Als positiv hab ich die Größe der Klinik und damit das breite Spektrum an Einsatzmöglichkeiten empfunden. Vom Frau-Mutter-Kind Zentrum über die HNO und den Zentral-OP, wo man von der Neurochirurgie bis zur Allgemein- und Viszeralchirurgie alles zu sehen bekommt. Das hat mir sehr gut gefallen. Ein Schwerpunkt liegt wohl auf der Regionalanästhesie. Man sieht sehr viel Spinalanästhesie und PDKs. Die Pflege ist in den meisten Fällen offen und lässt gern Flexülen legen, wenn man das üben möchte. Man lernt erst mal die grundlegenden Dinge wie EKG anlegen, Aufklärungsbögen ausfüllen und Maskenbeatmung. Wenn man fragt, erklärt der zuständige Arzt wie man die unterschiedlichen Parameter auf den Monitoren interpretiert. Es ist sehr viel Eigeninitiative gefragt und am auskunftsfreudigsten waren die Assistenzärzte.
Leider scheint die Anästhesie in Erfurt an chronischem Personalmangel zu leiden. Es fehlt sowohl an betreuenden Oberärzten, als auch an Assistenzärzten. Als ich angefangen habe, wurden gerade einige neue Assistenten angelernt, wobei ein Oberarzt im Schnitt für drei oder vier Säle zuständig war. Das hat dazu geführt, dass man als PJler/-in eher in den Hintergrund gerückt ist und weniger machen durfte. Ich fand es sehr schade, dass ich selten mit erfahrenen Anästhesisten eingeteilt war, um ein paar Fragen loszuwerden oder z.B. eine Einleitung unter Aufsicht selbst durchzuführen. Man kann zwar zwischen den Sälen springen, um anderswo zuzuschauen, allerdings gab es noch einige andere PJler und Hospitanten, sodass man sich die OPs aufteilen musste. Ich hab mich dann eher an die Assistenzärzte und die Pflege gehalten, um ein paar Handgriffe selbst zu üben. Hat auch geklappt, aber war oft etwas mühsam, da man nicht selbstverständlich mit einbezogen wurde, sondern meistens drum bitten musste. Das hat mich am meisten gestört, dass die Lehre ziemlich untergegangen ist. Die Stimmung war insgesamt eher mäßig und als ein neues Computersystem eingeführt wurde, war die Hälfte des Personals der Verzweiflung nahe.
Gut war, dass man regelmäßig Pause machen konnte und wenn nachmittags nichts Spannendes mehr lief, durfte man auch mal ein Stündchen früher nach Hause. Der Unterricht war für meinen Geschmack recht trocken, aber immerhin konnte man sich für Kurse eintragen und der BLS- Kurs im Simulationszentrum war top!
Auf Intensivstation war ich für vier Wochen eingeteilt. Der Oberarzt dort ist supertoll und hat mich richtig motiviert und sich Zeit genommen, ein paar Geräte zu erklären. Ansonsten fand ich´s eher zäh, aber das ist, denke ich, Geschmackssache, ob man die Intensiv mag oder nicht.
Dann war ich noch zwei Wochen mit dem Notarzt unterwegs- war ok.
Alles in allem kann ich das Helios nicht empfehlen. Ich hab mich auch umgehört wie es PJlern in anderen Kliniken ergangen ist und mir ist bewusst, dass nicht alles perfekt laufen kann. Aber ich hätte mir gewünscht, mehr zu lernen und besser in den Ablauf einbezogen zu werden. So steht man meistens dabei und schaut den Assistenten beim Üben zu.