: Dauerparkkarte 60 CHF, tagsüber Schwierigkeiten bei der Parkplatzsuche
Bezahlung: 1000CHF im ersten Monat, dann 100CHF mehr für jeden zusätzlichen Monat
Ort: Rheinfelden ist klein, aber sehr hübsch mit seiner Altstadt, dem Park und dem Rheinufer. Freibad, Openair-Kino im Sommer, Rheinschwimmen, Augusta raurica. Fahrrad mitbringen lohnt sich+ Nähe zu Basel (Zugverbindung). Brücke nach Deutschland im Stadtzentrum, Supermärkte direkt an der Grenze.