Vom 4.9. bis 27.10.2017 war ich für ein halbes Tertial Innere am King’s College Hospital London. Mein Aufenthalt war Teil des Elective Programs des King’s College London, beworben habe ich mich dafür ca. ein halbes Jahr im Voraus. Die KCL Website liefert dazu gute und aktuelle Informationen. Ich hatte Endokrinologie als Wunschfach angegeben und bekam diese Rotation auch, wobei die Abteilung Endokrinologie, Diabetes und allgemeine Innere umfasst.
Meine ersten zwei Wochen verbrachte ich auf einer Station mit Patienten, die hauptsächlich Infektionen und Elektrolytentgleisungen hatten. Ich wurde einem der Teams zugeordnet und konnte mit den Assistenzärzten (F1 und F2, äquivalent zu deutschen PJlern oder Assistenten im 1./2. Jahr) mitlaufen. Entgegen meiner Befürchtungen durfte ich einige Dinge auch selbständig machen, also Blut abnehmen, Zugänge legen, Patienten untersuchen etc. Dreimal in der Woche war Oberarztvisite. Die Oberärztin nahm sich viel Zeit für Erklärungen und gründliche Aufarbeitung der Fälle, so dass ich hier einiges lernen konnte. Zudem konnte ich zweimal mit einer Fachärztin (Registrar) zu ihrem Dienst in der Notaufnahme und dort Patienten selbständig anschauen, um sie dann anschließend mit ihr zu besprechen.
Woche 3 und 4 verbrachte ich mit dem Diabetesteam. Hier war ich vor allem in Sprechstunden und Meetings dabei. Fokus waren dabei unter anderem langjährige Typ 1 Diabetiker, komplexere Typ 2 Fälle sowie Schwangerschaftsdiabetes. Ich saß dabei mit Ärzten, Psychologen, Krankenschwestern und Diätassistentinnen in ihren jeweiligen Sprechstunden. In den Meetings wurden dann ebenfalls komplexere Fälle diskutiert. In diesen zwei Wochen habe ich auf jeden Fall meine Grundlagen der Diabetesbehandlung sehr gut festigen und ausbauen können.
In Woche 5 und 6 war ich Teil des Endokrinologie-Teams. Einerseits waren viele Konsile, die meisten wegen Hyponatriämie bei stationären Patienten, zu bearbeiten. Andererseits gab es viele Meetings und Sprechstunden zu allen möglichen Krankheiten von Schilddrüse, Hypophyse und Nebennieren. Wer also Lust auf etwas speziellere Innere hat, ist hier gut aufgehoben. Das Team war super nett und sehr hilfsbereit, auf Nachfrage alles in Ruhe zu erklären.
Die letzten beiden Wochen teilte ich mir mehr oder weniger selber ein. Unter anderem war ich einigen pädiatrischen Sprechstunden für Diabetes und Endokrinologie, weil ich hier ein besonderes Interesse habe. Außerdem konnte ich die Zeit auch nutzen, an meiner Doktorarbeit zu schreiben, was mir ganz gelegen kam.
Einmal die Woche gab es eine Fortbildung für F1s, zu denen wir als Austauschstudenten auch durften. Dazu gab es ein kostenloses Mittagessen und die Qualität der Vorträge war meistens relativ gut. Generell gibt es unzählige Weiterbildungsmöglichkeiten, die man aber auch ein bisschen suchen muss. Die Zeiteinteilung war relativ frei und ich konnte das machen, was mich wirklich interessierte.
London als Stadt ist natürlich sehr spannend und vielseitig. Für mich war es eine tolle Erfahrung, hier 2 Monate leben und arbeiten zu dürfen. Ich würde das King’s College Hospital auf jeden Fall empfehlen, wenn man Lust auf spezialisierte universitäre Medizin und freie, selbständige Zeiteinteilung hat.