Die Klinik in Nauen ist ziemlich klein, bietet jedoch trotzdem ein weites Arsenal an Medizin. Man scheint gut aus Berlin nach Nauen zu kommen (kam aus der anderen Richtung und kann dazu nichts sagen). Es gibt ausreichend Parkplätze (kostenfrei für Studenten). Die CKII hat eigentlich nur traumatologische und D-ärztliche Patienten. Etwas ausgenommen sind ambulante Patienten (dort besonders Handchirurgie). Degenerative Erkrankungen werden nicht wirklich operiert. Das OP-Spektrum ist trotzdem erstaunlich groß. Man kann sagen von Kopf bis Fuß ist alles dabei und die Operateure sind richtige Allrounder. Die Qualität auf der Trauma erschien mir als sehr gut. Ich war 6 Wochen auf der Unfallchirurgie.
Nach Zusage durch das PJ-Portal solltet ihr von der Klinik eine PDF bekommen mit allen wichtigen Informationen. Es hat alles gut funktioniert, bis auf die Organisation der Bekleidung. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich meine eigene Dienstkleidung erst nach 6 Wochen. Ich hoffe da findet sich in Zukunft noch ein besserer Weg.
PJ-Vergütung wurde schon im ersten Monat problemlos gezahlt. Mittagessen ist kostenlos und ganz gut. Dienstag ist immer interdisziplinäre PJ-Fortbildung mit verschiedenen Themen. Fortbildung in der Unfallchirurgie gibt es leider nicht regelmäßig.
Berlin schreibt übrigens Unfallchirurgie im PJ nicht vor, eine Rotation ist somit nicht Pflicht. Es wird euch jedoch angeboten und ihr solltet die Möglichkeit nutzen.
Studientage dürft ihr nehmen wie es euch beliebt (16 pro Tertial).
Team:
Das Team besteht neben dem Chef aus 2 Oberärzten und mehreren Fachärzten. Ärzte in Weiterbildung gibt es nicht auf der Traumatologie. Das hat zur Folge, dass man ausschließlich mit sehr erfahrenen Ärzten zusammenarbeitet. Aufgeblasene und egozentrische Chirurgen gibt es nicht. Ich wurde sehr gut im Team aufgenommen, man pflegt ein freundschaftliches Miteinander. Das Verhältnis untereinander ist super und man wird nie als billige Arbeitskraft missbraucht. Ihr werdet es wohl kaum woanders sehen, dass euer Oberarzt eine Blutentnahme selbst macht oder den Verband wechselt während der Visite. Momente, an denen ich eigene Ideen einbringen konnte, wurden immer dankbar aufgenommen und diskutiert. Mit dem Chef ist super auskommen.
Die OP-Pflege ist zum Großteil echt nett. Mit der Pflege ist auch gut auskommen, jedoch habt ihr wenig mit Ihnen zu tun.
Tagesablauf:
Der Tag beginnt zwar offiziell um 7.00 Uhr, jedoch trifft man sich gewöhnlich erst um 7.15 Uhr auf Station zur Übergabe durch den Diensthabenden. Danach geht es zur Morgenbesprechung mit Röntgenvisite. Gegen 8 geht ein Teil des Teams in den OP, der andere Teil verteilt sich auf Station, Sprechstunde oder Notaufnahme. Es gibt immer ein "Lila-Arzt", der den Tagesablauf koordiniert und Ansprechpartner für alle Belange ist. Die Visite geht im Schnitt bis um 10 Uhr (Montag ist Chefvisite mit etwas anderem Tagesablauf am Morgen). Danach frühstücken alle Ärzte zusammen, die nicht im OP sind. Bis zum Nachmittag ist das normale Tagesgeschäft dran (Briefe, Aufklärungen, Patienten aufnehmen). Feierabend war IMMER pünktlich (15.30) und wenn nichts zu tun war durfte ich auch früher gehen.
Da wir ein paar Wochen an Patienten leer gelaufen sind gab es auch etwas Langeweile. Ich hatte dann halt zwischendurch ein wenig gelernt.
Das Dasein als PJ'ler:
Ihr seid nicht fest eingeplant oder habt Standard-PJ-Aufgaben. Alles kann, nichts muss. Die Ärzte haben nicht so viel Erfahrung mit PJ'ler, das heißt ihr müsst gewisse Dinge, die ihr machen wollt, offen kommunizieren. Dann ist aber eigentlich alles möglich. Sonst diktiert ihr halt Briefe, macht Anordnungen oder untersucht Patienten.
Auch als ein Student, der sehr früh gemerkt hat, dass Chirurgie nichts für mich ist, ist der OP ein kleines Highlight. Klar haltet ihr auch Haken, aber das hält sich in Grenzen. Es wird alles erklärt und auch in Stresssituationen ist es eine gute Atmosphäre im OP. Die Engelsgeduld der Operateure ist großartig. Keine Angst wenn ihr in Nauen eure erste Naht machen müsst, es schaut keiner auf die Uhr ;) Ihr macht Blutstillung, Nähte oder die ganz normale Assistenz. Zum Schluss durfte ich auch kleine OPs unter Aufsicht selbst machen (Materialentfernungen). Der Oberarzt steht dann immer neben euch und gibt euch gute Tipps. Wenn ihr möchtet dürft ihr auch codieren und OP-Berichte schreiben.
Ich würde mich nochmal für eine Rotation auf die Trauma entscheiden =)