PJ-Tertial Neurochirurgie in Inselspital Bern (7/2017 bis 10/2017)
Station(en)
M Süd, M Mitte
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mein Wahlfach im Zeitraum Juli 2017 bis Oktober 2017 auf der Normalstation der Neurochirurgie am Inselspital Bern absolviert. Insgesamt kann ich die Abteilung empfehlen. Das Team aus Ärzten, Pflege und OP-Assistenten ist sehr nett und man hat die Möglichkeit, ein grosses Spektrum an Operationen der Neurochirurgie zu sehen (stereotaktische Biopsien, tiefe Hirnstimulation, Epilepsiechirurgie, Tumoroperationen spinal und intrakraniell, Wachkraniotomien, ein breites Spektrum an spinaler Chirurgie). Das Team besteht größtenteils aus deutschen Ärzten, sodass im Alltag meist Hochdeutsch gesprochen wird. Als Pjler sollte man sich jedoch bewusst sein, dass die Patienten aus der gesamten Schweiz kommen können und viele ältere französischsprachige Patienten weder Englisch noch Deutsch verstehen. Französische Sprachkenntnisse sind nicht unbedingt notwendig für das PJ, jedoch wird es nicht möglich sein, sich nur deutschsprachige Patienten auszusuchen! Im Vergleich zum PJ in Deutschland ist man als Student an der Insel glücklicherweise nicht für das Legen von Flexülen oder Blutabnahmen zuständig, sodass man mehr Zeit hat, sich mit den Patientenfällen zu beschäftigen. Man ist als Unterassistent (UHU) hier primär für die Aufnahmeuntersuchung der neuen Patienten zuständig und muss diese in der Nachtmittagsbesprechung (14:30 Uhr) vorstellen. Dies hat den Vorteil, dass man viele Patienten untersucht, sich genau mit den Krankheitsbildern beschäftigen kann und lernt, diese präzise vor den Ärzten vorzustellen. Der grosse Nachteil ist jedoch, dass die Neuaufnahmen meist ab 10.15 Uhr kommen und man aus diesem Grund bei vielen Operationen früher gehen muss, die am Vormittag stattfinden. Weiterhin gab es in meiner Zeit sehr viele Unterassistenten auf der Station (bis zu 7 Studenten gleichzeitig) und somit nicht immer sehr viel Arbeit zu jeden. Eine Erstassistenz im OP als Student war eher selten möglich und sehr heiss begehrt, sodass teilweise Studenten vorzeitig die Frühbesprechung verliessen um zu erst im OP zu sein. Ich empfand diese Situation als sehr unangenehm. Es gibt jedoch die Möglichkeit für eine Woche in den Spätdienst (14:30 Uhr bis 22Uhr) zu rotieren und dort mehr zu assistieren. Ein Kritikpunkt meinerseits ist die schlechte Betreuung der Studenten. Man wird eher als Arbeitskraft gesehen, genaue Besprechung der Patientenfälle, Bed-side-teaching oder regelmässiger Unterricht ist eher die Ausnahme, obwohl dieser 1x/Woche stattfinden sollte. In vier Monaten hatte ich jedoch max. drei Weiterbildungen. Dies ist ein häufiges Problem in der Chirurgie, jedoch war ich enttäuscht, dass dies in der Schweiz nicht viel anders als z.B. in meinem Chirurgie-Tertial in Deutschland war.
Die durchschnittlichen Arbeitszeiten sind lang (7.15 bis 17 Uhr), ein Studientag wird nicht gewährt jedoch erhält man pro Monat 2 Tage Urlaub. Pikettdienste und damit Arbeit in der Nacht oder am Wochenende wird von den Studenten nicht erwartet. Das Gehalt von 1000 Euro pro Monat ist relativ hoch, jedoch sind die Preise in der Schweiz entsprechend hoch (ein Mittagessen in der Kantine kostet etwa 10€) und man muss die Unterkunft selbst bezahlen.
Insgesamt kann ich die Neurochirurgie an der Insel empfehlen, jedoch sollte man sich keine Illusionen über das Teaching oder Möglichkeiten zur Assistenz im OP machen.